: Alle total unglaubwürdig?!
Betr.: „Verfassungsschutz muss sein“, taz bremen vom 11.04.03
Zu der taz-Meldung, dass der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion gesagt hat: „Wer ein gestörtes Verhältnis zu Verfassungsschutz, Polizei und anderen Organen hegt, sollte sich nicht öffentlich äußern, sonst läuft er Gefahr, nicht mehr ernst genommen zu werden“, stellt sich eine Reihe interesssanter Fragen:
Was bezeichnet Herr Herderhorst als „gestörtes Verhältnis“? Um hier eine mögliche Bandbreite von Verhältnissen anzuführen, möchte ich ein Erlebnis in Frankfurt anführen, bei dem während einer friedlichen Demonstration Sondereinsatz-Hundertschaften der Polizei mit grober Gewalt und massiv zerstörerisch vorgingen. Durch dieses Erlebnis habe ich ein sicherlich recht eigenes Verhältnis zur Polizei bekommen, das nicht als ungestört benannt werden kann. Schade, dass ich nun offiziell disqualifiziert werde, mich in der Öffentlichkeit je wieder mit Glaubwürdigkeit äußern zu können. Was ist an dieser Stelle mit den Opfern nachgewiesener Straftaten und Überschreitungen der Polizei? Sollen die nun alle ihre Wahlberechtigung abgeben? Dem Verfassungsschutz stehen sogar eine weite Reihe prominenterer Menschen als ich es bin mit Skepsis gegenüber, alle total unglaubwürdig?!
Und wer sind denn nun die anderen Organe? Pauschal jeder, dem Herr Herdenhorst warm den Bauch streicheln möchte? Ich würde diesbetreffs zu Herrn Herdenhorst eher bemerken: Wer in einer demokratischen Gesellschaft deren Institutionen Kadavergehorsam abverlangt, sollte sich überlegen, ob seine Stimme als Sprecher einer Fraktion wirklich geeignet ist.“
Bodo Vogtländer, Bremen