■ 18 Jahre unschuldig gesessen: Einfach vergessen
Tegucigalpa (AFP/taz) – Ein 57jähriger Honduraner ist am Freitag aus der Haft entlassen worden, 18 Jahre nachdem er vom Vorwurf des Diebstahls freigesprochen worden war. Gustavo Adolfo Amador war im April 1975 verhaftet worden, weil er auf einem Markt in der Hauptstadt Tegucigalpa mehrere Bleistifte gestohlen haben soll. Im Juni 1976 sprach ihn ein Gericht frei. Dennoch wurde offenbar im Gefängnis niemand über das Urteil informiert. Amador blieb nämlich trotzdem hinter Gittern. Ein Staatsanwalt sei schließlich vor kurzem bei der Durchsicht alter Akten auf den Fall aufmerksam geworden und habe die Freilassung erwirkt, hieß es aus Gefängniskreisen. Der Direktor einer honduranischen Gefangenenhilfsorganisation wollte unterdessen nicht ausschließen, daß es noch weitere Fälle von „vergessenen“ Häftlingen unter den 3.000 Inhaftierten im Zentralgefängnis von Tegucigalpa gebe. Ein Psychologe, der Amador betreute, erklärte, dieser habe „jeden Kontakt mit der Realität verloren“ und leide an mentalen Störungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen