AFRIKA: EIN FRIEDENSPROZESSCHEN HIER, EIN DIALÖGLEIN DORT : Länderübergreifend denken!
Zwei Millionen Vertriebene im westsudanesischen Darfur. Bis zu einer Million Vertriebene in der Zentralafrikanischen Republik. Flüchtlingsdramen im Tschad und in der Demokratischen Republik Kongo. Eine ganze Region im Herzen Afrikas versinkt in neuem Elend. Der Grund liegt in einer Verzahnung einzelner Konflikte, die im Begriff sind, die Landesgrenzen zu überschreiten.
Doch internationale Lösungen sind nicht in Sicht. Das viel gepriesene Friedensabkommen für Darfur wird genauso wenig umgesetzt wie die hilflose afrikanische Friedenstruppe dort in eine schlagkräftige UN-Blauhelmmission umgewandelt, und die Ausweitung des Darfur-Krieges auf Nachbarländer macht eine innersudanesische Lösung unmöglich. Darunter leiden wiederum Dialogversuche im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik, deren innere Konflikte wiederum eng miteinander zusammenhängen. Und im Kongo erhofft sich alle Welt von den Wahlen im Juli eine wundersame Stabilisierung der gesamten Region, die aber so kurzfristig nicht zu erreichen ist.
Zehn Jahre lang war es die weiter südlich gelegene Region der Großen Seen um Ruanda, Burundi und den Osten Kongos, die im Mittelpunkt der internationalen Krisendiplomatie in Afrika stand. Allmählich festigen sich dort die politischen Verhältnisse. Der Weg dahin führte über viel Gewalt, über Kriegsmüdigkeit und vor allem über die Einsicht, dass die einzelnen Probleme der einzelnen Länder nicht getrennt voneinander zu lösen sind.
Heute ist es das Afrika der Savannen im Herzen des Kontinents, in dem das Elend dramatisch zunimmt. Aber internationale Vermittler sind immer noch im Schubladendenken gefangen: ein Friedensprozesschen hier, ein Dialöglein dort. Wenn schon von Kriegsmüdigkeit nichts zu spüren ist, könnte doch diesmal die internationale Diplomatie ein wenig schneller zu einem länderübergreifenden Ansatz greifen. Der muss die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Konflikten begreifen und diese ins Zentrum einer Befriedungsstrategie stellen. Erst dann haben Lösungsversuche eine Aussicht auf Erfolg. DOMINIC JOHNSON