piwik no script img

Archiv-Artikel

ATOMSTREIT: GROSSBRITANNIEN KÖNNTE KRIEG MIT IRAN VERHINDERN Hoffnungszeichen aus London

Steigt Großbritannien aus der Konflikteskalation um das iranische Atomprogramm aus? Just zum dritten Jahrestag des mit den USA gemeinsam betriebenen Irakkrieges? Und bevor der federführend von der Bush-Administration betriebene Konfrontationskurs gegen Teheran zum nächsten Krieg führt? Hinweise britischer UN-Diplomaten machen zumindest Hoffnung auf diesen Akt der Emanzipation Tony Blairs nach Jahren verhängnisvoller Vasallentreue zu George W. Bush.

Danach werde der Vertreter Großbritanniens beim heutigen Treffen hochrangiger Diplomaten der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats sowie Deutschlands in New York vorschlagen, dass sich die USA endlich an direkten Atomprogrammverhandlungen mit Teheran beteiligen – und Iran im Rahmen dieser Verhandlungen auch militärische Sicherheitsgarantien anbieten. Zu dieser Initiative dürfte auch die anhaltende massive Kritik an der völlig gescheiterten Irakpolitik von Premierminister Blair beigetragen haben. Nirgends demonstrierten zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns mehr Menschen als in London.

Der britische Vorschlag würde mit Sicherheit auf Unterstützung nicht nur Russlands und Chinas, sondern auch des EU-Partners Deutschland stoßen. Die Regierung Merkel hat dies in den letzten zwei Wochen hinter den Kulissen und indirekt auch öffentlich mehrfach signalisiert. Auch Frankreich, das sich – ganz anders als im Falle Irak – im Konflikt um das iranische Atomprogramm bislang eng an die Linie Washingtons hielt, würde sich dem britischen Vorschlag mit Sicherheit nicht widersetzen. Zudem wäre die Initiative aus London eine Unterstützung für die moderateren Kräfte innerhalb der Bush-Administration, die auf eine Überprüfung und Korrektur der bisherigen Iranpolitik der Vereinigten Staaten drängen.

Der 20. März 2006 könnte in die Geschichte eingehen: nicht nur als dritter Jahrestag des Irakkrieges, sondern als Tag, an dem die Deeskalation des Irankonflikts eingeleitet wurde. Eines Konflikts, dessen militärische Eskalation noch weit verhängnisvollere Folgen hätte als im Irak. Und das nicht nur für die direkt Betroffenen und Beteiligten, sondern auch für den Rest der Welt. ANDREAS ZUMACH