… die Rütli-Schüler? : Auf die Bahn abfahren
Die Geschichte der Rütli-Schule ist ja eine Art Aschenputtel-Story: Nachdem die Neuköllner Einrichtung am tiefsten gefallen war (Hilferuf des Kollegiums, schockierende TV-Bilder usw.), folgten eine Phase der Stabilisierung und ein glamouröser medialer Aufstieg. Viele gesellschaftliche Instanzen bemühen sich seither, den Schülern, die da aus der Gesellschaft zu fallen drohen, eine helfende Hand zu reichen.
Jetzt hat Rütlis neuer Schulleiter Aleksander Dzembritzki einen Kooperationspartner aufgetan, der an wirtschaftlicher Potenz wirklich nichts zu wünschen übrig lässt: die Bahn AG. Mit Alfred Possin, „Geschäftsführer Personal der DB Services“, unterzeichnete Dzembritzki gestern eine Vereinbarung über Praktika und Bewerbungstrainings für Rütli-Absolventen.
Allzu viel wollte Possin bei der Feierstunde nicht versprechen, aber immerhin so viel, dass die Kooperation den Jugendlichen „viele Chancen für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben“ bringe – „wenn die Voraussetzungen stimmen, sogar auf einen Ausbildungsplatz“. In Zeiten, in denen sich die Lokführer ihre verschlissene Reputation in Form von Sondertarifverträgen zurückerobern, keine allzu schlechte Perspektive. Aber im Ernst: Wenn Mangel an Jobperspektiven ein Grund für soziales Elend und Aggression ist – und angesichts der Tatsache, dass 2006 nur 3 von 60 Rütli-Abgängern einen Ausbildungsplatz ergatterten –, ist Dzembritzkis Strategie goldrichtig. Bleibt zu hoffen, dass auch die anderen Brennpunktschulen von der Rütli-Story profitieren. CLP FOTO: AP