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Archiv-Artikel

… Rewe? Zur Ostalgie neigen

Von API

Die DDR ist zwar tot, doch einige ihrer Produkte haben überlebt: In gesamtdeutschen Supermarktregalen liegen Halloren-Kugeln, Spreewald-Gurken und Bambina Schokoriegel, als ob fast nichts gewesen wäre. Warum auch nicht? Wer den pappigen Schokogeschmack der Schlager Süßtafel zu seinen Kindheitserinnerungen zählt, freut sich über das Nostalgie-Angebot. Ein Schnaps-Miniatur-Quartett, das mit dem launigen Werbespruch „fast 57 Jahre DDR: Rückwärts nimmer – saufen immer!“ zur Dröhnung einlädt, dürfte hingegen eine spezielle Fangemeinde ansprechen. Die Billigschnäpse, die Agitator, Proletarier, Subotnik und Schwarzer Kanal heißen, gibt es nicht etwa im „Ampelmännchen“-Laden, sondern bei Rewe, einer der größten Supermarktketten des Landes. Wurde Rewe von Ostalgikern unterwandert? Oder hegt der Kölner Konzern gar Sympathien für das untergegangene Regime?

Die brandenburgische CDU schlägt jedenfalls Alarm. Ihr Generalsekretär Rolf Hilke appellierte an den Konzern, Produkte mit DDR-Bezug aus dem Sortiment zu nehmen. Die lockeren Sprüche auf den Schnapsflaschen trügen zur Verharmlosung der DDR bei, so der besorgte Christdemokrat. Schließlich sei auch eine am Freitag von der Freien Universität vorgestellte Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass deutsche Schüler fast nichts über die DDR wissen. Zum Beispiel, dass sie eine Diktatur war. „Insgesamt ist heute der Eindruck unter jungen Menschen weit verbreitet, die DDR sei ein Sozialparadies mit Spaßfaktor gewesen“, sagt Hilke. Vielleicht hatten die Kölner von Rewe auch keinen Schimmer, was sie sich da ins Haus holen? „Subotnik“ ist schließlich russisch, das kann am Rhein nicht jeder. Da Unwissenheit aber vor Strafe nicht schützt, hat Hilke Rewe vorgeschlagen, alle aus dem Ostalgieschnaps erwirtschafteten Gewinne an SED-Opferverbände zu spenden. Darauf ein Rotkäppchen! API FOTO: REUTERS