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Geschichte

2007 - heute taz.de startet durch

2007 wird taz.de überarbeitet und es sollte nicht die letzte Veränderung bleiben. Zugänge, Abgänge und tiefgreifende Übergänge prägen die taz im neuen Jahrtausend.

Bild: taz

2007

Die taz-Initiative zur Umbenennung der Kreuzberger Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße führt zum Erfolg. Ein von der CDU gestartetes Bürgerbegehren war im Vorfeld gescheitert, ebenso die Klage einiger Anwohner vor dem Oberverwaltungsgericht. Seit April stößt die Axel-Springer-Straße nun auf die – größere – Rudi-Dutschke-Straße.

Online-Relaunch: Seit 1995 stellte die taz ihre Zeitungsartikel eins zu eins online. Mitte Juni 2007 wird die Website komplett überarbeitet und von einer fünfköpfigen Redaktion übernommen. Das Aussehen der Website wird komplett überarbeitet: Kennzeichen von taz.de wird der schwarze Riegel. In nur drei Jahren gelingt es so taz.de, die Besucherströme zu verdoppeln. Weniger erfolgreich ist der Versuch, einen NRW-Regionalteil der taz zu etablieren. In einer letzten Rettungskampagne werden zwar 800 zusätzliche Abos eingeworben, doch das genügt nicht, um den Regionalteil zu finanzieren: Die taz-nrw muss am 31. August ihr Erscheinen einstellen.

2008

Über 8.000 LeserInnen, Mitarbeitende und FreundInnen sichern die wirtschaftliche und publizistische Unabhängigkeit de taz. Gemeinsam halten sie ein Genossenschaftskapital von über 8 Millionen Euro. Mit der taz Panter Stiftung werden Ausbildungen junger JournalistInnen und der Panter Preis finanziert. Mit dem Hausblog wird eine neue Kommunikationsplattform für taz-interne Nachrichten eingerichtet.

2009

30 Jahre taz – gefeiert wird mit „¿Tu was!Freiheit & Utopie”, einem zweitägigen Kongress, 3.000 Gästen und viel Prominenz im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Parallel zum Kongress startet die taz ihre neue Wochenendausgabe, die sonntaz. Mit der Einführung der sonntaz wird auch die Zeitung durchgehend neu gestaltet. Auffälligste Änderung ist die Invertierung des tageszeitung-Logos. Entsprechend wird auch der taz.de-Riegel rot.

Nach über zehn Jahren verabschieden sich Bascha Mika und Peter Unfried aus der Chefredaktion. „Eine Idee braucht immer wieder Antrieb und auch ein Gesicht, für beides stand herausragend und weit über die Öffentlichkeit der taz hinaus Bascha Mika”, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch in einem Dankwort. Ines Pohl übernimmt im Sommer 2009 die Chefredaktion, Reiner Metzger bleibt als ihr Stellvertreter in der Redaktionsleitung der taz.

Der fünfte taz Panter Preis wird in der Komischen Oper Berlin verliehen.

„Friede sei mit Dir!” – ein Relief des Künstlers Peter Lenk, mit dem über fünf Stockwerke aufragenden Penis  des BILD-Chefredakteurs Kai Diekmann, sorgt für Aufregung innerhalb und außerhalb des Hauses. Im Jahr 2002 hatte Kai Diekmann  eine „Wahrheit”-Satire der taz verbieten lassen, auf der behauptet worden war, Diekmann habe sich einer missglückten Operation zur Penisverlängerung unterzogen. Das Landgericht Berlin urteilte allerdings, dass Diekmann kein Schadensersatz zusteht: Schließlich verdiene er als BILD-Chef sein Geld ja selbst mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten.

Auch wenn der „Pimmel über Berlin” der Chefredakteurin und einigen MitarbeterInnen missfällt, wird das Kunstwerk an der taz-Wand schnell zu einer viel fotografierten Touristenattraktion.

2010

taz.de erhält ein neues Design. Seit dem Relaunch 2007 ist der Online-Auftritt der taz eine der Nachrichten-Webseiten mit dem stärksten Wachstum und überschreitet Anfang des Jahres die Zahl von 10 Millionen Visits im Monat.

Auch die ein Jahr zuvor gestartete „Plattform für Veränderung” bewegung.taz.de wird relauncht, über 500 Organisationen und 2.300 AktivistInnen sind hier vernetzt.

Im Oktober steht die erste taz-App für iPhone und iPad zum kostenlosen Download im Netz.

Die taz Genossenschaft begrüßt das 10.000. Mitglied, das Genossenschaftskapital beträgt mittlerweile 9,7 Mio Euro.

