■ 10. Oktober: „Wir sind das Volk“
Leipzig vor fünf Jahren: Gegen 70.000 DemonstrantInnen ziehen unter der Parole „Wir sind das Volk“ durch die Leipziger Innenstadt. Es ist die größte Kundgebung in der Geschichte der DDR seit 1953. Der bereits Tradition gewordene Friedensgottesdienst in zuvor in der Nicolaikirche ist überfüllt. Zwischen Liedern und Gebeten wird die Erklärung Kurt Masurs, Chefdirigent des Gewandhausorchesters, und dreier SED-Bezirkschefs verlesen: Es soll nicht nur in Leipzig Gespräche zwischen der Regierung und den DemonstrantInnen geben.
Am Fernsehen werden die DemonstrantInnen an diesem Abend wieder von der Realität eingeholt: Sie werden als „antisozialistische Störer“ und als „vom Westen ferngesteuerte Randalierer“ beschimpft. In Ungarn wird auf dem Parteitag der neugetauften „Ungarischen Sozialistischen Partei“ Rezsö Nyers zum Vorsitzenden gewählt. Hauptziel des neuen Programms: „Den schrittweisen und friedlichen Übergang zum demokratischen Sozialismus“ in Gang zu setzen.
Die Delegierten der Lettischen Volksfront beschließen, die Unabhängigkeit Lettlands wiederherzustellen: Eine demokratisch-parlamentarische Republik soll entstehen.
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