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01.08.2021 , 01:27 Uhr
Bin geritten, habe zwei Pferde, kenne mich bestens aus. Komme zum selben Ergebnis wie Rolf B.
Dieses Argument Spaß ist völlig furchtbar, weil es einfach nicht haltbar ist. Zunächst lässt sich ein Gefühlszustand nicht direkt überprüfen, es gibt maximal Evidenzien.
Am häufigsten wird Leistungsbereitschaft genannt. Hier mal ein anderes, aber mindestens genauso wahrscheinliches Szenario: Wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz permanent lustlos und nicht leistungsbereit auftreten, hat das für sie negative Konsequenzen. Und das ist auch schon das Stichwort: Konsequenz. Pferde lernen durch sogen. "negative Reinforcement" schneller als durch "positive Reinforcement". Es ist also am wahrscheinlichsten, dass die Leistungsbereitschaft eher aus einer Angst vor Konsequenzen abgeleitet ist. Woher ich das wissen möchte? Weil Reiterei ausschließlich auf "negative Reinforcement" basiert.
Wir setzen einen aversiven Reiz, der verschwindet, sobald das Pferd die richtige Antwort (die beabsichtigte Rekation) findet und ausführt. Die aversiven Reize sind unterm Sattel die sogenannten "Hilfen", was eine katastrophale Wortmalerei für das Drücken und schieben der Schenkel, das ziehen (und sei es nur leicht) am Zügel etc. darstellt.
Spaß haben meine zwei Pferdamen nachweislich, wenn ich denen mithile von "positive reinforcement" Zeug beibringe. Das äußert sich sogar lautstark! Ein fröhliches Grummeln, gespitzte Ohren, Schritt auf mich zu.
Das beobachte ich nicht bei gerittenen Pferden. Habe ich noch nie beobachtet, würde mich auch stark wundern, wenn ich das jemals sehe. Man kann also im besten Fall davon ausgehen, dass das Pferd Reiten als neutrale Handlung wertet. Aber Spaß werden die Tiere daran nie haben. Wenn es nicht das Gerittenwerden ist, was Spaß macht, bleibt der Bewegungsablauf. Dann stelle ich mir die Frage, warum das Pferd nicht aus Spaß auf der Koppel im Viereck hüpft, ohne andere beeindrucken zu wollen... richtig, weil es sinnlose Energieverschwendung ist.
zum Beitrag01.08.2021 , 01:09 Uhr
Hallo Herr Rabe. Leider gibt es auch im Pferdesport soetwas wie eine allgemeine Glaubensrichtung. Das sage ich Ihnen als Besitzer von zwei Pferden. Ich will nicht abstreiten, dass Pferdemenschen ihre Tiere abgötisch lieben (das tue ich auch). Allerdings sollte man, gerade in diesem Sport, die gängigen Methoden mal für sich reflektieren und überlegen, ob das was traditionell (man spricht nicht umsonst von der klassischen Reitweise) vermittelt wird, noch mit aktuellen Tierschutzrichtlinien vereinbar ist. Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen: Nein. Dazu vielleicht ein paar Stichworte: -Sperrriemen, -Sporen, -Gebiss, -Boxenhaltung, -Pferdedecken, -Hufeisen -etc... Für alle genannten Sachen haben Reiter ihre Argumente für und gegen. Basierend auf weitergegebenem Wissen von vor X Generationen. Dass davon vieles im Militär seinen Ursprung (und vermutlich auch seinen Nutzen) hatte, wissen gar nicht so viele Stall-Angehörige...
Die Autorin gibt hier m.E. eine subjektive Meinung von Außerhalb, allerdings gelangt Sie zu der richtigen Erkenntnis. Was sie schreibt ist richtig, auch wenn die Quellen dazu fehlen. Aus der Beobachtung die richtigen Schlüsse gezogen. In ein paar Kommentaren über Ihrem, habe ich zu diesem Thema bereits wissenschaftliche Quellen verlinkt, die zu einer ganz ähnlichen Ansicht wie die Autorin gelangen, allerdings wissenschaftlich fundiert. Leider hat das die Glaubensgemeinschaft der Reiter aber noch nicht erreicht. Es ist in etwa wie Züchtigung: Weil ich mein Kind liebe, tue ich, was der Glaube von mir verlangt um dem rechten (unreflektierten) Weg zu folgen. Das Pferd beschwert sich aber leider zu subtil, als dass der Durchschnittsreiter das wahrnehmen würde. Ich behaupte einfach einmal, dass viele Reiter trotz Liebe zum Tier einfach gar nicht wissen, was sie ihm antun, weil das Verhalten gegenüber dem Pferd anerzogen ist. Und da gibt es nunmal (schlimme) Standards...
zum Beitrag01.08.2021 , 00:52 Uhr
Hallo Herr Kahl. Es tut mir leid Ihnen ihre Version der Reiterei streitig machen zu müssen, aber wissenschaftliche Quellen kommen leider auch zu dem Ergebnis dieses Artikels, auch wenn dieser sicherlich nicht mit solchen hinterlegt ist. Sollten Sie diesbezüglich Interesse haben, lasse ich Ihnen ein paar dois zum nachlesen da: doi:10.3390/ani7060041 DOI: 10.1111/jpn.12154 PATHOPHYSIOLOGY OF BIT CONTROL IN THE HORSE, erschienen im Journal of Equine Veterinary Science.
Allerdings muss ich zum Schaum vorm Maul doch mal was loswerden. Sie rezitieren hier die Meinung der Dressurreiter. Was für ein Grund hat der Schaum? Sie sagen selbst, dass das Pferd seinen Speichel nicht schluckt. Es kann seinen Speichel nicht schlucken. Diesen Sachverhalt kann man tatsächlich auch an sich selbst mal ausprobieren: Legen Sie sich einen Löffel auf die Zunge und versuchen Sie mal zu schlucken. Das geht erschreckend schwer. Das hat ggf. negative Auswirkungen auf den Magen, der von konstantem Speichelzufluss abhängig ist. Es kann zu Geschwüren oder drastischeren Symptomen kommen. Das Problem hierbei ist also wieder, dass ich einen unnatürlichen Zustand herbeiführe. Kein Pferd steht ohne Vergiftung auf der Koppel und schäumt.
Dass Pferden das Geritten-Werden Spaß macht, halte ich für ein Gerücht. Wie wollen Sie das prüfen? Anhand der Leistungsbereitschaft? Sie und viele andere Menschen müssen ihrer täglichen Arbeit nachgehen, die vielleicht auch keinen Spaß macht. Aber man macht es mit der nötigen Effizienz, weil ansonsten Konsequenzen drohen. Das ist im Reitsport nicht anders. Das Arbeiten heißt Dressur und die Konsequenzen "Hilfen". Spaß, oder zumindest ein angenehmes Gefühl haben meine Pferde, wenn ich ausgiebig den Bauch kratze. An den Stellen, wo sie nicht hinkommen. Da schreit mich das Pferd förmlich an: MACH WEITER! Auch hier: Evidenzbasiert. Mein Pferd rennt mir auf Koppel nach und stellt sich passend auf, obwohl es auch bei seiner Herde grasen könnte. Beste Grüße
zum Beitrag01.08.2021 , 00:32 Uhr
Hallo Christina, Tatsächlich spiegelt dieser Artikel das wieder, was der gesunde Menschenverstand wahrnimmt und daraus macht. Jetzt ist es aber so, dass die Wissenschaft zu genau dieser Erkenntnis eben auch kommt. Wenn Sie Ihr Wissen diesbezüglich erweitern wollen, lesen sie vielleicht das Review "Equine Welfare during Exercise: An Evaluation of Breathing, Breathlessness and Bridles" von Mellor et al. , doi:10.3390/ani7060041 .
