AARON HUNT, VORTÄNZER : Der Gewandelte
■ wurde im Jahr 2005 mit 18 Jahren und 161 Tagen jüngster Werder-Torschütze aller Zeiten Foto: dpa
Viele hatten ihn längst vergessen. Nur zwei nicht. Thomas Schaaf und Klaus Allofs schienen immer gewusst zu haben, dass da bei Aaron Hunt noch mehr kommen wird. In den beiden vergangenen Jahren war der 23-jährige Deutsch-Engländer nur noch selten Teil des Bremer Offensivpuzzles. Und dass nun ausgerechnet Hunt zur entscheidenden Füllmenge des durch den Abgang Diegos entstandenen kreativen Vakuums werden würde, damit hatten die wenigsten gerechnet.
Zu lange hatte er nur angedeutet, welche Fähigkeiten er hat. Seit Hunt vor fünf Jahren in der Bundesliga debütierte, galt er als eines der größten Talente im deutschen Fußball. Doch schnell wurden die Erwartungen zu groß. Hinzu kamen die ersten jener Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwerfen sollten.
2007 drohte das Ende seiner Karriere. Nach Operationen an Knie und Leiste musste Hunt sieben Monate pausieren. Einsam arbeitete er sich wieder heran. Doch auf jedes Comeback folgte ein Rückschlag. Schaaf und Allofs standen auch in dieser Zeit hinter Hunt, immer mit der Hoffnung, dass er noch einmal zurückkommen kann. Vor dieser Saison hatte der Druck nachgelassen, denn niemand erwartete noch etwas von Hunt. Und im Sommer konnte er eine ganze Vorbereitung verletzungsfrei absolvieren.
Entscheidend für seinen Wandel ist jedoch seine neue Rolle im Bremer System. Früher wurde er oft als Ersatz für Bremens Starstürmer aufgeboten. Heute muss Hunt nicht mehr den Showmann an der offensiven Frontlinie geben, er darf aus der Tiefe kommen, genießt mehr kreative Freiheit. Und scheint sich damit wohl zu fühlen. Fünf Mal hat er in den letzten sechs Spielen getroffen. In Werders Ballett der offensiven Freigeister gibt so plötzlich nicht Mesut Özil, sondern Aaron Hunt den Vortänzer. Eine Entwicklung, die viele überrascht hat. Nur zwei nicht. LUCAS VOGELSANG