… DIE CHARITÉ? : Hauttests, die tief blicken lassen
Rauche ich zu viel? Ernähre ich mich gesund? Antworten auf nervige Selbstzweifel verspricht ein Mini-Hautscanner, den die Charité zusammen mit einem Unternehmen für Medizintechnik entwickelt hat.
„Unser Gerät wird auf die Innenhand gelegt. Binnen Minuten erhält man ein Biofeedback zum eigenen Lebenswandel“, erklärte Wolfgang Köcher, Geschäftsführer der Opsolution GmbH, bei der Vorstellung des Geräts Ende vergangener Woche. Charité-Professor Jürgen Lademann, der das Verfahren entwickelt hat, erklärte die Funktionsweise: „Der Scanner misst auf der Haut die Konzentration von Antioxidantien. Je höher sie ist, desto niedriger ist die Chance, dass schädliche freie Radikale das Immunsystem angreifen.“ Konsumiere man mehr Obst und Gemüse, steige die Konzentration der Antioxidantien in der Haut.
Das Ergebnis des Schnelltests spricht Bände über den Lebenswandel. „Wenn Sie viel Stress haben, sich schlecht ernähren, rauchen oder die Nacht durchzechen, sinkt Ihr Wert binnen kurzer Zeit“, so Lademann. Indem der Scanner kleine Sünden zeitnah erkenne, fördere er das Bewusstsein für den Lebenswandel.
Auch in der Praxis konnte sich der kleine Apparat schon bewähren: 50 Schüler einer Kasseler Berufsschule wurden zu ihren Lebensgewohnheiten befragt und dann mehrmals pro Woche gescannt. In einer zweiten Phase nahmen die Probanden einen Monat lang gesunde Mittagessen zu sich und sollten den Alkohol- und Zigarettenkonsum reduzieren. „Die Hautwerte verbesserten sich in dieser Phase deutlich. Am meisten freut uns, dass die Teilnehmer nachhaltig etwas gelernt haben“, sagt Lademann. Bei erneuten Scans, die mehrere Monate danach durchgeführt wurden, hätten die meisten Schüler dieselben guten Werte der Interventionsphase aufgewiesen.
„Der Scanner machte uns schnell ein wenig süchtig. Man war ständig erpicht einen guten Wert zu erreichen“, so Studien-Teilnehmer Felix Dowald (19). Das Projekt habe ihn geprägt, glaubt der Berufsschüler. Noch heute denke er nach, wenn er über eine Fressmeile geht: „Brauche ich den Burger, hab ich wirklich Hunger, will ich mich nur glücklicher machen?“
Laut Opsolution dauert es noch eine Weile bis zur Serienfertigung des Handscanners. Während des Projekts war ein fortgeschrittener Prototyp zum Einsatz gekommen. Das Unternehmen schätzt den Verkaufspreis auf 300 Euro und plant, das Produkt Ende 2012 auf den Markt zu bringen. UGO Foto: reuters