ALTE MEISTER : Sie ist schon wieder wie der Wind
Es war der Sommer 1987 – alle guckten „Dirty Dancing“ – und zwar nicht nur einmal. Das war bevor es Lambada, die Love Parade und diverse Folgen des „High School Musicals“ gab und wir glaubten, dass nichts so sexy und romantisch sein könnte, wie erotischer Paartanz zu Sechzigerjahre-Soundtrack. Und froh waren, dass es einen neuen Soundtrack jenseits von Anne Clark und The Cure gab, zu dem man nicht mehr nur alleine mit ins Gesicht gehaarsprayter Mähne zwei Schritte vor und zurück tanzen musste.
„Ich habe eine Wassermelone getragen“, „Mein Baby gehört zu mir, ist das klar?“ und „Das ist mein Tanzbereich und das ist dein Tanzbereich“ gehören zu den am meisten zitierten Szenen des Klassikers, zusammen mit Jennifer Greys Ausfallschritt auf der Brücke. Nun soll dieses Stück Tanzfilmgeschichte erneut verfilmt werden – und zwar von Kenny Ortega, der damals schon für die Choreografie zuständig war.
Der Film machte Patrick Swayze in der Rolle des Tänzers Johnny, der 1962 für die Animation in einem Ferienclub zuständig ist, zum Star – im zarten Alter von 35. Für Jennifer Grey als Baby, die Tochter aus gutem Hause, blieb der große Durchbruch aus – obwohl oder weil sie sich ihre markante Nase richten ließ, die sie für Millionen pubertierender Zuschauerinnen so sympathisch normal aussehen ließ. Wer im Remake die großen Tanzschuh-Fußstapfen des 2009 an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorbenen Patrick Swayze ausfüllen soll, ist noch unklar, ebenso, wer an Jennifer Greys Stelle „Eins, zwei, drei, vier“ die Treppen rauf und runter tänzeln wird.
Ein TV-Casting wäre vermutlich das Beste. Man müsste das ganze natürlich etwas nachwürzen – es reicht heute wohl kaum mehr aus, dass der Tanzlehrer arm und das Mädchen reich ist. Eine andere Hautfarbe ist wohl das mindeste – und jede Menge Sex. Denn letztendlich unschuldiger, weil nur erotischer Tanz ohne expliziten Geschlechtsverkehr lockt die Kids heute kaum mehr hinter dem virtuellen Ofen hervor. JULIA NIEMANN