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Dietmar Rosenthal
[Re]: ich würde gerne noch ergänzen: Stadteilschulen sind von vornherein das falsche Mittel. Kinder aller Schichten zusammenzuführen, wie u.A. in Skandinavien Praxis, ist der beste Weg um sprachliche Probleme und große Lernunterschiede zu bekämpfen.
Die Stadteilschule macht genau das Gegenteil: Da die Postleitzahl ein super Hinweis auf den sozioökonomischen Status ist, sortieren die Stadtteilschulen die Gewinner- und Verliererkinder zusammen. Egal wie viel Herzblut und Einsatz die Lehrkräfte investieren, auffangen können die das niemals.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das ist keine Bankrotterklärung, das ist die soziale Schere bei der Arbeit.
Ich weiß, anekdotische Evidenz ist von schwacher Aussagekraft - aber die Oberärztende Nachbarin, die sich die meiste Zeit ethisch einwandfrei verhält, hat Stolz erzählt was für eine interessante Schulpraktikumsstelle sie ihrer Tochter besorgen konnte. Bei einer angesehenen Neurochirurgin in einer 500Km entfernten Großstadt. Nicht ohne einzugestehen "wenn man die richtigen Verbindungen hat, dann klappt sowas".
Da sortiert sich der Scheinumzug in der Nähe der Wunschschule ins ganze normale Spektrum von "wer kann der kann" ein. Dass "bildungsfern" ein schlecht gewählterEuphemismus für "Unterschicht" ist, und genaugenommen noch nicht mal das, sondern lupenreiner Klassismus, ist da auch nur ein weiterer, hübscher Mosaikstein.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Naja, als J. Zeh sich ausführlich zu den Debatten um Corona und den Ukraine Krieg eingelassen hat, musste sie schon einiges an berechtigter - natürlich auch an unberechtigter - Kritik einstecken. Oder um es lyrischer auszudrücken, der andere da, in dem Spiegel, das bin ja ich!
Man sollte niemals gesellschaftliche Stellung mit Kompetenz verwechseln. Wobei die inkriminierenden Stellen zum Thema "feinster Mensch vs. Afd Wähler vs. Klassismus im Allgemeinen" mich schon genug interessieren würden, dass ich vielleicht doch in das Buch mal reinlese. Denn ich traue J. Zeh auch genug Intellekt zu, dass sie ihrem Antlitz im Spiegel da schon gewahr wurde.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich kann das leider nicht bestätigen, dass ich ihre "Klarheit" schätzen würde. Ich halte sie für eine Lautsprecherin mit leichtem Hang zum Populismus.
Ein Beispiel: Als sich Finnland und Schweden dazu entschlossen hatten, den Aufnahmeantrag zur Nato zu stellen, hat Baerbock sie umgehend herzlich willkommen im Bündnis geheißen. Das wurde bislang leider nichts.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Schizophrenie ist eine schwere psychische Krankheit, die mit schwerwiegenden Einschränkungen für die Betroffenen einhergeht. Schizophrene sind darüberhinaus wie kaum eine andere Patientengruppe von Stigmatisierung und Ausgrenzung betroffen.
Die Charakterisierung eines Systems als "schizophren", um einen besonders widersinnigen bzw. unsinnigen, unorganisierten und absolut nicht wünschenswerten Zustand zu beschreiben, ist in diesem Zusammenhang ein Akt der Gewalt und Ausgrenzung psychisch Kranker.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Wenigstens hat sich das inzwischen bis zu Hausärzten rumgesprochen, dass Benzodiazepine völlig ungeeignet sind bei Schlafstörungen.
zum BeitragToleranz wird so schnell aufgebaut, dass man nach kurzer Zeit nur noch Nebenwirkungen hat, dafür aber ein schönes zusätzliches Drogenproblem. Die "Z-Präparate" schneiden nur unwesentlich besser ab.
Dietmar Rosenthal
[Re]: Muss ja nicht das schlechteste sein, wenn sie nach sechs Jahren das Zepter weitergibt. Wäre eine Überlegung wert, solche wichtigen Ämter grundsätzlich zu beschränken auf acht Jahre oder sowas, dann können sich auch keine Fürstentümer und Seilschaften festsetzen.
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[Re]: Solche totalitäre bis menschenfeindliche Anwandlungen hätten Sie von Ardern sicher nicht zu hören gekriegt. Menschen aufgrund des Alters für nutzlos bis pauschal unzurechnungsfähig zu erklären, um Himmels Willen.
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[Re]: Oder eben genau deswegen nicht? Diese Paritätsdiskussion hat sich schon merkwürdig verselbständigt.
Das schadet sowohl der Parität als auch der Politik, denn Parität ist von vornherein kein Selbstzweck. Es ist ein notwendiger gesellschaftlicher Wandel.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Parität kann auch eine Falle sein: Die zwei Schleudersitze Verteidigungsministerium und Gesundheitsministerium haben schon so manche Karriere versenkt. Vielleicht waren manche Kandidatinnen einfach schlau genug, zu verzichten?
