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Archiv-Artikel

AUTO-UMWELTLISTE: GEGEN HOHE BENZINPREISE HELFEN FANTASIEN NICHT Technisches Versagen

Die Benzinpreise erreichen Rekordniveau, und fein legt sich der Ruß aus dem Auspuff über die Städte. Schon das Fiasko der fehlenden Dieselfilter hat gezeigt, wie dringend umweltfreundliche Innovationen auf der Straße gebraucht werden. Die deutschen Autokonzerne versagen. Lächerlich, dass sich jetzt unter den Topten der Auto-Umweltliste nur ein einziges deutsches Fabrikat findet.

Dem Verbraucher, der Gesundheit, dem Klimaschutz kann es egal sein, woher die Ökowunder kommen. Ärgerlich aber ist, dass Unternehmen wie Volkswagen, Daimler oder Opel immer noch behaupten, sie würden fortschrittliche Autos bauen. Die Selbstwahrnehmung hingegen hat mit der Realität nichts zu tun. Viel zu lange haben die Konzerne die Devise „Small is beautiful“ als eine Spinnerei technikfeindlicher Müslis abgetan.

Diese Ignoranz kommt teuer. BMW verhob sich an Rover, bei VW floppte das Kerngeschäft, bei DaimlerChrysler das ganze Konzept des Weltkonzerns. Derweil haben sich japanische Ingenieure daran gemacht, Spritwunder zu entwickeln, die auch noch spritzig sind. Die deutschen Konzernmanager dürfte wurmen, dass der sparsame Toyota Prius genauso schnell anzieht wie ein Dreier-BMW. Fernöstliche Modelle sind ganz im Sinne der deutschen Verbraucher. Ärgerlich genug zwar, dass für die hiesigen Konsumenten das Auto noch immer eine emotionale Angelegenheit ist. Sie können nun aber Tankkosten sparen, ohne dass ihr Wagen schäbig klein wirkt und ihr Prestige schädigt.

Alles halb so wild, weil das deutsche Auto das Exportprodukt Nummer eins ist? Von wegen. Die deutsche Autoindustrie, an der hierzulande ein Fünftel aller Jobs hängt, bekommt mindestens in China ein riesiges Absatzproblem. Dort dürfen Benzin fressende Geländewagen nicht mehr verkauft werden. Die Regierung hat Grenzen für den Spritverbrauch eingeführt, die nach und nach verschärft werden. Spätestens in drei Jahren können dort voraussichtlich 80 Prozent der deutschen Modelle nicht mehr verkauft werden. Schade, dass die EU-Kommission hier nicht ähnlich rigide vorgeht. Die deutschen Autobauer haben sich viel zu lange in Größenfantasien ergangen. Jetzt rächt sich der Markt. HANNA GERSMANN