ABSTRUSE FANTASIEN : Berlin, Dänemark
Meine Freundin hat ein englischsprachiges Magazin abonniert, das Bust heißt. Eine Frauenzeitschrift, die sich, wenn ich das richtig verstehe, an Frauen richtet, die normalerweise gar keine Frauenzeitschriften lesen.
Insofern ist meine Freundin, mal ganz nebenbei bemerkt, eigentlich überhaupt nicht würdig, Bust zu abonnieren, denn sie liest auch andere Frauenzeitschriften. Aber egal. Jedenfalls wird Bust von Belgien aus nach Berlin, Dänemark, geschickt, kommt aber trotzdem bei uns zu Hause in Prenzlauer Berg an.
Für jemanden, der mit dem Schreiben von Drehbüchern Geld zu verdienen versucht, ist dieses Berlin, Dänemark, das in Wirklichkeit leider überhaupt nicht existiert, ein ultimativer Sehnsuchtsort. Vereint diese Stadt doch in meiner Vorstellung die günstigen Lebensverhältnisse und das angenehme kulturelle Klima von Berlin, Deutschland, mit einer überaus vitalen dänischen Fernsehlandschaft, die uns Serien wie „Borgen“ oder „Almost Human“ beschert hat und in der Drehbuchautoren, so liest man es zumindest immer wieder, von Produzentenseite quasi freie Hand gelassen wird: „Tut einfach, was ihr wollt! Es wird euch schon gelingen! Glückauf!“
In Berlin, Dänemark, so stelle ich es mir vor, fahre ich jeden Morgen beschwingt mit dem Rad in meinen „Writers’ Room“, um mit anderen Autoren Piloten und Serienkonzepte zu entwickeln. Ich bekomme ein festes Gehalt überwiesen, unabhängig davon, wie viel ich in einem Monat tatsächlich geleistet habe, und fühle mich einer kulturellen Avantgarde zugehörig, die keine Zeit hat, Romane zu schreiben, weil die wirklich innovativen Dinge im Fernsehen passieren.
Und natürlich schaut in diesem Berlin, Dänemark, Lars von Trier regelmäßig zum Mittagessen vorbei.
Wobei, dieser Gedanke macht mir schon wieder ein wenig Angst. ANDREAS RESCH