: „Alles lässt sich in einen Text packen“
Es brennt noch Licht im (guten) Hamburger HipHop: „Teamsport“ stellen heute im Molotow ihre Debüt-EP vor. Im Interview erzählen S-Mode, Bruder Garl und DJ Frankie Nutz, warum es so lange dauerte bis zur ersten Veröffentlichung
von ALEXANDER DIEHL
Auch wenn sie sich selbstredend nicht alle über einen Kamm scheren lassen, versprechen die anstehenden Hamburger HipHop-Veröffentlichungen teils eher Enttäuschendes: Paolo 77 etwa begibt sich mit seiner EP Schlampen in sexistische Sümpfe. Moqui Marbles andererseits scheitern auf hohem Niveau mit ihrer demnächst erscheinenden LP Das Teredeum zwischen trägen Reimen, schwülstiger Produktion und ebensolchen Texten („Schwarze Liebe, rote Tränen“).
Wie schön ist es da, ein Produkt wie Transporter in Händen zu halten, der Debüt-EP von Teamsport. Abseits von Jams und Partys trat die Crew aus dem Trainingslager des gleichnamigen Altonaer Labels erstmals vor zwei Jahren auf der Vorsprechtermin-Compilation in Erscheinung, auf der ihr Track „Auszeit“ einen Höhepunkt markieren konnte. Jetzt legen S-Mode, Bruder Garl und DJ Frankie Nutz fünf – übrigens im ehemaligen taz hamburg-Redaktionsgebäude aufgenommene – Tracks vor, die vieles richtig machen, was so mancher Kollege aus den Augen verloren zu haben scheint. Heute Abend wird der Erstling im Rahmen des regelmäßigen Trainingslager-Clubs im Molotow vorgestellt und, so steht zu erwarten, gebührend gefeiert.
taz hamburg : Ihr habt euch vor gut drei Jahren gegründet. Warum hat es dann so lange gedauert bis zu diesem Debüt?
S-Mode: Wir waren das erste Jahr viel damit beschäftigt, Stücke zu schreiben, haben die ersten produziert, und mit denen sind wir dann aufgetreten. Das war zunächst die Hauptsache: Auftreten, durch die Gegend fahren, die Connections nutzen, die wir noch in anderen Städte haben, in denen wir vorher was gemacht haben. Dann gab es dann erstmal gar kein wirkliches Studio, denn das Gebäude wurde renoviert. Jetzt steht das Studio, da haben wir gesagt, jetzt ist es soweit. Und weil es so lange gedauert hat, machen wir gleich eine EP mit fünf Stücken. Für die Leute, die öfter gefragt haben, ob es einen Tonträger gibt, als Dankeschön: kein Demo, keine Single, gleich fünf Lieder.
Warum kein Album?
S-Mode: Wir hätten schon auf Albumlänge kommen können, aber da wären auch Lieder dabei gewesen, mit denen wir inzwischen seit drei Jahren auftreten. Das war einfach nicht mehr der Stand der Dinge.
Im – nicht speziell – deutschsprachigen HipHop stört mich, dass viele MCs ausschließlich zu thematisieren scheinen, dass sie rappen, wie das so ist, und dass sie dabei – natürlich – die Besten sind. An eurer EP fällt mir angenehm auf, dass es zwar auch solche Ideen gibt, aber auch andere Dinge verhandelt werden, etwa Großer Lauschangriff und Krieg gegen den Terror. Wie ist das im Rest eures Repertoires?
Bruder Garl: Das von dir beschriebene Thema kommt vielleicht ein, zwei Mal vor. Ansonsten lässt sich doch eigentlich alles in einen Text packen, was einen beschäftigt: Kindheitserinnerungen wie in „Fotoalbum“, politische Aspekte wie in dem erwähnten Stück „Germania Interkontinental“.
S-Mode: Es ist eigentlich das Wie. Im ersten Lied, in dem es um Teamsport geht, geschieht das eben genau im Kontrast zu solchen Texten, die immer nur sagen, dass jemand das Mikro in der Hand hat und wie gut er damit umgeht. Es geht darum, was Teamsport für mich bedeutet, und das muss eben nicht heißen, ich bin der Beste und springe weiter und höher. Eben nicht so ein typischer Ego-Rap der Superlative.
Wie programmatisch ist denn da der Bandname? Wie sehr geht es um das Team – im Gegensatz zum Ego?
Frankie Nutz: Diese Dimension ist auf jeden Fall vorhanden, das würde ich schon sagen.
Bruder Garl: Aber wir haben den Namen nicht deswegen ausgesucht.
S-Mode: Es war eher so, dass einer „Teamsport“ gesagt hat, und alle es sofort einen guten Namen fanden. Vielleicht auch, weil jeder gemerkt hat, dass er stimmt für die Chemie zwischen uns.
heute, 23 Uhr, Molotow