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17.06.2014 , 22:51 Uhr
Im Übrigen gibt es Romane die mit surrealen Elementen spielen schon länger in der Literaturgeschichte. Es mag sein, dass im Laufe der Moderne das Bedürfnis nach einer Weltflucht stärker geworden ist. Die war aber schon immer ein Anreiz Romane zu lesen.
Das Etikett "Neoromantik" empfinde ich als ziemlich weit hergeholt. Murakami entfaltet keine transzendente Wirklichkeit, sondern eine tiefenpsychologische und existenzialistische. Es gibt weder die große Verzweiflung noch die metaphysische Erlösung und romantische Hauptmotive, wie etwa die Natur oder die Nacht spielen keine (zentrale) Rolle.
Ein wenig Kritik will ich dann an den Artikel doch üben: Die Zitate aus dem Werk lesen sich, aus dem Textfluss der Romane herausgerissen und im Kontext des Artikels lächerlicher als sie sind. Vorallem weil es ihnen gleich danach unterstellt wird.
Dass Murakami zwischen verschiedenen Arten der Stille differenziert, ist nicht nur wünschenswert, sondern notwendig für jemanden der gute Bücher schreibt. Soll ich Camus kritisieren weil er verschiedene Arten der Gleichgültigkeit kennt?
Ob Murakami den Nobelpreis verdient oder nicht, sei mal dahin gestellt. Ich finde den Artikel jedenfalls wenig erhellend.
zum Beitrag17.06.2014 , 22:50 Uhr
Ich verstehe nicht wirklich was den Redakteur an den Protagonisten stört. Okay, die sind allesamt gesund und Teil der gehobenen Mittelschicht. Das ist auch wichtig für die Thematik. Der Redakteur hat erkannt: Die Helden leiden an keinen essentiellen Nöten. Murakami forciert auch offensichtlich die existentielle Probleme des Individuums des saturierten Millieus. Seine Thematik umfasst die Einsamkeit, meist innerhalb einer Metropole, sowie die Konfrontation mit dem Tod, der oft gewaltsam, meistens in Form des Suicids einer dem Helden nahestehenden Person auftritt (Naokos Lächeln, Gefährliche Geliebte, Wilde Schafsjagd). Der Artikel übersieht, bzw. es kommt fast so vor als überspielt er die drei tieferen Dimensionen der Romane Haruki Murakamis: Einsamkeit, Tod, Inzest (Kafka am Strand, Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki) und Schuld (Gefährliche Geliebte, Kafka am Strand, Die Pilgerfahrt des farblosen Herrn Tazaki).
Ich habe im übrigen auch von keinen Bukowski-Helden gehört, der kein Alkoholiker ist und auch von keinen Helden Hemmingways dem die Nehmerfähigkeit eines Schwergewichtsboxers abgeht. Auch Klassiker der Amerikanischen Literatur scheinen "auffällig" oft einen ähnlichen Typus Mensch als Helden zu wählen.
Ich bin selbst Fan eines millieu-übergreifenden Werkes, aber man kann es einen Autoren nicht negativ anrechnen, bloß weil er aus seinen Erfahrungsschatz schreibt.
Was mir auch nicht klar wird, ist das Problem mit dem Stil. Murakami verwendet kaum Fremdwörter und Neologismen. Und? Das sagt nicht viel über eine Prosa aus. Es soll auch viele ausgezeichnete Schriftsteller gegeben haben, die gerade darauf verzichteten. Der Stil ist vorallem einfach, was gut zu den Protagonisten passt. Ihre Probleme spielen sich auch nicht in einer sichtbaren Wirklichkeit ab. Wer gerne Fremdwörter liest, der soll eben einen IKEA-Katalog in den Urlaub mitnehmen.
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