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Archiv-Artikel

Abgeholzt und ausgebrannt

Der „Wilde Westen“ der Elfenbeinküste ist Kriegsgebiet. Ein Vorfall von vielen: In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 2005 stürmten Bewaffnete die Orte Guiltrozon und Petit Duékoué und töteten mindestens 50 Menschen vom Volk der Guéré, elf von ihnen verbrannten bei lebendigem Leib. Die Überlebenden fanden Obdach im Justizpalast in Man.

Über Man geht die Sonne auf. Für diesen Baum vielleicht zum letzten Mal, denn die Hauptstadt der Provinz „Dix-Huit Montagnes“ (18 Berge) in der westlichen Elfenbeinküste gilt als Zentrum der illegalen Abholzung. Nicht nur die Menschen leben in Gesetzlosigkeit, sondern auch die Natur. Vom einst üppigen Regenwald der Elfenbeinküste ist kaum etwas übrig.

So friedlich geht Man selten schlafen. Seit dem Beginn des ivorischen Bürgerkrieges im September 2002 herrscht hier Unsicherheit. Im Konflikt zwischen den Rebellen im Norden des Landes und dem von Milizen unterstützten Präsident Laurent Gbagbo wurde Man, nahe der Grenze zu Liberia, zum Umschlagplatz für Söldner, Rebellen, Flüchtlinge und Krankheiten

Vor dem Justizpalast in Man verbringen Bürgerkriegsflüchtlinge ihre Tage. Erst jetzt, ein halbes Jahr nach dem Massaker von Duékoué, kehren die ersten Vertriebenen in den Ort zurück. Hilfswerke warnen, es sei sehr schwer, sie mit dem Nötigsten zu versorgen. Der Krieg in der Elfenbeinküste hat mehrere Millionen Menschen in die Flucht getrieben.

Nur acht Minuten brauchen diese Männer, um achtzig Jahre gewachsene Geschichte zu zerstören. Es sind Holzfäller, wie sie im ganzen Westen der Elfenbeinküste illegal zu Werke gehen – hier nahe Sipilou an der Grenze zu Liberia und Guinea. In dieser Region, in der es auch Nickelvorkommen gibt, finden zahlreiche Übergriffe der Milizen auf die Zivilbevölkerung statt.

Der Fotograf Wolf Böwig, geboren 1956 in Hannover, berichtet seit mehr als zehn Jahren immer wieder aus Kriegs- und Krisengebieten. Seine Fotoserie „Promised Land“ entstand im Sommer 2005 in und um Man im Westen der Elfenbeinküste.