100% iger Tanz in den Mai: Wodka mit Saft verdünnen
Auf den Wies'n in Bremen. Osterdeich, am Abend des 30. April vergangenen Jahres: Schätzungsweise 5.000 Jugendliche aus Bremen und dem Umland torkeln über den Deich, die Schnapsflasche entweder am Hals oder in der Hand. Am Ende des durchtränkten Szenarios: Hochbetrieb im anliegenden Krankenhaus St.-Jürgen-Straße und Ortsbeiräte, die sich besorgt den Kopf zerbrachen.
Ein Jahr später hat man noch immer Sorge, aber dafür auch ein Projekt. Bereits 10 .000 Euro hat das Jugendressort hierfür zur Verfügung gestellt. Auch der Beirat Östliche Vorstadt ist mit 4000 Euro und einer Ausfallbürgschaft von weiteren 2000 Euro an den Kosten beteiligt. Vorgestern stellte der Beirat Mitte das Projekt in seiner Sitzung vor und bewilligte ebenfalls 3000 Euro.
Mit Spaß und Musik gegen den Alkohol lautet die Devise des Konzepts. Es ist das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, die die Beiräte vergangenes Jahr ins Leben gerufen haben. Vertreter des Sportgarten e.V., der Breminale, des Lagerhauses und der Drogenberatung ISAPP wurden beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, mit dem die Jugendlichen von dem hemmungslosen Griff zur Flasche abgehalten werden können. In die Planung wurden auch 30 Jugendliche mit einbezogen.
„Das ganze soll keine pädagogische Maßnahme werden“, erklärten die Beiräte einhellig. Pädagogik also hin, dafür Geld her: Getränke wird es dieses Jahr erstmals an einem offiziellen Ausschank geben. Dort erhalten die Jugendlichen das alkoholfreie Angebot gegen einen Selbstkostenpreis. Für ein paar Prozente mehr müssen sie tiefer in die Tasche greifen. „Etwas anderes als Bier wird aber es nicht geben“, erläutert Uli Bade vom Sportgarten. Besagtes Braugut soll außerdem nur gegen das Vorzeigen von Personalausweis an Jugendliche ab 16 Jahren ausgegeben werden.
Und schließlich gilt: Wer tanzt, trinkt nicht so viel. In zwei Zelten dürfen die Jugendlichen ihre Beine und Hüften schwingen . Dazu gibt es Musik aus der Konserve und von zahlreichen Bands, sowie Sportangebote.
Mit dem Motto „Weniger Kater, dafür mehr Musik“ geht es dann am nächsten Tag noch weiter. Gegen Abend sollen in den Zelten bis 24 Uhr erneut Bands auftreten. Der Grund für die zeitliche Ausdehnung des „Events“ liegt in einer einfachen ökonomischen Überlegung: Durch die Doppelnutzung der Zelte können die erheblichen Kosten geteilt werden. Das Risiko für die nichtkommerziellen Veranstalter wird so kleiner.
Beatrice Kleinert
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