Es wird schon irgendwann mal eine Umbesetzung im Kabinette geben, bei der Parität wiederhergestellt werden kann.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Der ursprüngliche Kommentar war nicht dämlich, sondern bemerkenswert. Er hatte den Nagel komplett auf den Kopf getroffen, die Essenz: Der Protest in Lützerath setze einen Kamp fort, der längst gewonnen sei, denn nach der Räumung von Lützerath komme nix mehr. Der Kohleausstieg ist (juristisch) geschafft. Genaugenommen ein großer Erfolg der Grünen, vergleichbar dem Atomausstieg.
Dieser neue Kommentar enthält einen wichtigen Punkt, nur anders, als der Autor auffasst: Die Proteste und das Pressecho entfalten eine solche Wucht, dass Kompromisse nicht mehr möglich sind, und sogar der Autor selbst im Klima totaler Polarisierung und Zuspitzung seiner eigenen - inhaltlich korrekten - Kommentar von einst einkassiert.
Das ist nicht nur dämlich um im Wortlaut zu bleiben, es ist verheerend. Der Effekt könnte nämlich sein, dass die Bundesregierung mit grüner Beteiligung demontiert wird, wie einst die Schwarze Landesregierung BWs durch Stuttgart 21. Auftritt Merz, der Rechtspopulist, der in die Lücke schießt und vier bis acht Jahre schwarz-irgendwas Mehltau über die Politik legt und ein kleines bisschen Mettwurst für den kleinen Mann ermöglicht.
Das bedeutet nämlich die Unmöglichkeit, Kompromisse zu schließen: Populismus und Stillstand. Wenn nicht gar Rücksschritt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Mietverträge werden in Deutschland von Vermietern abgeschlossen, es gibt keinen Kontrahierungszwang - und es ist gut dokumentiert, dass Migranten am freien Mietmarkt diskriminiert und behindert werden.
Sie müssen also das nehmen, was sie kriegen können - man könnte auch sagen das, was ihnen zugewiesen wird. So und nicht anders entstehen soziale Brennpunkte.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: ist es nicht eher im Gegenteil so, dass die Chefetagen höchst erfreut sind, dass so ausdauernd über "Repräsentanz" und "Teilhabe" gestritten wird, anstatt über soziale Undurchlässigkeit, so moralferne wie sattelfeste Eliten oder auch nur über ein bisschen mehr Umverteilung?
"Ein bisschen Frieden" heißt 2022 "ein bisschen Parität". Und Solidarität von oben gab es noch nie. Das heißt "Klassenkampf".
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Trump hat durch seine Serienniederlagen bei Wahlen erst die Strafverfolgung möglich gemacht: Es ist nicht damit zu rechnen, dass sein Lager auf absehbare Zeit genug politischen Einfluss gewinnt, um die Strafverfolger für unbotmäßiges Verhalten abzustrafen und kaltzustellen.
Was durch die Ernennungsverfahren, Wahlen zum Staatsanwalt usw. ansonsten durchaus möglich wäre. Hat sich also gewissermaßen von selbst erledigt - Trump und Konsorten hinter Gittern wäre trotzdem sehr, sehr schön.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Gegenthese: Medien, Öffentlichkeitsarbeit und Werbewirtschaft arbeiten schon seit Jahrzehnten so organisch bis symbiotisch zusammen, dass zwischen "linken Erzählungen" und Werbebotschaften höchstens noch marginale Unterschiede bestehen.
Aufmerksamkeitsökonomie, Konstruktivismus, Aktivismus und Agitation, alles eine Sauce.
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[Re]: jaja, da steht aber auch "Erhöhung" und nicht "Paritätszwang".
zum BeitragDietmar Rosenthal
Absolut unverständlich, dass das Kernproblem in NRW und ähnlich gelagerten Ländern nicht angesprochen wird: Sortieren der Kinder nach Herkunft der Eltern und anderen sozialen Faktoren. Die sprachlichen Hürden, die dann entstehen, werden ja gerne auf die Eltern abgewälzt, unter dem Etikett "mangelnde Unterstützung aus dem Elternhaus".
Dass die Schulministerin da nicht gerne drüber redet, geschenkt. Aber warum will die Interviewende die Antwort darauf nicht wissen? Die Aussage dazu aus dem Interview: "Hoher Migrantenanteil muss kein Nachteil sein" - bezogen auf Hamburg. Nachteil für wen? Offensichtlich doch wohl für die Kinder mit "Migrationsvordergrund".
Mich hätte doch gerne interessiert, warum man es zulässt, Kinder schon ab der ersten Klasse in Gewinnerfamilien und Verliererfamilien einzuteilen. Untersuchungen in den nordeuropäischen Ländern haben klar gezeigt, dass komplett gemischte Klassen die sprachlichen Probleme komplett beseitigen können.
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[Re]: Es reicht ein Blick in die jüngste Vergangenheit des real existierenden Sozialismus um zu verstehen, was Reglementierungen so alles verhindern können.
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Alles irgendwie richtig, aber wie cancelt man jemanden, für den sich kein Schwein mehr interessiert?
Im Gegenteil sind doch die "England to the English"-Ausfälle der Morrisseys, Morrisons, Claptons und Lydons bloß betteln um Aufmerksamkeit, um ein kleines bisschen Relevanz und Beifall. Scheiß egal von welcher Seite. Das Canceln hat der Weltgeist schon lange erledigt.
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[Re]: Stimmt natürlich zu 100%, in der ältesten überlieferten Moralschulung - der Bibel - geht es ja auch gleich mordsmäßig mit Neid und Missgunst los.
Genaugenommen menschelt es überall, und Systeme können da so gut wie nix bewirken. Ob man das jetzt der Schlange oder dem Kapitalismus zu attribuiert, völlig Latte, wie immer zeigen vier Finger auf einen selbst zurück.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Bei Mieten kann ich dem Autor noch Folgen. Der hochreglementierte und -regulierte Medikamentenmarkt hat jedoch wesentlich mehr mit Planwirtschaft, als mit Marktwirtschaft oder Kapitalismus gemein. Als Folge sind fast die gesamte Produktion und wesentliche Teile der Forschung in Billiglohnländer abgewandert. Weder besonders vertrauenswürdig noch krisenfest.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Ich will Ihnen ihre ganz persönliche Bullerbü-Erfahrung nicht absprechen. Sie bewegen sich zwar gefährlich nahe am "bei uns gabs keine Nazis"-Niveau, aber eine Kindheit in der Insel der Glückseligen soll es immer wieder mal gegeben haben.
In der Vorstadt der westdeutschen Großstadt, in der ich groß geworden bin - heute würde man es "sozialen Brennpunkt" nennen - sind die sozialen Gegensätze völlig schonungslos und auch für Grundschulkinder gut wahrnehmbar hervorgetreten. Und diese Schulkinder haben die Offensichtlichkeiten ganz selbstverständlich in ihr Sozialverhalten und Spiele integriert.
Meine Partnerin, die als Heimkind an einem katholischen Gymnasium Abitur machen "durfte", hat mir ganz ähnliches geschildert. So wie unzählige sozial marginalisierte Personen, z.B. mit "Migrationsvordergrund" es aktuell in den verschiedenen Kanälen zu Protokoll geben.
Sieht so aus, als wäre auch "Klassismus" etwas, das Leute aus oberer Mittelschicht und darüber nicht einordnen sollten, analog zum "Kartoffel erklärt Rassismus"-Problem.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Zum einen gibt es die Hölle ziemlich sicher nicht, und vermutlich weiß das sogar auch dieser Religionslehrer.
Und in meiner Kindheit - 70er und 80er - waren soziale Verhältnisse ein großes Thema. Die Studienlage ist da auch ziemlich eindeutig. Schlechtere Bildungschancen, schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt und das über mehrere Generationen hinweg.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Die grausigste Fehlplanung seiner Karriere wird nur kurz angeschnitten, die Verträge zur "Einheit". Die die Abwicklung der gesamten ostdeutschen Wirtschaft irreversibel in Gang gesetzt haben. Da hätte man ruhig mal nachfragen können.
Und der Reflex "kann man so nicht sagen" auf die Frage ob der Feind rechts steht ist so tief drin, da hilft gar nix.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Da hat offensichtlich jemand was gut zu machen. Besser spät als nie, könnte man einerseits sagen.
Aber wenn er sich damals mit den Koffern nicht so blöd verplappert hätte und doch Kohl abgelöst hätte, würde man dann auch solche Sätze hören?
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich würde der Linken empfehlen, die eigene Zerstrittenheit ernst zu nehmen. Die soziale Frage ist gewissermaßen die DNA der Linken, aber es scheint überhaupt keinen Konsens mehr zu geben, was die soziale Frage denn eigentlich genau sei. Darauf weisen die Grabenkämpfe und Abspaltungstendenzen hin.
Der Linke ist gewissermaßen die eigene Basis und Legitimation abhanden gekommen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Da die Versorgung mit Alternativen wie z.B. "grünem" Wasserstoff offensichtlich noch nicht ausreicht, beschädigt der Flüssiggas-Deal alleine noch nicht Habecks Glaubwürdigkeit.
Seine Einlassung, der Fußballer Neuer solle doch einfach mit One-Love-Binde in Qatar auflaufen, was solle schon passieren - schon eher. Oder wurde Habeck mit der Regenbogen-Binde bei den Verhandlungen gesichtet? Das war für einen Wirtschaftsminister vorsichtig gesagt schon sehr unprofessionell. Und dann wäre da noch die ein oder andere Menschenrechtsfrage zu stellen an den Vertragspartner.
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[Re]: Behindern des Verkehrs kann eine Straftat sein, "Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr". Die bisherigen Protestaktionen sind höchstens Ordnungswidrigkeiten, und der Ruf nach eigenen Straftatbeständen dafür ist Rechtspopulismus.
Zur Erinnerung: Die, die sowas fordern, haben sich gerade ein Polizeiaufgabengesetz nah an der faschistischen Beugehaft gegeben.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Kleiner aber feiner Unterschied: Nicht die Einsicht wird erschwert, sondern die eigene Akzeptanz. Das ist eine ist zu verstehen, wie die Rechtsordnung funktioniert, das andere ist, damit einverstanden zu sein.
Das letztere fällt wohl auch darum besonders schwer, weil viele sich daran gewöhnt haben, sich einfach eigene Regeln zu geben, falls die bestehenden doof sind. Stichwort "Selbstermächtigung". Jedes sein eigenes Staatsanwalt, Richter und Bundeskabinett.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Nur ein Drittel ist armutsgefährdet? Da die Definition über das Netto-Einkommen stark irreführend sein kann, wäre ich davon ausgegangen, dass Armutsgefährdung bei Studierenden eher die Regel ist.
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[Re]: ist es dann auch der Kapitalismus, der dafür sorgt, dass die Energiewende viel zu langsam läuft? Darauf läuft es doch gerade hinaus.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Formallogisch sind Sie auf dem Holzweg: Die deutsche Grammatik zwingt den Sprecher zum Auszeichnen des weiblichen Geschlechts, sobald der Sprecher vermuten muss, dass er von einer Frau redet. Der "generische" Normalfall ist also Mann, der Spezialfall, man könnte auch sagen Ausnahme, ist die Frau.
Das ist per-se diskriminierend - umgangssprachlich wie formal - auch wenn die Regel von Ihnen formuliert werden kann, ohne auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Die Idee hinter geschlechtergerechter Sprache kann ich auf diese Weise klar verstehen und akzeptieren.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Klingt ein bisschen nach Radio Eriwan. Können liberale Märkte die Klimakatastrophe abwenden? Im Prinzip ja, wenn sie nicht mehr liberal wären.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: ich würde die Kritik noch erweitern: Formal leben wir in der Demokratie, liberale Version, nicht im Kapitalismus. Dass de-facto kapitalistische Kräfte viel zu großen Einfluss bei fast keiner Kontrolle hat, wurde schon von den liberalen Theoretikern der ersten Generation als ernstes Problem vorweg genommen, den Ordoliberalisten. Diese haben argumentiert, dass Marktwirtschaft ohne Reglementierung und Kontrolle nicht funktionieren kann, jedenfalls nicht zum Nutzen der Gesellschaft.
Die ersten offensichtlichen Folgen waren soziale Verwerfungen inklusive Fortsetzung der kolonialistischen Weltordnung als "globaler Süden". Die Zerstörung unserer Lebensgrundage inklusive Klimawandel ist das jüngste erschreckende Beispiel, warum vollständige Deregulierung der Märkte in eine Katastrophe führen muss.
Ein Kapitalismus ohne Kontrolle und Regeln wird auch diese Katastrophe, die er selbst bewirkt hat, nicht abwenden. Selbst wenn es technisch und per Marktkräften prinzipiell möglich wäre. Es braucht endlich effektive Kontrolle und Regeln für die Märkte, auch die "Fördern statt Fordern" Ausformulierung der Habeckschen Investionssteuerung wird nicht helfen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: ob das wohl an der Absicht dahinter steckt? Übrigens verstehe ich in der Regel "Ärztin" wenn jemand "Ärzt:in" sagt, und "Gästin", wenn jemand "Gäst:in" sagt.
Weiter oben hat jemand vorgeschlagen, "das Arzt" zum generischen Fall zu machen. So eine einfache, praktikable Lösung, die weder Männer noch Frauen noch Diverse herab- oder heraufsetzt wird in Deutschland NIEMALS funktionieren. Sonst müsste man auf einmal über Reichensteuer, Bildungschancen von Unterprivilegierten oder politische Teilhabe der "Abgehängten" diskutieren.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: natürlich tun sie das nicht, deswegen wird ja so ausdauernd über diesen Neben-Neben-Nebenkriegsschauplatz gestritten.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich weiß nicht, ob der Verweis auf vermeintliche Schwierigkeiten bei der Beherrschung der deutschen Sprache nicht versteckter Fremdenhass ist.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: entschuldigung, aber das ist wirklich Unsinn - ich selbst gendere nicht, da ich denke, dass die deutsche Sprache auch so schon zu kompliziert ist und es eine bessere Lösung braucht. So ähnlich äußern sich übrigens auch Sprachforscher.
