AfD-Posse in Brandenburg: Stiefvater will Sohn nicht zurück
Stefan Hein will nun doch ins Brandenburger Parlament – um einen Antisemiten zu verhindern. Aber Fraktionschef und Stiefvater Gauland nimmt ihn nicht auf.
BERLIN taz | Der Familienzwist im Hause AfD geht in die nächste Runde: Das geschasste Parteimitglied Stefan Hein hat am Donnerstag angekündigt, sein Mandat im neuen brandenburgischen Landtag nun doch anzunehmen. Erst in der vergangenen Woche hatte er seinen Verzicht erklärt. Heins Stiefvater Alexander Gauland, in Personalunion auch AfD-Landeschef, äußerte sich am Freitag „sehr enttäuscht über den Wortbruch von Hein“.
Als einer von elf AfD-Politikern wurde Hein bei der Landtagswahl am 14. September ins Parlament gewählt. Lange konnte er sich darüber aber nicht freuen: Nach nur einer Woche fiel er bei seinen Parteifreunden in Ungnade, da er Fraktionsinterna an das Nachrichtenmagazin Spiegel verraten hatte. Hein versprach, sich freiwillig zurückzuziehen, brachte die AfD dadurch jedoch erst richtig in die Bredouille: Für ihn rückte Jan-Ulrich Weiß nach, der sich nur einen Tag später als Antisemit entpuppte.
Auf Facebook hatte er eine entsprechende Karikatur verbreitet. Die AfD warf Weiß zwar aus der Fraktion, seinen Einzug in den Landtag schien sie aber nicht verhindern zu können. Zumindest kam ein Mandatsverzicht für ihn nicht in Frage.
Nun also die nächste Wendung: Er mache seinen Rückzug rückgängig, verkündete Hein in der AfD-nahen Wochenzeitung Junge Freiheit. Damit wolle er den Einzug von Weiß doch noch verhindern. In die AfD-Fraktion darf der verlorene Sohn allerdings nicht zurückkehren. „Er hat mich belogen. Das ist unverzeihlich“, sagte Stiefvater Gauland. Dass statt eines Antisemiten nun wohl ein Whistleblower im Landtag sitzt, spielt für den Fraktionschef keine Rolle: „Für mich ist eine Lösung so schlimm wie die andere.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau