… DER ROTE BRANDENBURGER ADLER? : Auf die CDU hoffen
Danke, Peter Kulka, für diese Offenheit. Im Streit über das richtige Wappentier im neuen Brandenburger Landtag hatte Kulka bekannt: „Ich hätte auch lieber die weiße Taube von Picasso dahin gehängt als euren weißen Adler.“
Der Mann darf das sagen, denn er ist der Architekt des Potsdamer Landtagsschlosses und als solcher auch verantwortlich für den Plenarsaal und dessen heraldische Hängung. Für Kulka war der weiße Adler – und nicht der rote, der das Brandenburger Wappen ziert – also ein Kompromiss. Nicht so für die CDU. Die bestand auf dem roten Adler– und Kulka drohte mit dem Urheberrecht.
Das war der Stand der Potsdamer Provinzposse vor einem Gespräch des Architekten mit Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) Ende März. Hier der Architekt mit seiner Ästhetik – dort die CDU mit ihrer Verneigung vor dem Hoheitssymbol. Dazwischen Linke und Grüne, denen das Ganze eher egal war, als dass es sie zum Grundsatzstreit hingerissen hätte: Auch in der Provinz gibt es Menschen, die einen Ruf zu verlieren haben.
Allein, die Posse bleibt. Zwar erklärte sich Kulka nach dem Gipfeltreffen mit Fritsch bereit, den weißen Adler von der Wand hinterm Rednerpult abzuhängen und einen roten – allerdings nicht mit goldenen Krallen – ans Pult zu kleben. Doch Kulka hatte die Rechnung ohne die CDU gemacht. Die nämlich beharrt auf ihrem Wappentier. Da fragt man sich, mit wem man mehr Mitleid haben soll: mit dem armen Architekten, der einmal an Picasso dachte, nun aber vor CDU-Chef Michael Schierak zittert. Oder mit dem CDU-Mann und seiner Überzeugung: Lieber rot als tot.
Aber seien wir ehrlich. Was wäre, wenn der Berliner Bär im Plenarsaal des Abgeordnetenhauses plötzlich lila wäre? Würde die Linke dann vor lauter Schreck an seiner Statt Picassos Taube fordern? Oder Wowi als Kompromiss einen Regenbogenbären?
Die Heraldik ist ein schwierig Ding. Schlimmer, als einen Landtag, ist es wohl nur, eine Kirche zu bauen. WERA Abb.: Archiv