Weder bei mir selbst noch bei irgendeiner anderen Person habe ich jemals beobachtet, dass sie für nicht-Gendern angegangen oder herabgesetzt wurde.
zum BeitragDietmar Rosenthal
ich kann nicht folgen. Im Beitrag werden neben Liza zwei Protestler namentlich genannt, zwei Männer (Nawalny, Aramjan), dazu noch ein weiterer, nicht namentlich genannter Redakteur. Dennoch vertritt der Beitrag die Position, dass der Protest Frauensache sei, da Männer in einer schwachen Position seien. Das ganze Problem wird sogar mit einem klassischen Gender-Topos identifiziert: Der Ehemann, der seine Kinder schlägt, während es Sache der Ehefrau ist, einzugreifen.
Bei aller Sympathie für den Widerstand, den Liza leistet, sehe ich diese Spaltung der Protestler in Männer und Frauen komplett kontraproduktiv.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: hier gibt es ein kleines Problem: Zumindest bei Maya und Morrissey, vermutlich auch bei Kate Tempest ist explizit die Trennung von Werk und Autor unerwünscht: Die provokativen Thesen sorgen für jede Menge Aufmerksamkeit, natürlich nicht für die Thesen, sondern für das Werk.
Die Trennung von Werk und Autor wird erst wieder interessant, wenn es nach hinten in den Shitstorm losgegangen ist. Deswegen würde ich dafür plädieren, steile gesellschaftspolitische Aussagen von Musikern konsequent als das zu rezipieren, was sie sind: Guerilla-Marketing.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: den globalen Kapitalismus geißeln und zwischendurch einen schwer reichen Oligarchen ehelichen ist auch nicht so richtig schlüssig. Wer kann, der kann.
Ob man die gute Maia neben Morrissey, Ryan Adams oder Mark Kozelek ob ihrer fortgesetzten Verfehlungen ins Abseits stellen wird oder nicht, da darf man auch sehr gespannt sein. Quod licet jovi non licet bovi.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: dass sie meinen, der Wissenschaftsbetrieb wäre gegen dünkel und Group-think imprägniert, ist vielleicht in sich ehrenwert, erinnert aber auch an blauäugig-selbstreferenzielle "bei uns gibts keine Nazis"-Aussprüche besorgter Bürger und Montagsdemonstranten.
Denn z.B. die reduktionistische Ansicht "ein weißer Cis-Dude als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft kann niemals diskriminiert oder sonstwie strukturell benachteiligt werden" ist alles andere als eine Minderheitenposition. Und mit komplexen, ausgewogenen Studien können Sie auf keinen Fall Studien zu geschlechtergerechter Sprache meinen, an denen kein Sprachwissenschaftler beteiligt war, aber in denen höchst geringe Effekte prominent publiziert werden. Und wenn dann im Peer-Review keiner fragt, wie sich widersprüchliche Evidenzen in den Forschungsstand einordnen lassen, dann wird halt schon alles in Ordnung sein.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Dass Moral aus ungeschriebenen Gesetzen besteht, ein soziales Gewohnheitsrecht dass gewöhnlich jederzeit gebrochen werden kann und sowieso vor allem der Selbstvergewisserung und dem Distinktionsgewinn dient hat schon Habermas herausgearbeitet - und das ist heute noch der Kern der rationalen Kritik an Tugendfuror und Social-Justice-Kriegern.
Die Begründung der Rechtsordnung nach dem zweiten Weltkrieg auf Menschenrechten statt auf Tunlichkeit und Moralisieren war dagegen ein liberaler Meilenstein, der gerade im Zuge der kompletten Rückabwicklung der Aufklärung mit im Orkus der Geschichte versenkt werden soll. Die Elite weiß schließlich am ehesten, was ein moralisches, gelingendes Leben sein kann und behält sich jederzeit die Deutungshoheit darüber vor. Egalitäre Menschenrechte, die sogar alten weißen Männern jeglichen sozialen Stands zustehen, kann da nun wirklich keiner gebrauchen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: dann ist das aber sehr blöd, dass genau diese Sentenz zur Moralisierung von einer Frau kam. Ihre Vorbehalte gegen alte weiße Männer kann Ihnen sicher niemand nehmen, diese "Wir-gegen-Die" Haltung beißt sich jedoch sehr mit moralischen oder auch nur wissenschaftlichen Ansprüchen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: sie differenzieren - bewusst oder unbewusst - nicht zwischen Long Covid als (vages) Gesamtkonstrukt und CFS. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich hinter einem neuem Störungsbild tatsächlich mehrere verschiedene Krankheitsbilder verbergen, die nichts oder sehr wenig miteinander zu tun haben.
