AUTO-UMWELTLISTE: WIEDER SIND DEUTSCHE HERSTELLER ZU LANGSAM : Japaner zeigen, wie man’s macht
Die neue Tabelle der umweltfreundlichsten Autos endet erneut mit einem Fiasko für die deutschen Hersteller. Nur ein einziges heimisches Modell steht in den Top Ten – ein VW Polo auf Platz sieben. Japan feiert mit Honda/Toyota einen Doppelsieg, französische Hersteller fahren dicht dahinter. Vorjahrssieger „Toyota Prius“ ist diesmal nur Zweiter geworden, der Hybrid-Pionier darf aber schon jetzt als Auto des Jahrzehnts gekürt werden. Im ersten Jahr verkauften die Japaner nur 15.000 dieser Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor – doch inzwischen hat Toyota fast 600.000 abgesetzt. In den USA ist die sparsame Limousine ein Verkaufsschlager. Während die Deutschen auf dem internationalen Markt noch immer auf die Erotik bulliger Boliden setzen, reüssieren die Japaner mit Umweltfeatures.
Viel zu spät ist die deutsche Automobilindustrie auf die Hybrid-Technik aufgesprungen. Erst der große Erfolg der Japaner hat sie gezwungen, unter der Motorhaube nachzurüsten. Dabei hatte Audi schon 1977 einen ersten Hybrid-Prototyp in der Schublade. Nicht die sprichwörtliche deutsche Ingenieurskunst, sondern die Manager haben versagt – sie wurden Opfer der eigenen Propaganda und PS-Neurosen. Dieselbe Pleite haben wir beim Partikelfilter erlebt, wo die Franzosen die Pole-Position eines Milliardenmarkts eroberten. Kommt noch der Offenbarungseid in Sachen Emissionsminderung dazu – wo die deutsche Autozunft zugeben muss, ihre mit großem Pathos proklamierten Ziele um Längen verfehlt zu haben –, dann sind das gleich drei Umweltkatastrophen in Folge.
Doch die Rallye ist noch nicht zu Ende. Mit weiter steigendem Ölpreis werden innovative Leichtbau-Fahrzeuge, neue Antriebstechnologien und eine Halbierung des heutigen Spritverbrauchs auf die automobile Tagesordnung kommen. Bei Benzinpreisen von 2 Euro je Liter werden „Fahrspaß“ und „Sportlichkeit“ als Leitmotive infantilisierter Autonarren wohl endgültig gestrichen. Es ist der Ölpreis, der den Verlierern aus Wolfsburg, München und Stuttgart eine neue Chance geben wird.
MANFRED KRIENER