: An der Quelle des Trinkwassers
Zum Tag des Denkmals öffnet auch das Wasserwerk in der Südstadt seine Pforten. Seit hundert Jahren wird hier Trinkwasser aufbereitet. Umweltbiologen bestätigen die Qualität kölschen Wassers
Von Christiane Martin
Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich täglich 130 Liter Trinkwasser, weit über die Hälfte davon zur Körperpflege. Ein echter Luxus, verglichen mit den 31 Ländern, die laut Welthungerhilfe unter dauerndem Wassermangel leiden und in denen die Menschen mit wenigen Litern meist ungereinigten Wassers auskommen müssen. Wo aber kommt das kostbare Nass her, das auch wir in Köln meist so gedankenlos verwenden? Und haben die Bläck Fööss Recht, wenn sie singen: „Dat Wasser vun Kölle es jot“?
Die geologischen Voraussetzungen in der Kölner Bucht sind günstig, um Trinkwasser zu gewinnen. So durchzieht ein stetiger Grundwasserstrom den Untergrund, gespeist von versickerndem Niederschlagswasser und dem Rhein. Die Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke (GEW) fördern in neun Wasserwerken das Trinkwasser für die Menschen in Köln und dem Umland: jährlich 113 Millionen Kubikmeter. Dabei bedienen sie sich zweier „Quellen“: des natürlichen Grundwassers aus Niederschlägen und des Uferfiltrates, das aus dem Flussbett des Rheins ins Grundwasser sickert.
Das Wasserwerk Severin in der Kölner Südstadt versorgt die Haushalte der Kölner Innenstadt und ist über eine Rohrleitung mit Brunnen im Gebiet „Weißer Bogen“ bei Köln-Rodenkirchen verbunden. Die Brunnen in Rheinnähe fördern aus bis zu 30 Metern Tiefe Wasser, das zu 80 bis 90 Prozent aus Uferfiltrat besteht. Drei bis sechs Monate ist dieses Wasser schon unterwegs gewesen in den verschiedenen Erd-, Sand- und Kiesschichten des Rheintals.
Auf diesem ein bis zwei Kilometer langen Weg wird es gefiltert und gelangt gut vorgereinigt ins Wasserwerk Severin, das schon 100 Jahre alt ist. Damals waren die Erbauer so stolz auf die technische Errungenschaft eines Wasserwerkes, dass sie dem Ausdruck verliehen, indem sie das Gebäude im Stil einer Kirche oder Burg errichteten. So majestätisch – und inzwischen denkmalgeschützt – thront es heute noch in der Südstadt. 14 Aktivkohlefilter reinigen hier das Wasser nochmals, bevor es als Trinkwasser in einem riesigen Wasserspeicher gelagert wird. Von hier aus wird es in die Stadtleitungen gepumpt – je nach Bedarf mal mehr, mal weniger.
Heute steuern Computer die Zuteilung. Aber bis in die 1990er Jahre hinein waren Wasserwerker ständig vor Ort und haben die Pumpen bedient. Damit sie schnell reagieren konnten, haben sie die laufenden Fernsehprogramme verfolgt. Wenn in den Werbepausen plötzlich in ganz Köln die Toilettenspülungen rauschten, konnten sie die Pumpen hochfahren.
Um die Qualität des Kölner Trinkwassers zu überwachen, betreibt die GEW ein eigenes Wasserlabor mit 30 Mitarbeitern, die jährlich 16.000 Proben untersuchen. Die Ergebnisse sind gut, im Internet unter www.rheinenergie.com können sie abgerufen werden. Alle mehr oder weniger kritischen Inhaltsstoffe kommen nur in geringen Konzentrationen vor und erreichen die geltenden Grenzwerte nicht. Die Biologin Isabel Wilke vom Kölner Umweltinstitut Katalyse sagt dazu: „Das Trinkwasser in Köln ist wirklich in Ordnung. Es ist für die Wasserwerke technisch kein Problem, die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung einzuhalten.“ Deshalb seien die GEW-eigenen Untersuchungen auch nicht anzuzweifeln.
Da sowohl die GEW als auch die meisten Hauseigentümer nur noch Wasserleitungen aus Kunststoff, Kupfer oder Edelstahl benutzen, ist das Kölner Trinkwasser auch bleifrei. Allerdings gab es im Jahr 1998 in Köln noch 1 bis 2 Prozent Altbauten, in denen Bleileitungen lagen. Diese verschlechtern die Wasserqualität erheblich, denn bis zu 200 Mikrogramm Blei können dann pro Liter gelöst sein. Über einem Grenzwert von 25 Mikrogramm kann Blei Entwicklungsstörungen bei Ungeborenen und Kleinkindern verursachen. Wer den Verdacht hat, in einem Haus zu wohnen, in dem immer noch Bleirohre liegen, kann sich bei der GEW beraten lassen und für 21 Euro sein Trinkwasser testen lassen.
Bewusstsein für die lokale und globale Bedeutung des Wassers schafft auch der diesjährige Tag des Denkmals, der bundesweit das Thema Wasser behandelt. In Köln werden dazu am 11. September Streifzüge durch die Natur, Kultur und Geschichte des Kölner Wassers angeboten – vom Trinkwasser bis zum erfrischenden Eau de Cologne.
Tag des Denkmals (11.9): Infos im Internet unter www.stadt-koeln.de