Liegt z.B. bereits eine Autoimmunerkranung vor - was in einer frühen Phase überhaupt nicht bemerkt werden muss - wird jegliche schwere Entzündung die Symptomatik befördern und verschlimmern. Fragen Sie z.B. mal Leute mit Psoriasis, wie sie auf eine Impfung reagieren. Für CFS wäre es also plausibel zu vermuten, dass durch die Covid Wellen einige im Prodromalstadium befindliche Autoimmunerkrankungen erstmanifestiert wurden. Das könnte einige aktuelle CFS Fälle erklären, ohne dass diese tatsächlich kausal durch Covid verursacht wären. Und auch kein Covid-spezifisches Behandlungskonzept erforderten.
Inwiefern das Gesamtkonstrukt Long Covid durch CFS erklärt ist, ist vorsichtig gesagt noch ziemlich unklar. Ihre Argumentation für CFS mag also schlüssig sein, trägt hier zum Thema Long-Covid oder Genderfragen aber nichts bei. Die höhere Disposition für CFS ist ja schon bekannt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Zunächst mal ist das nicht meine Argumentation, sondern die des Kommentators. Weiterhin stehen bei Ihnen gleichberechtigt nebeneinander Vermutungen, Evidenzen, nicht belegte Zusammenhänge und Äquivalenzschlüsse zu anderen Konditionen. Das ist schlicht nicht seriös, Sie werden auf diese Weise keinen Fortschritt in der Diskussion erzielen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: die angesprochene rationale Kritik ist eben leider nicht widerlegt worden - weil der Fokus zu sehr auf den affekthaften und effekthaschenden schrillen Tönen liegt. Diese sind zugebenermaßen sehr leicht zu widerlegen - lohnenswerter wäre die Beschäftigung mit der rationalen Kritik. Am Ende würden vielleicht sogar beide Seiten noch was draus lernen, denn Kritik kann immer auch ein Potential für Verbesserung sein.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Dieser Kommentar übernimmt Positionen des Feminismus komplett unkritisch, wo es eigentlich um Medizin und alle Geschlechter und Gender gehen sollte. Ich würde beispielhaft auf das heftig diskutierte Thema Depression verweisen: Lange Zeit galten hier Frauen als die deutlich häufiger betroffenen, während die aktuelle Entwicklung eher für eine ausgeglichenes Geschlechterverhältnis spricht. Männer haben sich schlicht seltener und später Hilfe gesucht - und ob dieses Problem wirklich aufseiten der Patienten, oder nicht doch der Behandler liegt, ist noch garnicht thematisiert.
Der Kommentator sucht penibel nach vermeintlichen oder tatsächlichen Benachteiligungen der Frauen - und ordnet diese in ein geschlossenes Bild der ehemals männlichen "Halbgötter in Weiß" ein, dass durch die aktuelle weibliche Überzahl in der Medizin gelöst sei. Diese heftige Schlagseite macht den ganzen Beitrag schlicht unglaubwürdig.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Die pharmazeutische Industrie hat überhaupt erst nach dem Grünenthal/Contergan-Skandal angefangen, eine konsequente Methodik für klinische Studien zu entwickeln und anzuwenden. Unter dem Eindruck eben des Contergan-Skandals wollte man unbedingt vermeiden, das fruchtschädigende Versuche durchgeführt werden - und deswegen hat man Frauen soweit wie möglich aus frühen Phasen der klinischen Studien herausgehalten. Das war aber die Situation in den späten 60ern/frühen 70ern.
Ab Mitte der 90er Jahre hat die klinische Gemeinschaft für sich festgestellt, dass diese Vorgehensweise nicht zu validen Ergebnissen führt - und seitdem gilt die Regel, dass die Geschlechterverteilung bzw. Genderverteilung nach der Prävalenz ausgerichtet werden sollte. Mittlerweile ist das auch gesetzlich genauso geregelt, ab Mitte der 90er in den USA, seit Anfang der 0er Jahre in der EU.
Die Aussage, dass Medikamente fast nur an Männern getestet würden, ist also seit 20 Jahren veraltet. Es ist absolut alarmierend, dass diese Aussage immer noch als Beleg für eine mangelndes Gender/Geschlechterbewusstsein in der klinischen Forschung herangezogen wird.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Beide von Ihnen erwähnten Thesen sind auf demselben Evidenzniveau belegt: Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Post-Covid-Syndrom bei Frauen wird auf Fallzahlen aus der klinischen Praxis begründet. Die Beobachtung/Vermutung des Kommentators, dass soziale Faktoren dazu führen, dass sich Frauen häufiger als Männer mit Covid infizieren, ist eine (plausible) Erklärung für dokumentierte Fallzahlen, ebenso aus klinischer Beobachtung.
Es handelt sich rein formal um Vermutungen, zwar plausible, aber eben: Vermutungen. Sie lassen z.B. Verzerrung der Statistik durch Beobachter-Bias völlig außen vor: Post-Covid und CFS müssen erst mal diagnostiziert werden, bevor sie in eine Statistik eingehen.
