Alemannia Aachen besiegt Real Madrid

Zwei Sitzplatzkarten für den Pokalschlager Alemannia Aachen gegen den FC Bayern München gehen beim Internetauktionshaus Ebay schon mal für 481 Euro weg. Wahre Fans machen da natürlich nicht mit

AACHEN taz ■ Was ist schon Real Madrid, die Riege um die fußwerkenden Popstars wie Zidane, Ronaldo und Beckham gegen die Reckenschar von Alemannia Aachen? Manchmal ein billiges Schnäppchen, wenn man sich die Preise beim Internet-Versteigerer Ebay ansieht. Für den Pokal-Auftritt von Bayern München am Tivoli nächsten Mittwoch muss man – trotz Live-Übertragung im Free-TV – zum Teil tiefer in die Tasche greifen als für das Champions-League-Spiel der Spanier drei Wochen später in München.

Zuletzt waren jeweils gut 400 Karten im Angebot. In München wechselten Tribünenkarten schon für 200 Euro das Paar die Besitzer. Selbst zwei beste Haupttribünensitze „gleich neben dem VIP-Bereich“ – und das ist in der Bussi-Stadt bekanntlich so wichtig wie das Spiel – brachten gerade mal gut 400 Euro. Anders in Aachen. Da setzte um zwei mäßige Sitzplätze ein hefttiges Massaker ein. Innerhalb der letzten 15 Minuten schnellte der Preis von gut 200 auf 481 Euro. Andere zahlten für zwei Sitzplatz-Karten gut 300 Euro.

Hardcorefans, das belegt Alemannias Fan-Forum, finden solch “gewissenlose Geschäftemacherei nur noch dreist“: Bei den Handelsmengen müsse „man sich fragen, ob überhaupt noch richtige Alemannia Fans im Stadion“ sein werden. “tittipower-AC“ mault: „Von mir aus können die leute sich den hintern mit der karte abputzen. Das ist nicht mehr zum aushalten mit Ebay!“ Wahre Clubfreunde würden die Zugangsberechtigung zum Tivoli nach Herzblut (in Litern) und Sangeskraft (in Dezibel) verteilen.

Zwischenzeitlich war der Handel etwas kundenfreundlicher geworden. Die Preise für ein Aachener Stehplatzticket sanken von rund 70 Euro auf 30, einer ergatterte sogar glücklich eine einzelne Tribünenkarte für knapp 100. Nach dem Geistertriumph gegen Nürnberg ziehen die Preise wieder an - indirekt befeuert auch durch die Aachener Zeitung: Dass Mario Adorf als Ehrengast und Losfee zum Spiel kommt, wurde gestern mit einem nachträglichen Extragruß an Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf garniert: „Endlich ein richtig guter Schauspieler am Tivoli.“

Chancen bei Ebay bleiben - durch allerlei Deppenhaftigkeit der Kartenanbieter. Etwa bei denen, die fahrlässigerweise (einer aus München!) beim Namen Alemannia ein l vergessen. Gleich fand das Angebot weniger potenzielle Kunden: der Preis blieb unter 30 Euro. Ein Aachener schrieb München nach ullaschmidtstädtischer Aussprache, nämlich „Münschen“. Dessen Tickets waren gestern fast unbeachtet. Spannend wird es beim cleveren Angebot von „daforce2004“. Es endet am 4.2. um 23:39 Uhr. Da kann sich der glückliche Ersteigerer die Eintrittskarte gleich nach dem Spiel abholen. BERND MÜLLENDER