: An die Chefredaktion der taz -betr.: Bericht und Kommentar zu den Forderungen der Friedensstiftung - "Blutrote Taube" in der taz-Bremen vom 24.7.1995, Kopie an die Bremer Redaktion
Betr.: Bericht und Kommentar zu den Forderungen der Friedensstiftung – „Blutrote Taube“ in der taz-Bremen vom 24.7.95, Kopie an die Bremer Redaktion
Liebe (ehemalige?) Friedensfreunde, aus der sicheren Etappe wendet sich der militante Teil der taz – die Lokalausgabe Bremen – entschlossen gegen jene, die fordern, daß im Bosnien-Konflikt die „diplomatischen Verhandlungen beharrlich fortgesetzt werden“. Woher nimmt Herr Wolschner den Mut, die Frage zu ignorieren, ob eine militärische Strategie der Konfliktlösung im früheren Jugoslawien nicht noch mehr Blut kosten würde – nicht nur bosnisches, sondern auch das serbischer Soldaten, die zum Kampf gepreßt werden (in Serbien gab es allein ca. 300.000, die sich vor dem Kriegsdienst versteckt hatten, während die Bundesregierung mit der serbischen Regierung über die Repatriierung der nach Deutschland geflohenen Verweigerer und Deserteure verhandelt).
Die UNO und die in der Friedensarbeit engagierter NGOs haben viel zum Überleben der betroffenen Bevölkerung beigetragen; das wäre nicht möglich gewesen, wenn sich die UNO oder/und die NATO als Streitkräfte an den Kämpfen beteiligt hätten. Nun sollen sie mit der Bundeswehr, entgegen deren verfassungsgemäßen Auftrag, in die Auseinandersetzungen eingreifen. Davor warnen erfahrene Militärs und die Friedensorganisationen und empfehlen, endlich wirksam die Instrumente der Deeskalation zu aktivieren; die in ihren Ursprüngen pazifistisch orientierte taz hingegen fühlt sich berufen, diese Mahner zu diffamierieren und den „Hau-drauf“-Aktivisten in Parlamnet und Regierung zu hofieren.
Wir wissen, daß mit den Bildern, auf die sich der Autor beruft, Stimmungen erzeugt werden (sollen), die das Denken verkleben. Kritischer und verantwortungsbewußter Journalismus ist dagegen der Aufklärung der Hintergründe und der Abwägung der Folgen des politischen Handelns verpflichtet, und das erwartet man von der taz – auch in Bremen. Manfred Osthaus
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