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Archiv-Artikel

… DIE JOACHIMSTALER STRASSE? Das „h“ vermissen

Wir sind hierzulande schon mal kleinkariert, zum Beispiel wenn es um Rechtschreibung geht. Die letzte Reform, empfohlen erstmals 1996, wurde mit der Änderung der -ss- und -ß-Regelung besonders hart diskutiert. Neun Jahre hat es gedauert, bis sie sich schließlich offiziell durchsetzte. In die Schreibe manch eines Konservativen ist sie noch immer nicht ganz übergangen.

Sogar die Rechtschreibreform von 1901 hat heute noch Konsequenzen: Den Bürgern der brandenburgischen Kleinstadt Joachimsthal ist unlängst aufgefallen, dass die gleichnamige Straße in Berlin falsch geschrieben ist, denn ihr fehlt das „h“ hinter dem „t“. Die Joachimsthaler Bürgermeisterin Gerlinde Schneider hat deshalb kürzlich einen Brief zur Sache verfasst. Im Rahmen der Rechtschreibreform von 1901 sei das „h“ hinter dem „t“ auf dem Straßenschild verschwunden. Jetzt, so Schneider, wünsche man sich die erneute Korrektur des Straßennamens.

Die Joachimstaler Straße ist keine unbedeutende in Berlin. Sie beginnt am Bahnhof Zoo, kreuzt den Kurfürstendamm und mündet drei Kreuzungen weiter in die Bundesallee. Damit gehört sie dem Bezirk Charlottenburg an, und dessen Bürgermeister Reinhard Naumann versteht den Wunsch gut: Namen seien nicht nur für Menschen, sondern auch für Städte wie Joachimsthal etwas Persönliches. Die mögliche Änderung des Namens sei „minimalinvasiv“, denn es müssten ja höchstens die Straßenschilder geändert werden. Die Anwohner bräuchten keine Adressänderung beantragen.

Ob es dazu kommt, darüber entscheidet am heutigen Mittwoch die Bezirksvollversammlung in Charlottenburg. Eine kleine Änderung für eine große Straße. Oder heißt es Strasse?Anna Bordel Foto: dpa