ABENDS UM HALB SECHS : Der Anruf von O2
Jeden Abend, gegen halb sechs, ruft ein Mann von O2 an. Seine Stimme klingt nett. Er möchte, dass ich den Tarif wechsle. Eigentlich ist sein Anliegen vernünftig und in beiderseitigem Interesse. Er würde vermutlich irgendwelche Pluspunkte oder Prämien bekommen, und für mich wäre es auch besser.
Aber mich nervt mein Telefonanbieter so sehr, dass ich keine Lust habe, auf sein Anliegen einzugehen; wie bei so vielen gibt es auch bei O2 keinen Tarif ohne Internet. Obgleich ich kein Internet in meinem Telefon haben will und es auch nie benutze, muss ich dafür zahlen! Ich hatte mich erst vor kurzem downgegradet und eigentlich bin ich selber schuld, dass er jeden Abend anruft, weil ich beim ersten Gespräch gesagt hatte, ich müsse mir das noch einmal überlegen, und zugestimmt hatte, als er mich um Erlaubnis bat, noch einmal anrufen zu dürfen. Aber als er am nächsten Tag wieder anruft, habe ich keine Lust und lasse es klingeln. So geht das jeden Tag. Erst nach einer Woche gehe ich dann doch ans Telefon. Der Mitarbeiter – diesmal ist es eine andere Stimme, die irgendwie dynamischer, also auch ein bisschen weniger sympathisch klingt – fragte, wie’s denn jetzt wäre; ich sage, nein, ich hätte kein Interesse, er fragt, ob ich noch was sagen wolle, und ich sage, ich würde mich doch sehr ärgern, dass man gezwungen ist, für dies bescheuerte Internet zu zahlen, obgleich man es in seinem Telefon nicht haben will. Daran konnte der Mitarbeiter leider auch nichts ändern.
Später kam eine SMS von O2, die mich um eine Bewertung des Callcentermitarbeiters bat (in einer Skala von 1–10), und mir ist das alles so widerlich; ich bewerte Dienstleistungen nicht, ich beantworte solche Fragen nicht; das käme mir so vor, wie jemanden beim Chef zu verpetzen; auch dies ganze Liken kotzt mich an, und die Einladungen, etwas zu liken, und was bilden die sich überhaupt ein. DETLEF KUHLBRODT