American Pie: Mad Max meets Pat und Patachon
■ Von ballspielenden Sträflingen, erfolglosen Zauberern und einem rumänischen Riesen
Now the half time air was sweet perfume
Es gibt wenig, was einen weißen Polizisten so sehr provoziert wie ein Schwarzer am Steuer eines teuren Autos, hat der liberianische Fußballer George Weah einmal gesagt. Seine basketballenden amerikanischen Kollegen können ein Lied davon singen. Vernon Maxwell zum Beispiel, der nach einigen Irrungen eine Heimat bei den Charlotte Hornets gefunden hat, vorgestern aber für 90 Tage in ein texanisches Gefängnis wanderte, weil 1995 bei einer Verkehrskontrolle ein Gramm Marihuana in seinem Auto gefunden wurde. Das Verpassen der Play- offs könnte „Mad Max“ Millionen kosten und durchaus das Ende seiner NBA-Karriere bedeuten. Schwer vorstellbar, daß einem reichen weißen US-Bürger ähnliches Mißgeschick widerfahren wäre.
Oder Chris Webber von den Washington Wizards, der bei der morgendlichen Fahrt zum Training ebenfalls mit den Cops aneinandergeriet und anschließend eine Anklage wegen Angriffs auf einen Polizeioffizier und Drogenbesitzes am Hals hatte. Auf den Boden des Autos waren ein paar Marihuana-Krümel gefunden worden. Nicht immer läßt sich allerdings der offene oder latente Rassismus der Polizei dafür verantwortlich machen, wenn NBA-Spieler Probleme außerhalb des Platzes bekommen. Vor allem, wenn es sich um Angehörige der Washington Wizards handelt. Juwan Howard stand wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht, Rod Strickland wurde wegen desselben Deliktes verurteilt. Ende letzten Jahres liefen Strickland und Kollege Tracy Murray sichtlich blessiert auf den Platz, nachdem sie sich im Hotel eine Schlägerei geliefert hatten, und derzeit wird gegen Webber und Howard ermittelt, weil sie von einer Frau wegen „sexueller Übergriffe“ bei einer Party angezeigt wurden. Beide beteuern ihre Unschuld.
Das schwache Abschneiden in dieser Saison ist durch solche Eskapaden kaum zu erklären. Nach ihrer starken Vorstellung in den Play-offs gegen die Chicago Bulls waren die Wizards letztes Jahr mit ihrem genialen Trio Webber, Howard, Strickland als Team der Zukunft gehandelt worden. Statt dessen haben sie die Play-offs so gut wie verpaßt. „Ich weiß nicht, was mit diesem Team los ist“, sagt Philadelphias Eric Snow, „sie haben so viel Talent.“
Sie nutzen es bloß nicht immer. Wenn es schlecht läuft, neigen die Wizards dazu, frühzeitig aufzugeben, und es gibt niemanden, der sie aus ihrer Lethargie reißt. Webber, Howard und Strickland sind eher introvertiert – zumindest auf dem Feld – und finden, daß Trainer Bernie Bickerstaff dazu da ist, sie aufzurütteln. Der gibt den Schwarzen Peter prompt zurück: „Die einzelnen Spieler müssen Verantwortung übernehmen.“
Zum Phlegma kam Pech. So war zum Beispiel Center Gheorghe Muresan die gesamte Saison verletzt. „Mein schlimmstes Jahr“, klagt der 2,31 m große Rumäne, allerdings nur, was Basketball betrifft. Statt unter dem Korb feiert Muresan auf der Leinwand Erfolge. Am Wochenende startete in den USA sein Film „My Giant“, in dem er mit Billy Crystal eine Art Neuauflage von Pat und Patachon liefert. Obwohl sein Englisch immer noch klinge, „als gurgle er mit Haferflocken“ (USA Today), bekommt Muresan in dem Rührstück klar die besten Kritiken. Den Washington Wizards hilft das aber auch nicht weiter. Matti Lieske
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen