ANTI-GEWALT-KAMPAGNE UND TELEFONBERATUNG FÜR TÜRKISCHE MÄNNER : Schnauzbärte und Engelsflügel
Für seine Gruppenarbeit mit Männern türkischer Herkunft ist der Neuköllner Psychologe Kazim Erdogan schon bekannt. Am Montag stellte sein Verein Aufbruch Neukölln zwei neue Projekte vor: Künftig sollen eine 24-Stunden-Telefonberatung für türkische Männer mit Gewalt- und Suchtproblemen und eine Anti-Gewalt-Kampagne die Arbeit der Selbsthilfegruppen ergänzen.
70 Gäste kamen zur Vorstellung der neuen Projekte: „Der Ansturm zeigt, wie durstig wir nach präventiven Projekten sind“, so Erdogan. Die Telefonbetreuung treffe den Nerv der Zeit, sagte auch Farhad Dilmaghani (SPD), Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Integration, der sich unter den Gästen befand. Falko Liecke (CDU), Stadtrat für Jugend und Gesundheit im Bezirksamt Neukölln, lobte „das ganz große ehrenamtliche Engagement, das der Bezirk würdigt“. Sechs Männer aus Erdogans Vätergruppe werden die Telefonberatung übernehmen.
Die Anti-Gewalt-Kampagne setzt auf Symbolkraft. 2.000 T-Shirts ziert der Satz: „Männer gegen Gewalt“, auf Deutsch und Türkisch – ergänzt durch einen Schnauzbart mit Engelsflügeln. Wichtig sei, dass die Leute über Gewalt redeten, sagt Erdogan. Erste Bühne, dafür zu werben, wird die anstehende Berliner Sprachwoche sein, die ebenfalls Erdogan organisiert. Auch an Berliner Schulen soll gegen Gewalt mobilgemacht werden. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Philip Morris GmbH, die in Neukölln ein Werk betreibt.
Auch der Bezirk wurde neben rhetorischer Bauchpinselei um finanzielle Unterstützung gebeten. Die Arbeit wird zunächst ehrenamtlich geleistet. Darüber ließe sich reden, sagte Stadtrat Liecke. Kazim Erdogan wird sicher darauf zurückkommen. VST