AUSTRALIEN – NIEDERLANDE IM ULURU : Heitere Verlierer unter sich
VON KLAUS HILLENBRAND
Das versprach nichts Gutes: Im Uluru gibt es kein 4X mehr, jenes wunderbare Dosenbier aus dem australischen Bundesstaat Queensland. Es habe einfach zu wenig Zuspruch für das wegen etwas längerer Lieferwege ziemlich teure Gesöff gegeben, erklärt der Wirt entschuldigend. Dass kein Känguru mehr auf der Karte steht, ist dagegen zu verschmerzen.
Das mit dem 4X muss sich herumgesprochen haben in der Aussie-Gemeinde, nur nicht bis zu mir. Vor vier Jahren, bei der WM in Südafrika, war der Laden noch gerammelt voll von Exilanten aus Down Under und die Stimmung prächtig, auch wenn die Socceros damals natürlich nicht gewonnen haben. Heute verlieren sich weniger als ein Dutzend Gäste vor zwei kleinen Flachbildschirmen auf der Rykestraße und nur einer – ein einziger! – hat sich mit der australischen Nationalflagge eingehüllt.Und dann spielen „wir“ auch noch gegen die Niederlande, die schon Spanien mit 5:1 vom Platz gefegt haben. Das kann ja heiter werden.
Wird es dann aber tatsächlich. Die Holländer schießen ein Tor, wie es halt üblich ist, die Socceros aber auch, und was für eine feine Volleydirektabnahme! Dieses 1:1 muss sich rasend schnell bis Brisbane herumgesprochen haben, denn der Laden füllt sich. Meist mit Deutschen, aber einige wenige von den gut 2.000 in Berlin lebenden Australiern erreichen doch das Uluru. Die Stimmung steigt auch ohne 4X – und das endgültig, als Australien mit 2:1 durch einen völlig berechtigten Handelfmeter in Führung geht.
Die Sportbar Uluru mit ihrem mit einer prächtigen Wampe ausgestatteten Wirt ist ein Unikum in Prenzlauer Berg, und das nicht etwa, weil dies eine australische Kneipe darstellen soll, was an dem Flaggenschmuck nur unschwer zu erkennen ist. Mitten in diesem aufgebrezelten Bezirk scheinen hier die letzten Überlebenden diverser Gentrifizierungsschübe eine Heimat zu finden, auf Bierbänken draußen oder im schummrigen Innenraum, ganz normale Menschen jedenfalls, die ganz gewiss weder in der Werbe- noch in der Medienbranche arbeiten.
Dann fällt völlig ungerechtfertigterweise aus höchst abseitsverdächtiger Position das 2:2. Das bringt uns wieder auf den Boden. Das ungerechte 2:3 schickt uns in den Keller.
Irgendwann, es ist noch taghell, ist das Spiel aus. Die Gemeinde trollt sich, enttäuscht, aber doch stolz darüber, wie viel Arbeit die Holländer mit den Aussies gehabt haben.
Gibt’s eigentlich irgendwo in dieser Stadt 4X zu trinken?KLAUS HILLENBRAND
Heimmannschaft: Australien
Gästeblock: keiner
Stadionimbiss: nichts, aber man kann nebenan Buletten holen, die der Wirt gerne telefonisch vorbestellt.
Isotonische Getränke: drei Sorten deutsches Bier vom Fass. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es auch Alkoholfreies geben.
Ersatzbank: Sababa. Israelisches Bistro in der Kastanienallee. Undeutsch. Die halten es auch mit den Außenseitern. Größere Bildschirme. Aber auch kein 4X.