ALEXANDER OCHS GALLERIES BERLIN/BEIJING : Die Welt, durch den Blaufilter betrachtet
Polizisten, die im Kampf-Outfit Bürgerrechtlern der Occupy-Bewegung gegenüberstehen, haben zuletzt den Maler Erik Schmidt visuell interessiert. Seine Serie „Downtown“ wirkte allerdings vergleichsweise realistisch. Yang Shaobin lässt uns dagegen durch verschiedene Filter schauen. Der chinesische Künstler greift auf Pressefotos der Polizeigewalt zurück, überlagert sie mit Bildern aus der Kunstgeschichte, manieristischen Figurinen und barocken Allegorien. Und über alles legt er ein so intensives wie verstörendes Blau, unterbrochen nur von vereinzelten geometrischen Strukturen und weißen Freilassungen. Als Vorreiter eines sogenannten Zynischen Realismus gehörte Yang zu den Shootingstars der chinesischen Malerei in den 1990er Jahren. Von nationalen Kontexten hat er sich längst gelöst, nicht aber von der Markierung gesellschaftlicher Missstände. An der Monochromie hält er ebenfalls fest. 1999 wurde Yang international bekannt, als er an der Biennale von Venedig teilnahm. Damals waren seine Gemälde blutrot und erzählten von Schwellungen, Verstümmelungen und Versehrungen. Mit der Hinwendung zum Blau ändert sich der Assoziationsspielraum: Es ist die Farbe der Melancholie, aber auch der Entspannung. Das Kolorit kennzeichnet die Jungfrau Maria, aber auch die Helme der UN-Soldaten. Der Künstler Yves Klein meldete auf ein bestimmtes Blau sogar ein Patent an. Yang empfiehlt sich mit der Ausstellung „… since 1999“ nun als zeitgenössischer Monopolist der Farbe. WOE
■ Bis 23. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Besselstr. 14