ANJA MAIER ÜBER MERKELS GRIECHENLANDREDE : Die Ja-Sager von der Union
Angela Merkel hat gesprochen. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, lautet ihre Botschaft an den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Mach endlich deine Hausaufgaben, und wir helfen dir ein weiteres Mal. Soweit, so du, du!
Doch eigentlich richtet sich diese Wille-Weg-Sentenz der Kanzlerin zuallererst an ihre eigene Leute. Denn schon bald könnte die Unionsfraktion erneut Milliardenhilfen für Griechenland zustimmen müssen. Und das, obwohl schon bei der letzten Abstimmung im Februar die Freude mehr als gedämpft war. 32 Abgeordnete hatten damals mit Nein gestimmt; mehr als hundert gaben persönliche Erklärungen zu Protokoll, warum sie gern mit Nein gestimmt hätten, es aber diesmal, dies eine Mal noch durchgehen ließen. In der harmoniegewohnten CDU/CSU-Fraktion gilt derlei als Rebellion.
An eben diese Rebellen richtete sich Angela Merkels Rede. Ihre Botschaft: Wartet’s doch erst mal ab, bis jetzt ist es noch immer gutgegangen. So kann man das sehen. Aber schon jetzt liegen siebzig Milliarden Euro deutscher Kredite in Griechenland. Das öffentlich im Bundestag gesagt zu haben, ist übrigens nicht das Verdienst eines tapferen Unions-Abgeordneten, sondern von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
Es gibt also kein Zurück. Diese bittere Medizin versucht Angela Merkel ihren Leuten einzuflößen. Das wird die Konservativen nicht davon abzuhalten, kurz vor einer erforderlichen Zustimmung des Parlaments ihr gewohntes Gezeter anzustimmen – um schließlich doch brav mit Ja zu stimmen. Ein Ja, das bizarrerweise von der Linken befördert worden wäre. Denn so ungehobelt, wie sie Merkel während deren Erklärung reingerufen haben, konnten die Unionsabgeordneten gar nicht anders, als ihrer Kanzlerin kräftig zu applaudieren.
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