31. März: Trans Day of Visibility : Sichtbarkeit ohne Schutz ist gefährlich
Was auch passieren wird, wir trans Menschen sind präsent, existieren, kämpfen. Jeden Tag.
Ein Gastbeitrag von FELICIA EWERT
Der Trans Day of Visibility wird seit 2009 begangen und soll – neben dem Trans Day of Remembrance, der ermordeten transgeschlechtlichen Menschen gedenkt – die Möglichkeit bieten, die Leben von ihnen, von uns, sichtbar zu machen und zu feiern.
Gerade sich selbst zu feiern und zu freuen (offen, falls möglich und gewollt) zu leben, ist für die wenigsten trans und nicht binär geschlechtlichen Personen eine Selbstverständlichkeit.
Unsere Existenzen werden auf gesellschaftlicher, institutioneller und rechtlicher Ebene marginalisiert und oftmals bedroht. Wir sprechen hierbei also nicht „nur“ von einzelnen feindlichen Einstellungen in den Köpfen von Menschen, sondern von struktureller, gesellschaftsweiter und institutioneller Diskriminierung. Unsere Leben werden weiterhin als verhandelbar betrachtet und auch die Rechtslage im sogenannten Transsexuellengesetz zwingt uns auch weiterhin die Beweislast über unsere Geschlechter auf.
Auch wenn in Deutschland seit 2011 kein Operationszwang mehr besteht, wird im „Transsexuellengesetz“ auch weiterhin zum Beispiel das rechtliche Verhältnis zu unseren Kindern geregelt. So wie es sich cisgeschlechtliche Menschen vorstellen natürlich.
Eingriffe, die cis Menschen nicht passieren
Das sind Eingriffe ins privateste Leben, die cisgeschlechtlichen Menschen so nie passieren werden. Doch auch gerade heute ist das Konzept von Sichtbarkeit fragwürdig. Sichtbarkeit ohne Schutz ist gefährlich und dies musste ich in den vergangenen Jahren leider immer mehr realisieren.
Die öffentliche Sichtbarkeit verschafft mir Aufmerksamkeit und ich kann sie als Waffe verwenden. Gleichzeitig sorgt sie für sehr viel Bedrohungspotenzial durch vielerlei cisgeschlechtliche Menschen, die ihre Machtposition im geschlechtlichen „Normalzustand“, von Frauen wie mir bedroht sehen.
Ganz gleich ob bürgerliche Mitte, cis feministisch, konservativ oder gar rechtsextrem. Viele eint ihre Transfeindlichkeit. Was auch passieren wird, wir sind hier, wir existieren, wir kämpfen, ob sichtbar oder unsichtbar. Jeden Tag.
Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Felicia Ewert sollte beim diesjährigen taz lab über die zweite Auflage ihres Buches „Trans. Frau. Sein.“ sprechen. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste das taz lab leider ausfallen.