… WAS MACHT EIGENTLICH ...Hans Wall? : Gutes tun und drüber reden
Er macht es einem nicht leicht: Hans Wall, langjähriger Vorstandsvorsitzender und nun Aufsichtsratschef des Außenwerbers Wall AG, hat wieder Gutes getan. Er übernimmt eine Patenschaft für Moritz, das Neugeborene, das in einem Wall-Wartehäuschen ausgesetzt worden war. Bis zum 21. Lebensjahr will Wall Moritz’ Ausbildung bezahlen. „Herr Wall versteht den Fundort als Auftrag“, so seine Sprecherin: „Berliner sind auch solidarisch.“
Warum Wall es einem nicht leicht macht? Nun: Die Ausbildungsgarantie ist toll – aber darf man sie gutheißen? Ist sie nicht eine smarte PR-Aktion? Imagepflege für einen Konzern, der gemäß seinem Slogan „Living for the city“ suggeriert, die Partnerschaft mit einer Kommune gehe über das Geschäftliche hinaus?
Man wird an Walls beleidigtes Aufbrausen erinnern dürfen, seine Drohung, die Firmenzentrale nach Hamburg zu verlegen, nur weil der Senat – nach objektiven Kriterien – einem Konkurrenten die BVG-Werbefirma zugeschlagen hatte. „Vertreibungspolitik“, hatte Wall geschimpft. So hatte er sich Partnerschaft nicht vorgestellt.
Aber nur weil der Mann gern drüber redet, ist ja das, was er tut, nicht schlecht. Unlängst hat er eine alte Musikalienhandlung vor der Pleite gerettet – indem er für 100.000 Euro Noten kaufte und dem Petersburger Konservatorium schenkte. Kann man so etwas kritisieren?
Man kann. Aber man muss nicht. Genauso wenig, wie man Wall-Klos aufsuchen muss, um das soziale Engagement des Firmengründers zu refinanzieren. Dass einer, der viel Geld hat, andere daran teilhaben lässt, ist eine prima Sache. Nur auf das PR-Gesäusel könnte man künftig verzichten. CLP FOTO: REUTERS