AMBROS WAIBEL ÜBER DEN EUROPOL-EINSATZ GEGEN ORGANISIERTE KRIMINALITÄT : Heureka? Nicht wirklich
Nein, die Zahlen, die Europol im Kampf gegen den Drogen- und Menschenhandel in Europa vorlegt, sind nicht beeindruckend – mit einer Ausnahme.
Denn dass durch die Operation „Archimedes“ der europäischen Polizeibehörde in den vergangenen Tagen 600 Kilo Kokain, 200 Kilogramm Heroin und eine gute Tonne Cannabis beschlagnahmt wurden, schockt Lieferanten und Abnehmer keine Sekunde: Allein im schönen Zürich, ergab jüngst eine Abwasseruntersuchung, werden pro Tag 1,6 Kilo Kokain weggezogen. Dem Nationalen Institut für Statistik zufolge gibt der italienische Mann 200 Euro pro Jahr für Prostituierte aus, für Drogen werden pro Nase 250 Euro auf den Kopf gehauen – unabhängig vom Geschlecht. „Archimedes“ ist also nicht mehr als das, was der Chef von Europol, Rob Wainwright, gesagt hat: eine „Warnung“, dass die Behörden den Kampf gegen die organisierte Kriminalität noch nicht aufgegeben haben, obwohl globales Angebot und europäische Nachfrage riesiger sind denn je. Beruhigend.
Beeindruckend ist allerdings eine andere Zahl: 200 Menschen seien durch „Archimedes“ aus den Händen von Menschenhändlern befreit worden, darunter 30 rumänische Jungen. Das ist erschütternd – in einem ganz konkreten Sinn: Derzeit wird in Deutschland über eine Reform des Prostitutionsgesetzes diskutiert. Entschieden werden muss, ob die Bundesrepublik weiterhin eines der Hauptzielländer für Sextourismus sein möchte oder nicht. Und zugespitzt werden muss die Diskussion, ob die argumentative Trennung in gute, legale, sexy „Sexarbeit“ und böse schmutzige, illegale Armutsprostitution haltbar ist. Wenn bezahlter Sex Arbeit ist, dann sollte diese nicht nur besteuert werden, sondern auch als zumutbare Tätigkeit vom Jobcenter vermittelt werden dürfen.
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