2011

Auf taz.de wird der eKiosk eröffnet,  über den der Bezug des ePapers im Einzelverkauf möglich wird. Als Alternative zu den ersten Bezahlschranken (Paywalls) auf Nachrichtenseiten erfindet taz.de die „Pay-Wahl” – das auf freiwilliges Bezahlen setzende Projekt „taz-zahl-ich”, mit dem der Zugang zu taz.de weiter frei und kostenlos gehalten werden soll. Auf Facebook eröffnet die taz ihre Präsenz kommune.taz.de.

2012

Von der Deutschen Umwelthilfe übernimmt der taz-Verlag das Magazin zeo2. Im Mittelpunkt des vierteljährlich erscheinenden Heftes stehen die Klima-, Energie- und Verkehrspolitik, die Endlichkeit von Ressourcen und Biosphäre, das Jahrhundert-Thema Nachhaltigkeit, aber auch die individuellen Lebensstile und Öko-Strategien der Menschen.

Einen weiteren Zuwachs in der taz-Familie bildet die um die Auseinandersetzung um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 entstandene unabhängige Wochenzeitung kontext, die seit dem Frühjahr der Wochenendausgabe der taz beigelegt ist. Im Juni steht die neue kostenlose taz-App für das mobile Betriebssystem Android bereit und entwickelt sich rasch zu einem großen Erfolg. Auch taz.de bekommt endlich eine Mobil-Version.

2013

Die im Januar von der IVW veröffentlichten Auflagezahlen der überregionalen Tageszeitungen in Deutschland zeigen, dass alle Zeitungen im vierten Quartal des Vorjahres an Auflage verloren haben, nur die taz konnte um 1,6 Prozent zulegen – worauf im Hausblog zuversichtlich gemeldet wird: „Zeitungssterben? – ohne uns!”.

Für diese Zuversicht im Hause sorgt auch der Erfolg von „taz-zahl-ich”, der Appell an die Nutzer*innen von taz.de, freiwillig zu bezahlen, damit die Seite für alle kostenlos bleiben kann.

Ab Juli erscheint taz.de in neuem, zeitgemäßeren Design ... und den Leser*innen gefällt's.

2014

Am 24. Januar erinnert der Hausblog an die erste doppelseitige Groß-Anzeige der damals noch quasi anzeigenfreien taz 30 Jahre zuvor. Mit dem Slogan: „Es wurde Zeit, daß mal ein Kapitalist die Welt verändert.” bewarb Apple 1984 den ersten in Deutschland erhältlichen Mac. An eine taz-App für das iPad hat damals natürlich noch niemand denken können.

Im Februar gratuliert die taz-Familie dem Großen Vorsitzenden Kalle – Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch – zum 60. Geburtstag. Und schreibt das größte taz-Projekt aller Zeiten aus: den Architekturwettbewerb für den taz-Neubau in der Friedrichstraße.

2015

Der taz-Redakteur Sebsatian Heiser wird bei einer Spähattacke an den Rechnern von Kolleg*innen erwischt, die er mit einem Keylogger ausspionierte. Er flüchtete daraufhin nach Asien. Eines der letzte Projekte, um die sich Sebastian bei der taz gekümmert hatte, war die Erstellung einer Gemeinwohlbilanz, die im April 2014 dann vorlag.

Im September löst Georg Löwisch – vormals Ressortchef der taz. am wochenende, dann bei "Cicero" – Ines Pohl als Chefredakteur ab.

2016

Katrin Gottschalk und Barbara Junge komplettieren die neue Chefredaktion. Die taz für Berlin wird nicht mehr in Berlin gedruckt, sondern kommt von der Druckerei Prima aus Wittenburg bei Schwerin. Weitere Druckorte der taz sind Pinneberg und Gießen.

Der Bau des neuen taz-Gebäudes hat mit der Ausschachtung des Grundstücks begonnen. Das renommierte Schweizer Architektenbüro E2H hat sich mit seinem Entwurf für den „taz Neubau“ in einem Architekturwettbewerb durchgesetzt.

2017

Reform! Die taz bekommt ein neues, zeitgemäßes Layout, entwickelt von Janine Sack und Christian Küpker. Anfänglich kritisch beäugt, erfreut sich das neue Aussehen der Zeitung schnell großer Beliebtheit.

2018

Zur Genossenschaftsversammlung 2018 skizziert taz-Chef Kalle Ruch erstmals die zukünftige Entwicklung der taz hin zu einem überwiegend digitalen Medium ohne werktägliche gedruckte Zeitung.

Das als „Szenario 2020“ betitelte Papier sorgt für Aufsehen, nicht nur unter den taz-Mitarbeiter:innen, -Leser:innen und -Genoss:innen, sondern auch in der Zeitungsbranche. Schließlich prophezeit Kalle Ruch nichts weniger als das weitgehende Ende des Mediums Tageszeitung im Zuge der digitalen Transformation der Gesellschaft.

Infolge des Szenarios beginnt die taz, ihre eigene digitale Transformation verstärkt in Angriff zu nehmen und die Metamorphose hin zu einem digitalen Medienhaus einzuleiten.