Die Art wie das Pferd geritten wird ist die Tierquälerei, nicht das was es da vortanzt (vor einer Menge Homo Sapiens sapiens, die kategorisch zu den Affen gehören, also vor einer Horde Affen). Zunächst fliegt man das Tier um den halben Globus was neben Stress auch noch JetLag, also noch mehr Stress bedeutet. Geritten wird es mit Unterlegtrense und Kandarre, als ob nicht ein Stück Metall im Maul genügen würde. Mein Pferd läuft auch ohne Metall im Maul sehr schön. Sporen dienen dem feinen Ansprechen der Flanken und verschiedener Punkte dort... leider ist die Nervendichte an den Flanken nicht hoch genug, damit das zum tragen kommt. Aus diesem Grund und weil Physik immer und überall gültig ist, sind Sporen reine Tierquälerei. Immer. Das kann man nicht wegargumentieren. Druck p = Kraft f / Fläche a. Wenn f möglichst klein werden soll bei gleichbleibendem p, damit das Pferd mit seinen paar Nozizeptoren an der Flanke die "Hilfe" (sehr schlimme Wortmalerei) erkennt, muss logischerweise einfach a ebenfalls kleiner werden. Da wird aus einer Wade eben der Sporn. Problem gelöst. Dass sich das für das Pferd in etwa so anfühlt wie der lästige Schulkamerad, der einem immer in die Seite gepiekst hat, wird dabei völlig außer Acht gelassen.
Zuletzt sei der Sperrriemen auch nicht unerwähnt. Sogar die Reiter-Revue (Die Bibel der FN) kommt zu der Erkenntnis, dass der Sperrriemen mindestens eine Sache macht: Entweder eine harte Reiterhand kaschieren, oder einen schlecht sitzenden Zaum korrigieren. Er korrigiert also nur Symptome, keine Ursachen. Kein Ursache!
zum Beitrag01.08.2021 , 00:17 Uhr
Hallo Oliver. Ich bin kein Veterinär, habe aber Biochemie studiert und selbst zwei Pferde. Ich denke ich kann Ihnen etwas Einsicht geben, insofern Sie an wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert sind. Ich beziehe mich mit meinem ersten Statement auf ein Review von David J. Mellor von 2017: "Equine Welfare during Exercise: An Evaluation of Breathing, Breathlessness and Bridles", also für Reiterei tatsächlich brandaktuell. Zum selber nachlesen: doi:10.3390/ani7060041. Im Groben sagt der Text u.A. aus, dass die, in der Dressur übliche, Kopfhaltung zu einer Reduktion der Atemkapazität bis zu 60% führen kann. Das kommt durch anatomische Eigenheiten im Pferdekopf und dessen oberen Atmungstrakt. Weiterhin wird durch den Einsatz von Trensen / Kandarren der latente Unterdruck im Maul verhindert, was ebenfalls für eine schlechtere Atmung sorgt. Kurzum: Man nimmt dem Pferd die Luft zum Atmen und fordert es zum Sport auf. Ist man sich dieser Auswirkung bewusst, kann man das auch auf Reitplätzen anhand der Reaktion der Tiere sichten.
Viele zum Turnier zugelassene Pferde brauchen zwingend (!) Hufeisen. Diese haben in unserer Zeit m.A. keine Daseinsberechtigung. Der Sinn des Hufeisens ist der Schutz des Hufs vor Abnutzung. Die Abnutzung resultiert aus dem Lauf über Boden, der für Pferde ungeeignet ist, etwa Asphalt, oder aus exzessiver Nutzung des Tiers. Beides unnatürlich. Jedenfalls sorgen Hufeisen für eine direkte Weitergabe des Aufschlagimpulses des Hufs an das Bein und über den Knochen an das Gelenk. Das kann z.B. zu Arthrose führen, die bei Sportpferden im Alter zu den "Alterswehwehchen" gehört (zit. aus der Zeit). Quelle: DOI: 10.1017/ECP200691 . Arthrose ist für ein Pferd extrem schmerzhaft, insbesondere in der kalten Jahreszeit und jeder, der so ein Tier schonmal gesehen hat merkt das auch.
Thema Sporen: Dressurreiter werden mit feinen Hilfen argumentieren, der gesunde Menschenverstand sagt dazu: Gleiche Kraft auf weniger Fläche = mehr Druck.
Lg, Onkel D
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