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American PieDie Respektlosen

■ Allen Iverson steht im Zentrum des Generationenkonflikts in der NBA

But February made me shiver, with every paper I'd deliver

Keine Sekunde zögerte Allen Iverson mit der Antwort, ob er beim All-Star-Game der NBA am letzten Wochenende nicht ins Team des Ostens gehört hätte: „Selbstverständlich.“ Der verschmähte Point Guard der Philadelphia 76ers strotzt bereits in seinem ersten Profijahr vor Selbstbewußtsein, was ihn bei den Veteranen der Liga nicht eben beliebt macht. Der 21jährige gilt als der Prototyp jener jungen Schnösel, die nach kurzer oder gar keiner Collegezeit in die Liga kommen, Millionen verdienen und jeglichen Respekt vor den älteren Kollegen vermissen lassen.

„Die meisten können nicht mal ihren Namen buchstabieren“, spottet Dennis Rodman, und in seltener Einigkeit mit seinem Oberunhold wies auch NBA-Commissioner David Stern jüngst darauf hin, daß er es für bedenklich halte, wenn immer mehr Kids ihre College- Ausbildung frühzeitig abbrächen, um schneller an das große Geld zu kommen.

Die etablierten Stars bevorzugen Leute wie Tim Duncan, den überragenden College- Spieler der letzten Jahre, der die komplette Zeit in Wake Forest absolviert, bevor er zu den Profis wechselt. Die jungen Großmäuler wie etwa Nick van Exel, der bei den Los Angeles Lakers im letzten Jahr nicht lange wartete, bis er gegen den Führungsanspruch des zurückgekehrten Magic Johnson aufmüpfte, oder eben Allen Iverson sind ihnen ein Greuel. Barkley, Malone, Pippen, sie alle wettern gegen den kleinen Spielmacher der 76ers, der nicht einmal davor zurückschreckte, sich während eines Spiels mit dem großen Michael Jordan anzulegen. Iverson ficht das nicht an: „Ich habe eine Menge Respekt vor Michael Jordan außerhalb des Spielfeldes. Wenn wir auf dem Platz sind, ist alles vergessen.“

Neben Mangel an Respekt wird dem frechen Rookie mit dem schnellsten Crossover- Dribbling aller Zeiten vor allem seine eigensüchtige Spielweise zum Vorwurf gemacht. Daran ändert auch die Quote von sieben Assists pro Spiel nichts. Nach Wurfversuchen gehört Iverson zur NBA-Spitze, aber kein Point Guard hat eine schlechtere Trefferquote. Dennoch ist er mit 23 Punkten pro Spiel der achtbeste Werfer der NBA. Ganz oben steht er auch bei den Ballverlusten, zum Teil weil seine Pässe zu überraschend für die Mitspieler sind. „Er hat einen Hang zum Spektakulären“, sagt Teamkollege Jerry Stackhouse, ist aber überzeugt, daß den 76ers, immer noch eines der schlechtesten Teams der Liga, mit Iverson und ihm selbst eine sonnige Zukunft bevorsteht.

Beim diesjährigen Rookie- Game wurde Allen Iverson mit 19 Punkten und 9 Assists zum besten Spieler gewählt, allerdings nur, weil sein Team gegen den Westen mit 96:91 gewann. Die beste Show bot Kobe Bryant von den Los Angeles Lakers, der 31 Punkte erzielte und auch den Slam-Dunk-Wettbewerb gewann. Bryant, der es in L.A. bereits zum Publikumsliebling gebracht hat, ist gerade mal 18. Matti Lieske

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