ARIANE SOMMER PFLANZEN ESSEN :
Neulich postete meine Bekannte auf Facebook: „Der peinliche Moment, als ich meinem Gärtner verbieten muss, eine Leiche auf mein Grundstück zu bringen.“
Besagte Bekannte lebt in meiner Nachbarschaft in Beverly Hills, beherbergt dort zwei aus einem Tierversuchslabor gerettete Beagles und fühlt sich gern als Vollblut-Veganerin. In ihrem Post ging es darum, dass sie ihrem Gärtner untersagt hatte, auf ihrem Rasen sein Wurstbrot zu essen.
Veganismus ist derzeit das Statussymbol in Los Angeles. In ihrer Entrüstung vergaß meine Bekannte, dass sie selbst Leichen im Schrank hat, nämlich in Form von zermahlenen glücklichen Biohühnern im Hundefutter ihrer Vierbeiner. Die Dame gehört übrigens auch zu jener Fraktion von Veganern, die Jennifer Lopez derzeit die Krätze an ihren Prachtpo wünscht, da diese öffentlichkeitswirksam von ihrer veganen Ernährung schwärmt, aber nach wie vor unter ihrem Namen Kosmetika und Kleidung verkauft, die voller Tierprodukte stecken. La Lopez’ Exkursion in Richtung Veganismus ist sicher ausbaufähig, aber die Toleranzschwelle von Veganern anderen gegenüber ist es auch.
Der Weg zum veganen Nirvana ist für die meisten keine Schnellstraße. Meine eigene Reise von einer Kuhherden verschlingenden, Pelz tragenden Tusnelda zur Proponentin des pflanzlichen Lebensstils war ein Schleichweg und hat einige Jahre gedauert. Deswegen weiß ich, dass man auch als Hardcore-Veganer ab und zu über den Rand seines Grünkohl-Smoothies schauen muss. Auf Nichtveganer herabzusehen ist ungefähr so nützlich wie ein Sandkasten in der Sahara.
Als mein Gärtner vor Kurzem seinen Burrito zu Hause vergessen hatte, habe ich meine vegane Chili sin Carne mit ihm geteilt. Seine Frau kocht sie inzwischen auch.
■ Ariane Sommer schreibt hier alle zwei Wochen über veganes Leben