… DER KNAACK-CLUB? : Das Feld räumen
Im Dezember soll es noch mal richtig krachen an der Greifswalder Straße. Dann wird es still sein, so wie es den ruhebedürftigen Neubürgern von Prenzlauer Berg gefällt. Nach 58 Jahren macht der Knaack-Club dicht. Künftig wird kein Basswummern mehr nachts auf die Straße dringen, keine bierflaschenleerendes Grüppchen mehr das Trottoir säumen. Dann wird nur noch Kindergeschrei und das Klirren von Rotweingläsern zu hören sein. „Hier ist jetzt Platz zum Kinderwagenschieben und zum Rumschnöseln“, formuliert es Patrick Radimensky, der Konzertorganisator der Clubs.
Seit Jahren drangsalieren Anwohner den traditionsreichen Indie-Club mit Lärmklagen. Ein Gerichtsurteil verfügte im Juni ein Ende aller Veranstaltungen bis 23 Uhr und eine Höchstlautstärke von 25 Dezibel in den umliegenden Wohnungen. Den Clubbetreibern nach brachte der Konzertbetrieb mit angezogener Handbremse aber nur rote Zahlen. Da halfen auch eine Schallschutzmauer und die Anschaffung eines neuen Soundsystems nichts.
Die Clubmacher trösten sich auf ihrer Website mit der Parole „better burn out than fade away“ und kündigten einen „würdigen Abschied“ für das Haus an, in dem Generationen von Prenzlauer-Berg-Kids ihre Jugend verbrachten. Das 1952 eröffnete Ernst-Knaack-Jugendheim war DDR-Disco und nach der Wende Sprungbrett für Bands wie Muse oder Interpol. Die Kids von morgen werden zum Ausgehen nach Kreuzberg fahren müssen, wohin schon der benachbarte Magnet Club gezogen ist. Im direkten Umfeld der Eltern gibt es bald nichts mehr, was lauter ist als Mamas Macbook. Ganz neue Möglichkeiten der Rebellion ergeben sich: Von Papas Abigeld einen Club eröffnen, mit richtig Bass! Wird aber noch ein paar Jahre dauern. In der Zwischenzeit regiert an der Greifswalder Straße die pure Langeweile. API Foto: Archiv