: 68er-Befreiungs-Ideologie
betr.: Im zweifel für die lehrerklage, taz v. 12.8.
Es wäre ganz schön, wenn Sie Nachricht und Kommentar ein wenig mehr trennen könnten, als Sie das in Ihrem Artikel über den „Fick-dich-Prozess“ taten, zumal Sie noch extra einen separaten Kommentar hinzufügten. Der nun ist in den ersten drei Sätzen lesbar. Sie seien hier wiederholt: „Dass die generalstaatsanwältin und der justizsenator die lehrer schützen wollen, ist legitim. Zu Recht wird darauf verwiesen, dass die pädagogen nicht zum privatvergnügen unterrichten. Und ebenso wird zu Recht daran erinnert, dass sie kein freiwild sein dürfen.“ Der Rest ist verquaste 68er-Befreiungs-Ideologie am falschen Subjekt. Ein „Gewaltmonopol der Schule“ vermisse ich seit Jahren. Die Ordnungsmaßnahmen von Schule sind ein Witz, seit der Passus „Verweisung von allen Bremer Schulen“ gestrichen wurde. So tauschen die Schulen ihre Bakaluten aus: Drei Beleidiger gegen einen, der einer Lehrerin eine Ohrfeige haute. Die Angst der LehrerInnen vor solchen Schülern ist größer denn je, hingegen die Angst von „Fick-dich-Schülern“ vor LehrerInnen und MitschülerInnen null, auch ohne dass sie ihre Rechte kennen. Vor allem kennen sie ihre Pflichten nicht. Zwei Gründe: 1. Es handelt sich meiner Erfahrung nach um machohafte und verwöhnte Jungs aus Familien mit agrarischer Struktur. Sie sind autoritär sozialisiert und können unser Schulsystem nur verachten ob seiner Toleranz und Schwäche. 2. Wir aber kommen uns schnell wie Nazis vor, wenn wir sie in die Schranken verweisen, obwohl sie sich geistfeindlich und rücksichtslos verhalten. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Der Geist in Deutschland war nie selbstbewusst. Das ist die deutsche Misere. Hinzu kommt die bremische Misere: die Verwechselung von Bildungspolitik mit Sozialpolitik seit 1979. Das gab dem Geist den Rest. Siehe PISA etc. Ihr Artikel zeigt das sehr schön. MARTIN KOROL, Bremen