… WAS MACHT EIGENTLICH ... der Verband Deutscher Soldaten? : Kränze abwerfen
„Mit individueller Trauer hat das nichts zu tun“, sagt Gesa Schneider vom „Gedenkpolitischen Rechercheteam Berlin“ über das „Heldengedenken“ auf dem Garnisonsfriedhof am Neuköllner Columbiadamm. Dort treffen sich am Sonntag Traditionalisten, um der Gefallenen deutschen „Helden“ seit dem 19. Jahrhundert zu gedenken – ob kolonialer Schutztruppe, Wehrmacht oder SS.
Der „Verband deutscher Soldaten“ (VDS) veranstaltet das Volkstrauertag-Spektakel seit Jahren. Im letzten Jahr gaben sich alte und aktive Soldaten, NPD-Prominenz, der „Ordensverein der Ritterkreuzträger“ und andere die Ehre. Erst findet ein Gottesdienst statt, dann werden Kränze an den martialischen Kriegerdenkmälern abgeworfen. „Den in Afrika gefallenen deutschen Soldaten in ehrendem Gedenken“, steht beispielsweise auf dem „Herero-Stein“ zu lesen. Er soll an in Kolonialkriegen gefallene deutsche Soldaten erinnern. Über die zehntausende massakrierten Herero ist kein Wort zu finden.
Der VDS schwimmt teilweise in derart braunem Fahrwasser, dass das Bundesverteidigungsministerium seinen Soldaten eine Kontaktsperre verordnet hat. 2003 hatte der VDS in einer Broschüre Texte der „Nationalsozialistischen Partei Amerikas“ veröffentlicht.
1950 wurde der VDS von der „Traditionsgemeinschaft Großdeutschland“, dem „Verband deutsches Afrikakorps“ und dem „Stahlhelmbund der Frontsoldaten“ gegründet. Im Publikationsorgan „Soldat im Volk“ werden die „Kriegsschuldlüge“ verbreitet und soldatische Ritterlichkeit abgefeiert.
In diesem Geschichtsbild kommen „Opfer und Überlebende der deutschen Vernichtungspolitik“ nach Ansicht des Rechercheteams nicht vor. Das Team ruft auf, sich um 10 Uhr am Friedhofstor einzufinden, um beim „Helm ab zu Gebet“ genau hinzugucken. Wenn man herausfinde, wer genau das Zeremoniell veranstaltet, könne man dagegen vorgehen, so Schneider.
JÖRG MEYER FOTO: ARCHIV