Im Herbst 2018 ist es endlich soweit: Umzug! Die taz bezieht ihren Neubau, und aus der bisherigen Adresse Rudi-Dutschke-Str. 23 wird die Friedrichstraße 21. Die Postleitzahl 10969 bleibt gleich und damit bleibt auch dem ehemaligen Berliner Zeitungsviertel ein unabhängiges und genossenschaftlich organisiertes Zeitungshaus erhalten – der taz Neubau.

Das alte taz-Gebäude, das „Rudi-Dutschke-Haus“, bleibt im Besitz der taz-Genossenschaft. Es wird vermietet und trägt durch die Mieteinnahmen zu den Einkünften der taz bei.

2019

Zeit für etwas Neues. Mit Andreas Marggraf leitet die taz im Februar den Generationenwechsel an der Spitze der taz ein, die bisher von den alten taz-Chefs Kalle Ruch und Andreas Bull gebildet wurde. Marggraf übernimmt die Geschäftsführungsaufgaben von Kalle Ruch, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand treten wird.

Der Dezember bringt dann den Abschied von Kalle. Dabei könnte man durchaus von einer Zeitenwende sprechen, schließlich gestaltete Kalle Ruch die Geschicke der taz seit ihren frühesten Tagen. Die taz verabschiedet sich mit einer Sonderausgabe am 14. Dezember 2019 – die Titelzeile der Kalle-taz lautet: „Kalle, eine linke Geschichte“.

2020

Das Jahr 2020 hat es in sich für die taz – und nicht nur für sie. Ende Januar verlässt Georg Löwisch als Chefredakteur die taz und wechselt in den Verlag der Zeit.

Im März stellt ein gewisses Virus alles auf den Kopf, und der wuselige taz Neubau ist plötzlich menschenleer. Trotzdem fällt keine einzige taz-Ausgabe aus, denn einmal mehr beweist die EDV der taz ihre einzigartigen Qualitäten und baut quasi über Nacht eine Infrastruktur auf, mit der die komplette Zeitungsproduktion und Verlagswirtschaft der taz in die Arbeits-, Wohn- und Schlafzimmer der tazler:innen verlegt werden kann. taz goes Homeoffice.

Im April kann sich die taz über eine Rückkehrerin freuen: Die frühere taz-Redakteurin Ulrike Winkelmann kehrt aus Köln und vom Deutschlandfunk zur taz zurück – als Chefredakteurin. Gemeinsam mit der amtierenden Chefredakteurin Barbara Junge bildet sie die neue taz-Chefredaktion, die auch dank der stellvertretenden Chefredakteurin Katrin Gottschalk nun eine echte Chefinnenredaktion ist – (leider) einzigartig in der deutschen Presselandschaft.

Im Juni schließlich gibt eine weitere Rückkehrerin Anlass zur Freude: Die ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Digitale Transformation, Aline Lüllmann, kehrt vom Cornelsen Verlag zur taz zurück – als neue Geschäftsführerin. Gemeinsam mit Andreas Marggraf und dem noch amtierenden Geschäftsführer Andreas Bull bringen sie nun den Generationenwechsel an der Spitze der taz zum Abschluss. Corona, so scheint es derweil und leider, ist gekommen, um zu bleiben.

2022

Nach über 30 Jahren an der Spitze verlässt der taz-Chef und Vorstand der Genossenschaft, Andreas Bull, zu Jahresbeginn die taz und geht in den Ruhestand. Damit ist der Generationenwechsel an der taz-Spitze vollendet. Aline Lüllmann und Andreas Marggraf führen nun zusammen mit den gewählten Mitgliedern des taz-Vorstands die wirtschaftlichen und verlegerischen Geschicke des linken Medienhauses.

Im taz Neubau werden erste Lockerungsübungen ausprobiert, um den pandemischen Ausnahmezustand endlich hinter sich zu lassen. Zögerlich noch, denn Vorsicht bleibt das Gebot der Stunde.

Die digitale Transformation der taz und die Arbeit am „Szenario 2020“ schreiten voran, wenn auch im Herbst 2022 einmal mehr das bedruckte Papier im Fokus steht: Die taz verabschiedet sich von ihrer Wochenend-Ausgabe. Mit der neuen Wochentaz kommt nun die erste Wochenzeitung aus dem Hause taz auf den Markt. Sie ist gekommen, um zu bleiben, auch nach Ende des werktäglichen Zeitungsdrucks.

Die Wochentaz bietet einen größeren Politikteil und ein Novum in der deutschen Zeitungslandschaft: ein eigenes Buch, das sich dezidiert mit der Zukunft der Menschen vor dem Hintergrund der Klimakrise auseinandersetzt. Der neue Teil heißt dementsprechend prägnant einfach: Zukunft.