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12.03.2021 , 08:15 Uhr
Sehr geehrte Frau Fromm,
schön, dass Sie sich dieses Themas annehmen.
Mit Ihrer These: „In so gut wie jedem Briefkasten steckte morgens eine Zeitung“ liegen Sie allerdings falsch. Man konnte sich in der DDR zwar morgens eine Zeitung am Kiosk kaufen. Wer aber auf eine abonniert war, dem brachte sie der Briefträger erst im Laufe des Tages.
Ich hab 28 Jahre in der DDR gelebt und fand die Zeitungsvielfalt, die 1990 über uns kam, erfrischend. Dass große Verlage häufig dahinter steckten, war mir egal.
Bis 1993 habe ich übrigens taz gelesen. Dann hab‘ ich sie abbestellt, an dem Tag, als die SED in der taz positiv dargestellt wurde. Wie konnte die taz, die für Pazifismus, Weltläufigkeit und Freiheitsrechte stand, dieser Partei etwas Positives abgewinnen? Zumal die taz doch in der eingemauerten und umzingelten Teilstadt gegründet worden war.
Es geht hier übrigens nicht um Schnitzer, die in der Eile des Gefechts passieren, sondern um eine bestimmte Art der Geisteshaltung und der Ignoranz. Beispiele aus den letzten Jahren gefällig:
In der „Zeit“ war noch 2019 vom Staatschef Honnecker die Rede. Können Sie sich den Aufschrei der Leser vorstellen, wenn vom Kanzler Schmitt die Rede gewesen wäre? Deutlicher kann man Desinteresse an der DDR und damit den von dort stammenden Lesern kaum signalisieren.
Oft ist von Deutschland die Rede, gemeint ist aber ausschließlich West-Deutschland. So heißt es dann, der Schwulenparagraf sei in Deutschland 1994 abgeschafft worden. Tatsächlich hatte ihn die DDR schon 1968 abgeschafft.
Hübsches Beispiel: Der Tagesspiegel hatte 2017 eine mehrseitige Sonderbeilage zu 45 Jahren Diplomatische Beziehungen Deutschland – China herausgebracht. Mit der DDR hatte China aber schon seit 1949 derartige Beziehungen.
Deutlicher können Journalisten uns ehemaligen DDR-lern kaum sagen: So richtig gehört ihr aber nicht dazu.
Weitere Beispiele sind Legion.
Freundliche Lesergrüße
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