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07.01.2025 , 17:00 Uhr
Wir können persönliche und gesellschaftliche Religionsausübung nicht einfach mit religiös begründeten Gewaltausübungen gleichsetzen – auch wenn man vielleicht persönlich Vorurteile oder berechtigte Kritiken an Religionen hat. Wenn wir Debatte, die sich eigentlich auf Reli-Unterricht an deutschen Schulen bezieht, auf das traurige Schicksal afghanischer Mädchen beziehen wollen, besonders dann ergäbe sich doch eine Notwendigkeit von Religionsunterricht an staatlichen Schulen, um antidemokratischen Entwicklungen in allen Religionen in Deutschland entgegenzuwirken (und natürlich wäre ein solcher Unterricht in Afghanistan dann auch wünschenswert, wenn man die Debatte in diese Richtung lenken möchte). Meine anderen Kommentare hier weisen genau darauf immer wieder hin: Dem Staat muss aus demokratischen und säkularen Gründen daran gelegen sein, einen auf wissenschaftlichem Fundament stehenden Religionsunterricht zu kultivieren, auch und besoners, um die Religionen zu kontrollieren, aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung. Dazu muss die Lehrer:innenausbildung an die Universität und darf nicht von den Religionsgemeinschaften selbst durchgeführt werden.
zum Beitrag06.01.2025 , 14:18 Uhr
Es gibt aber noch eine weitere Option zwischen »Werbeveranstaltung« der/für Kirchen auf der einen und weltanschaulich neutraler Ethikunterricht auf der anderen Seite: Ein Religionsunterricht, dessen Ziel in religiöser Bildung (!) u.a. als Mündig- und Sprachfähigwerden, was die eigene Religiosität betrifft, liegt. Ich finde die Polemik gegen Religiosität besonders deshalb so problematisch, weil sie zwischen »der bösen Kirche« und der »der guten säkularen Gesellschaft« auf eine Weise trennt, dass kein Platz mehr für die individuelle Religiosität ist, die für viele Menschen einfach lebensprägend ist (und global auf dem Vormarsch ist). Dem Staat sollte gerade daran gelegen sein, Religiosität als Grundmoment menschlichen Lebens in einem staatlich kontrollierten und auf wissenschaftlichem Fundament stehendem Religionsunterricht zu kultivieren, d.h. in kritischer Reflexionsfähigkeit zu bilden. Moderner Religionsunterricht, wie er aktuell an Unis unterrichtet wird, hat auch genau das im Blick. Und wir sollten das nicht mit (mal mehr, mal weniger berechtigten) Vorurteilen über die Glaubensgemeinschaften verwechseln. Das gilt auch für nicht-christlichen Religionsunterricht.
zum Beitrag06.01.2025 , 14:12 Uhr
Religion bedeutet nicht per se Machtmissbrauch, aber sie ist natürlich aufgrund der existentiellen Thematik sehr anfällig dafür, dass bestimmte Tätertypen aktiv werden und die geeigneten ideologischen Mittel anwenden können und dass bei einem starken Wahrheitsbegriff absolute und zum Teil totalitäre Konzepte vertreten werden, die unterdrückerisch sind. Aber gerade zur Verhinderung von »abgergläubischem Mist«, wie hier polemisch eine echte Gefahr beschrieben wird, ist eine wissenschaftliche Theologie und eine auf wissenschaftlicher Theologie aufbauende Religionslehrer:innenausbildung so wichtig. Besonders deshalb muss dem Staat und der Gesellschaft der staatlich kontrollierte (Qualitätssicherung!) Religionsunterricht an der Schule so wichtig sein. Das dürfen wir nicht ausschließlich den weltanschaulichen Institutionen überlassen. Gerade auf katholischer Seite ist das besonders prekär, da der Vatikan(staat) quasi als Dachorganisation der deutschen katholischen Kirche meines Wissens die Menschenrechtscharta der UNO bis heute nicht unterschrieben hat.
zum Beitrag06.01.2025 , 01:00 Uhr
Der Beitrag weist ein paar Unsauberkeiten auf, die aber sehr relevant sind: – Es geht beim modernen Religionsunterricht, dessen Lehrer:innen an der Uni und an der Schule (nicht hauptsächlich von der Kirche!) nach wissenschaftlichen Standards ausgebildet werden, um religiöse Bildung (!), aber nicht um religiöse Erziehung! An Bildung muss dem Staat gelegen sein. Die Kirchen mögen mit dem Religionsunterricht eigene Ziele verbinden und leider auch stark reinregieren, aber das Ziel bleibt Bildung, ohne intendierte Religiosität. – Dass die anderen Fächer gerne gesellschaftliche Fragen und solche der Persönlichkeitsentwicklung an den Reli-Unterricht abgeben, lässt sich nicht dem Reli-Unterricht anlasten. Wir bräuchten generell weniger mathematisch-naturwissenschaftliche und mehr gesellschaftliche Fächer. – Den Reli-Unterricht an die Kirchen abzugeben wäre fatal. Denn dem Staat muss die Qualität und Güte der religiösen Bildung zu seinem eigenen Schutz und der Mündigkeit von Bürger:innen wichtig sein. Dabei geht es v.a. um eine mündige und rationale Reflexion auf religiöse Themen und den eigenen (Nicht-)Glauben. Deswegen wäre auch nicht-christlicher Reli-Unterricht an Schulen wichtig.
zum Beitrag