Altes Europa – neues Europa : „Keine leichte Entscheidung“
aus Prag ULRIKE BRAUN
Die Haltung der tschechischen Regierung zur Irakkrise ist eindeutig: „Auf nach Bagdad!“, tönt es an der Moldau. Erst Ende vergangener Woche stimmte das Parlament, wenn auch nach hitziger Debatte, einem Kabinettsbeschluss zu, einen Krieg der USA im Irak zu unterstützen. „Eine richtige Entscheidung“, lobte da sogar Tschechiens scheidender Präsident Václav Havel, der eigentlich noch immer auf den Friedensnobelpreis hofft.
Seit seinem Nato-Beitritt im März 1999 ist Tschechien zu einem engen Verbündeten der USA avanciert. Schon im April vergangenen Jahres entsandte die kleine Republik 251 Spezialisten für chemische Kampfstoffe nach Kuwait, die jetzt um weitere 110 Mann verstärkt werden sollen. Als weitere Hilfe hat die tschechische Regierung den Aufenthalt von US-Soldaten auf ihrem Gebiet erlaubt.
„Das ist keine leichte Entscheidung, sie hat eine ganze Anzahl verwirrender und komplizierter Zusammenhänge. Aber ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass es eine richtige Entscheidung ist, und ich identifiziere mich voll mit ihr“, kommentierte Präsident Havel die Kriegsbereitschaft seines Landes. Abhängig gemacht hat das tschechische Parlament den Einsatz seiner Truppen zwar von einem entsprechenden Mandat der UNO, es würde ihm aber auch schon eine Resolution des UN-Sicherheitsrates reichen.
Bei der tschechischen Bevölkerung hingegen ist die Idee eines Kriegs im Irak unbeliebt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM vom November vergangenen Jahres sind 58 Prozent der TschechInnen dagegen. Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik, der am Wochenende seine Truppen in Kuwait besuchte, ist vom Guten eines möglichen Krieges allerdings überzeugt. „Für eine gute Sache zu sterben ist ein schöner Tod“, erklärte der ehemalige Soldat.