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Archiv-Artikel

… THILO SARRAZIN? Den Klimawandel wegschreiben

Von JOK

Von Thilo Sarrazin lässt sich noch eine Menge lernen.

Mittwochabend, in der Kulturbrauerei: Der silberhaarige Buchautor hat sich unter das Publikum der Veranstaltung „Die grüne Stadt Freiburg. Ein Vorbild für Berlin?“ gemischt. Nach dem Ende zieht es die Besucher an die Bar. Auch Sarrazin. „Herr Sarrazin, kann Berlin etwas von Freiburg lernen?“ „Man kann immer voneinander lernen“, findet der ehemalige Finanzsenator. Ein bemerkenswerter Satz für jemanden, der in seinem Buch Menschen nach ihrer vermeintlichen Integrationsfähigkeit und angeblicher Intelligenz unterteilt.

Offenbar hat Thilo Sarrazin aus dem Anstieg der Energiekosten seine Konsequenzen gezogen. Sein 1935 errichtetes Haus in Westend werde gerade energetisch saniert. „Meine Frau hat gesagt, dass ihr kalt an den Schultern ist.“ Da habe er entschieden: „Wir machen alles.“ Sarrazin finanziert die Sanierung durch seine üppigen Einnahmen als Autor. Mit einem Kredit hätte er das nie gemacht.

„War das der Grund, warum Sie Ihr Buch geschrieben haben?“ „Nein“, sagt Sarrazin, der Erfolg des Buches habe ihn selbst überrascht.

Dabei stößt der Mann mit seinem Vorbild eine neue Tür für Politik und Gesellschaft auf. Schließlich beschweren sich immer mehr Berliner, dass auf die energetische Sanierung ihrer Wohnungen saftige Mietsteigerungen folgten. Für solche Klagen hat Sarrazin vollstes Verständnis. Die Politik müsse vorsichtig sein, nicht zu hohe Standards für Sanierungen zu setzen, wenn das zu hohen Kosten führe. „Der normale Mensch muss ja rechnen.“

So weit Thilo Sarrazin. Und wenn nun die Leute einfach Bücher schrieben, anstatt zu meckern? „Klimagewinner trotz Unterschicht“, „Zuwanderer und trotzdem im Warmen“ oder „Das Thilo-Prinizp“ – die Liste möglicher Titel ließe sich beliebig erweitern. Die notwendigen Investitionen für einen klimagerechteren Umbau wären im Nu wieder drin. JOK Foto: dapd