Eine der beiden Thesen hervorzuheben, weil sie einem sympatisch erscheint, ist eine absolute Unart. Die Besonderheiten des weiblichen Immunsystems sind auch noch seit mehreren Jahrzehnten erforscht. Das spricht erheblich gegen die These, dass die Medizin für Gender oder Geschlechterfragen blind sein soll.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: "es gibt Erklärungsansätze" und "ist in anderen Fällen gut dokumentiert" bedeutet für mich: Es ist völlig unklar, es spricht etwas dafür - es kann aber auch völlig anders sein.
Diese Tendenz - nicht bei Ihnen, sondern im ursprünglichen Kommentar - die Schlüsse und Vermutungen, die einem besonders am Herzen liegen, hervozuheben und dabei zu verschweigen, was alles daran noch im dunklen liegt: Ist für mich ein schönes Beispiel, wie gesellschaftliche Erwartungen und Aufmerksamkeitsökonomie die Wissenschaft beschädigen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Blind für Statistik: Wie der Autor korrekt angibt, stecken sich aus sozialen Gründen - nicht aus biologischen Gründen - Frauen häufiger mit Covid an, als Männer. Wiederum korrekt gibt der Autor an, dass ein Zusammenhang zwischen Chronic Fatigue und Long Covid bestehen kann oder eben nicht. Alles sehr vage? Vielleicht am Ende eher ein Thema für Soziologen als für Kliniker?
Nicht für diesen Kommentar, der nahtlos aus den 70er Jahren in die Gegenwart springt, in der ein deutlicher Gender-Bias zugunsten der Frauen unter den Mediziner:innen ausschließlich positiv bewertet werden muss.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Berlin Marathon findet ein bisschen seltener statt als die Klebeaktionen. Bei der Häufigkeit war es nur eine Frage der Zeit, bis wir über einen solchen Fall diskutieren müssen.
Die einfache Lösung: Aus Berlin wegziehen. Irgendwie klebt sich "bei uns" im Ruhrpott keiner auf die Straße. Dabei würde das richtig "Sinn machen", da der durchschnittliche Ruhrpottler immer noch mit Fuchsschwanz hintendran zum Klo fährt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: das Problem mit Ihrer Einlassung ist leider: Sie scheinen sich auf den Verzicht auf Steaks und SUVs als Klimaschutz-Mittel der Wahl bereits festgelegt zu haben. Diese Entscheidung haben "wir" aber so gar nicht getroffen.
Blöderweise funktioniert das in einer Demokratie nicht so.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Die Proteste sind Aufmerksamkeits-ökonomisch hochgradig effektiv, aber politisch nutzlos. Die Aktionen scheinen vor allem der Selbstvergewisserung der Protestierenden zu dienen.
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, gegen die Klimakatastrophe vorzugehen, den werden diese Aktionen nicht umstimmen. Dem ist wahrscheinlich ohnehin nicht zu helfen, aber das ist ein anderes Thema.
Die Aktionen scheinen so willkürlich und inkongruent, dass sie noch nicht mal Druck auf politische Akteure oder sonstwen aufbauen. Dass irgendwann mal jemand zu Schaden kommt, war nur eine Frage der Zeit. Genaugenommen Bestand also von vornherein nicht die Aussicht, dass die Proteste für den Klimaschutz hilfreich sein könnten - ganz egal, wie moralisch und sachlich dringlich der Klimaschutz selbst ist.
Das würde ich der "Letzten Generation" vorwerfen und nichts anderes.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Die autoritären Gorillas - Trump, Bolsonaro, Netanjahu usw. - erscheinen in den Kommentaren derzeit wie Satan der katholischen Kirche. Die Verführer, Versucher, die alles korrumpieren und die Menschheit ins Unglück stürzen. Das ist ein ausgezeichneter Moment, sich daran zu erinnern, dass der Liberalismus - unter der Bezeichnung "Neoliberalismus" bzw. "Neoliberal" - schon seit längerem als die verachtenswerte Fratze des Kapitalismus in linken Kreisen gehandelt wird.
Meine These dazu: Die üblichen Verdächtigen treten vielleicht als Brandbeschleuniger auf, die liberalen Demokratien sind schon viel länger in einer existenziellen Krisen. Populisten brauchen vielleicht nicht mehr als ein Körnchen Wahrheit als Arbeitsgrundlage, das elitäre und daher ungerechte im Liberalismus und den liberalen Demokratien ist aber durchaus real.
Ein Vorschlag zur Güte: Sich weniger mit den schmuddeligen Populistenkindern prügeln, davon leben die nämlich - lieber Lösungen für die Probleme der (Neo-)liberalen Demokratien finden.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ist es wirklich die Demokratie, die von Misstrauen lebt, oder sind es Aufmerksamkeitsökonomie, Populisten und Verschwörungstheoretiker, die sich aus Misstrauen gegen alles und jeden speisen?
