■ Albert Hefele steht vergebens auf:: Nagano nachts, wenn alles schläft (live)
Gegen 2.10 Uhr MEZ meldete sich erstmals der olympische Geist. Durch das allgemeine Schlaf- und Traumgeschehen hindurch drang seine Botschaft sanft, aber hartnäckig an mein trunkenes Ohr. Von wegen aufstehen und berichterstatten, all denen, die schon schliefen, draußen im Lande, bzw. noch gar nicht daheim waren. Wegen Karneval. Man torkelt also zur Fernbedienung und rätselt, wann man das letzte Mal wegen Sport so früh aufgestanden ist. Gab es damals schon eine Fernbedienung? Schemenhaft tauchen aus dem Uraltgedächtnis auf: Harald Norpoth, ausgemergelt im Matsch der 5.000-m-Aschenbahn zu Tokio, und Jairzinho gegen Engeland.
Wie dem auch sei: In der Nacht zum Sonntag sollte der olympische Abfahrtslauf stattfinden. Das „Speed-Event“ der alpinen Rennen. „Speed-Event“, was für ein schönes neues Wort. Von den Kommentatoren des ORF adoptiert und herzlich aufgenommen in die Familie der um jeden Preis aufgeblasenen Flott- und Modebegriffe. War aber nix mit Speed- Event, weil nämlich der dämliche und völlig uncoole Snowfall dazwischenkam. Nichts als zugeschneite Japaner und in den Sprechfunk brabbelnde Funktionäre auf dem Bildschirm. Die österreichischen Kollegen mußten jedoch eisern am Abfahrtshang verharren und die kulinarischen Probleme, „die man dort unten hat“, besprechen. Salat zum Frühstück. Da fragt man sich: „Wo bleibt da Kaffee mit Buudda und Marmelad'?“
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