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Archiv-Artikel

ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI Sie sprengen den George

Um es gleich vorwegzunehmen: George Clooney wird in die Luft gesprengt. Von der CIA. Mitten in der Wüste.

Dabei ist seine Figur Bob Barnes, selbst CIA-Agent, einer der Guten in dem spitzenmäßigen Energiepolitikthriller „Syriana“. Der Film ist zwar schon sechs Jahre alt, aber an seiner Aktualität hat sich nichts geändert: Die Ölressourcen werden kapp, die US-Firma Connex verliert ihre Bohrrechte im Golfstaat an die Höchstbietenden aus China – und alles nur, weil Prinz Nasir mit dem Geld demokratische Strukturen im Land initiieren will. Keine gute Idee, finden die US-Amerikaner, ihnen passt die rigide Politik von Nasirs Vater besser in den Kram. Und beschließen, Nasir zu killen.

Genf, Beirut, Texas, Marbella, die Handlung springt, verknüpft mehrere Erzählstränge, die im Finale furioso aufeinanderprallen. Es ist eine Welt, die gelenkt wird von mittelalten bis alten Männern, seien es Agenten wie Bob Barnes, Energieberater wie Bryan Woodman (Matt Damon), durchtriebene Anwälte wie Dean Whiting (Christopher Plummer). Allein schon wegen der Besetzung lohnt der Film; Clooney erhielt einen Oscar für seinen mopsigen, ungewaschenen Barnes, der eigentlich einer Waffenhandels-Intrige auf der Spur ist. Drahtzieher ist Prinz Nasir, sagt die CIA – und beauftragt Barnes, ihn zu töten.

Der Aufbau der Dramaturgie überrascht, auch am Ende: Nach dem millisekundenlangen Feuerball Schnitt zurück auf die Vogelperspektive schwarz-weißer Bildschirmbilder, davor die Agenten, die gerade per Knopfdruck töteten. Schwarzer Rauch breitet sich miniklein auf dem Schirm aus. Doch bis die Kamera wieder am Unglücksort ist, dauert es. Dann, in Zeitlupe, ohne Ton, sieht man den blutbesudelten Bryan Woodman aus einem der Jeeps wanken. Großes Kino.

Und wer noch nicht genug hat, einfach dranbleiben: Im Anschluss läuft „Good Night and Good Luck“. Passt ja als Botschaft für den Neujahrstag.

„Syriana“; Neujahr, 21.45 Uhr, Bayrischer Rundfunk