ABBADEN : Verquere Logik
In den letzten Wochen war alles noch einmal schön geworden im Prinzenbad: netter Spätsommer, nette Gäste. Der Anfang der Saison war eine harte Prüfung gewesen: die Informationspolitik zu Öffnungszeiten und dem neuen Preissystem sorgte für Verwirrung und Frust. Keine Saisonkarte, keinen Früh- und Spättarif, immer 5,50 Euro Eintritt – für ziemlich viele Leute jenseits ihrer Schmerzgrenze. Nach einigem Hin und Her gab es dann doch eine Saisonkarte und ein geschrumpftes Früh-/Spätmodell, was aber nichts daran änderte, dass man im Bad oft so alleine war wie in einem Country-Club am Montagmorgen. In ihrer verqueren Logik freuten sich die Bäderbetriebe über gestiegene Einnahmen, trotz gesunkener Besucherzahlen. Auftrag verfehlt.
In den letzten Wochen wurde es dann wieder voller. War’s die kollektive Wehmut angesichts des bevorstehenden Sommerendes? Auf jeden Fall war es schön und etwas melancholisch, im brüchigen Licht zu liegen, sich die Zeitung mit dem Nachbarn zu teilen und dem sich anschleichenden Herbst durch Verrücken des Handtuchs ein Schnippchen zu schlagen.
Vor zwei Wochen gab es eine Verlängerung, am Sonntag war endgültig Schluss. Pünktlich um halb sieben kam die Durchsage, bitte schön die Wasserflächen zu verlassen. Obwohl klar war, dass niemand nach Hause geht. Wie jedes Jahr hatten Matze und Daggi, die netten Betreiber der Cafeteria, ein leckeres Buffet auf die Beine gestellt. Ein gutes Dutzend Suppen gab es, Salate, Kuchen und Likörchen. Die Erbsensuppe wurde per Strichliste zum Favoriten gewählt. Die Menschen sind anscheinend bereit für den Winter. Einige fotografierten die Schwimmbecken im perfekten Abendlicht. Vermutlich fürs heimische Desktop.
Jetzt ist Montag, draußen sind 25 Grad. Gleich mal googeln, wie warm der Schlachtensee noch ist. STEPHANIE GRIMM