ALTER MEISTER : Die Hände des Söldners
Wie ein Dirigent sieht er aus. Karl-Theodor zu Guttenberg, noch Verteidigungsminister, unterstützte im Januar 2011 die Hamburger CDU im Wahlkampf. Die rechte Hand erhoben, den Zeigefinger gestreckt – auf den Gegner deutend, ihn angreifend, gleichsam eine Waffe, ein Schwert vielleicht. Die linke hingegen ist die Schildhand, zur Abwehr erhoben – es ist das Bild eines Ritters, wie es uns aus mittelalterlichen Wand- und Buchmalereien entgegenblickt.
Guttenberg möge zurückkommen, sagt Horst Seehofer, erster Mann der CSU und Ministerpräsident in Bayern, nach den Wahlen 2013 wäre das durchaus vorstellbar, eine „maßgebliche Aufgabe“ solle er dann übernehmen. Präziser wurde es nicht.
Soll Guttenberg also wieder werden, was er vor seinem Fall war? Ein Ritter, den strahlend das Volk bewundern kann? Seehofer mag es so scheinen lassen, aber die Umstände lassen zweifeln. Vier andere Thronfolger hat Bayerns starker August schon ernannt, ihren Erbstreitigkeiten folgt er mit einigem Vergnügen, ein fünfter würde Seehofers Macht eher stärken denn schwächen.
Und: Will man einen starken Guttenberg, ruft man gerade dann nach ihm, wenn eine neue Plagiatsaffäre an dessen altes Vergehen gemahnt?
Ganz neu ist die Idee übrigens auch nicht, Seehofer hatte sie schon im Januar, sprach damals von einer „wichtigen Funktion“, die er Guttenberg zutraue. Ist „maßgeblich“ mehr als „wichtig“?
Es mag stimmen, dass Horst Seehofer das möchte, was Karl-Theodor zu Guttenberg den Unionsparteien wie einstmals in Hamburg gab – etwas Glanz. 40 Prozent sollen es schließlich in Bayern werden, da lockt man mit solcher Ankündigung gerne auch alte KT-Getreue.
Aber einen Dirigenten, einen Ritter von Stand, der ihm einmal gefährlich werden könnte, den will kein König. Sondern einen Söldner, den er steuern, dessen Schicksal er bestimmen kann. Und das tut Seehofer gerade. DAS