ALLEIN & ZUSAMMEN : Grenzüberschreitungen
Hajo Schiff
Sie arbeitet sich an Bauschutt in Bogotá ab und betanzt Baumformen in den ländlichen USA. Sie schleicht mit Lederverschnürung und schwarzen Scheuklappen durch die Einkaufsstraßen von Wien, legt in einer seltsamen Art von orientalischem Striptease tanzend in Marrakech Kleidungsstücke ab, ohne sich je zu entschleiern. In geduldigen Langzeit-Performances interagiert Maria José Arjona auf verschiedenste Weise aktiv und passiv mit dem Publikum. Dass die ausgebildete Tänzerin in New York mit Marina Abramović zusammenarbeitete, beschreibt ihren körperbetonten Ansatz vielleicht besser, als die gerafften medialen Dokumentationen ihrer immer auf längere Dauer angelegten Aktionen. Wie und wozu die 1973 in Kolumbien Geborene ihren eigenen Körper einsetzt, um Grenzen zwischen sich und den anderen, zwischen Identitätsentwürfen, Zeitwahrnehmungen und politischen Architekturen zu verschieben, beschreibt und demonstriert sie in Hamburg in einem Aktions-Vortrag der Reihe „Stadtgespräch. Metroplitane Perspektiven“. „Timeless“. Lecture Performance von María José Arjona: Montag, 20. Oktober, 18 Uhr, Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15
Freundliche Landschaften und Gärten, hübsche Wohninterieurs und wie heran gezoomt herausgegriffene Einzelobjekte: Sylvie Ringer zeigt ihre Farbzeichnungen gerne installativ. So kombiniert und in Zusammenarbeit mit den Collagen der Kollegin Inga Kugler in die freie Kunst entlassen, kann das Medium der Illustration viel besser Geschichten erzählen. An manchen Orten und Dingen scheinen sich Grenzen zu manifestieren: Da sind Grenzen zwischen Garten und freiem Feld, zwischen öffentlich und privat und zwischen Tag und Nacht in Form der Dämmerung. Dazu lassen sich gefühlte Grenzen finden zwischen Tag und Traum, zwischen Schutzraum und Angst. Sylvie Ringer und Inga Kugler: „Sierra Nevada“, Zeichnung, Collage und Rauminstallation: Di – Fr 15 – 19, Sa + So 14 – 16 Uhr, Westwerk, Admiralitätstraße 74, bis 26. Oktober. www.westwerk.org
Die Grenzen des individuellen Werks stellen Nana Bastrup und Matvey Slavin infrage. Die Kopenhagener Konzept und Videokünstlerin und der expressiv-realistische Zeichner und Maler aus St. Petersburg haben sich an der Hochschule für bildende Künste Hamburg kennengelernt. Wie das Werk des Partners kommentieren sie auch die Manifestationen der anerkannten Großkünstler: Auf dem Plateau der Hamburger Kunsthalle haben sie 2012 der Skulptur „Maman“ von Louise Bourgeois zahlreiche Spinnenkinder zugesellt, dieses Jahr haben sie die Nana-Plastiken von Niki de Saint Phalle in Hannover mit Ergänzungen versehen. Das gleich alte Künstlerduo, beide sind Jahrgang 1987, nennt seine gemeinsam Produktion „Laufbilder“. Diese Verbindung von Dokumentation und Kunstwerk bezieht sich auf die eigene Laufbahn und wird fortlaufend produziert und umgearbeitet: So werden Aufnahmen bisheriger Aktionen durch Collage-Eingriffe von Nana Bastrup verändert und mit den Bleistiftüberzeichnungen von Ma tvey Slavin im Druck auf PVC-Plane vereint. Dazu zitieren die Künstler in der aktuellen Galerie-Ausstellung im Rahmen des interkulturellen Festivals „Eigenarten“ berühmte Plastiken der Kunstgeschichte in schwarz lackiertem Pappmaschee und verzerren sie ins Groteske. Dienstag, 21. Oktober, 18 Uhr, Galerie Hengevoss-Dürkop, Klosterwall 13, Mi – Fr 14 – 19, Sa 12 – 15 Uhr, bis 08. November