Sunak als "selbsternannten superklugen Experten" und "Nerd" zu diskreditieren, noch bevor er überhaupt angefangen hat, passt in dieses letztere Schema. Ich hege wenig Hoffnung, dass er genug kluge Entscheidungen in so kurzer Zeit fällen und umsetzen kann, dass er eine wesentliche Verbesserung für die Briten erreicht - das liegt aber eher an der Vorgeschichte und dem jämmerlichen Bild, dass die britischen Konservativen abgeben.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Es ist ja der älteste Extremistentrick der Welt: Ein durchaus vorhandener Mißstand, ja sogar ein Notstand wird genutzt, um jedwede Willkür als Protest zu adeln. Andreas Bader hatte dereinst den bitter notwendigen Bruch mit der Tätergeneration des zweiten Weltkriegs und die ungebrochene Kontinuität der Krupps und Halbachs dazu zweckentfremdet, dicke Daimler zu klauen und rumzuballern. Dabei war er aus politischer Sicht sehr, sehr ineffektiv.
Die Bilderstürmer und Sekundenkleber sind natürlich komplett harmlos dagegen. Ich befürchte aber, dass sie letztlich genauso ineffektiv und möglicherweise genauso desinteressiert an ihren vorgeblichen Zielen bleiben, wie unzählige Extremprotestler vor ihnen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: dann aber wiederum deutet eben alles darauf hin, dass "eine Viertelstunde weiter südlich ein Atomkraftwerk mit Uran hantiert." Denn die ökonomische Prosperität geht genau auf dieses AKW zurück. Ich unterstütze deswegen den ursprünglichen Kommentar ausdrücklich.
Die apokalyptischen Folgen würde ich eher in der Nähe eines Endlagers nach einiger Zeit verorten. Das ist ja gerade das Problem: Die wirklich schlimmen Folgen treten "irgendwann" in einer fernen Zukunft ein, die auch übermorgen sein könnte.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: mMn muss man hier klar zwischen der Autorin Stokowski und dem Phänomen Long Covid unterscheiden. Stokowski hat tatsächlich - zumindest in ihren Kolumnen - die Neigung, gesellschaftliche Probleme ausschließlich an ihrem eigenen Alltag und ihrem eigenen Erleben festzumachen. Das ist methodisch höchst fraglich bis invalide, denn von sich auf alle anderen zu schließen ist selten eine gute Idee.
Für die Illustration des Phänomens Long Covid war das jedoch ausdrücklich so erwünscht und hätte also ein großer Erfolg werden können.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: ob ICD-10 oder ICD-11, am Ende ist die Diagnose nach "Störungsbild" nur ein Etikett oder eine Zahl oder tiefere Bedeutung. Ein konstruktiver Behandler könnte bei Ihnen wahlweise "Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung" (F62.0) diagnostizieren, was tatsächlich exakt dem "komplexen Trauma" entspricht, oder eben PTSD bzw. eine andere Beeinträchtigung als Folge eines komplexen Trauma. Das hört sich so an, als wenn Sie an die falschen Ärzte geraten wären, denn auch gibt es gute und schlechte.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Es geistern hier zwei konkurrierende Begriffe von Normalität und Norm durcheinander: Einmal im Sinne von "Vergleichswert", was umgangssprachlich am ehesten mit "normal" identifiziert werden kann und in etwa dem "Durchschnitt" entspricht. Und dann die Vorstellung von "Norm" im Sinne eines idealtypischen Vertreter einer bestimmten Klasse, wie im Text z.B. erwähnt als das "Normarbeitsverhältnis". In einer zunehmend heterogenen Gesellschaft hat der Begriff von Normalität als Durchschnitt fast jede Berechtigung verloren, denn ein Mittelwert macht nur in einer homogenen Masse Sinn.
Die Vorstellung von "Norm" ist wiederum hoch problematisch, denn wer bestimmt denn diesen Idealtypus? Viel wäre schon gewonnen, wenn man erkennt, dass das eine nix mit dem anderen zu tun hat, und das beides auf seine Weise veraltet und inadäquat ist.
Die Vorstellung z.B. der Afd von einer Normalbevölkerung aus Biodeutschen Ottonormalverbrauchern ist so unwiderbringlich verloren wie wenig wünschenswert. Und hier wird tatsächlich Idealvorstellung mit Durchschnitt gleichgesetzt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Kleine Erinnerung: Die Merkel-Regierung wollte eigentlich den Atom-Ausstieg rückabwickeln - dann kam aber die Fukushima-Katastrophe in die Quere. Man muss wirklich kein Verschwörungstheoretiker sein, um den Verdacht zu hegen dass der Atom-Ausstieg schon wieder gekippt werden könnte.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Hier geht ganz schön was durcheinander. Es wird fleißig Schuld verteilt, hier an die "Boomer", wobei eigentlich "die Reichen" gemeint sein dürften. Ein einfaches googlen nach "Altersarmut" hätte hier schon Erkenntnisgewinn und eine korrekte Einordnung bringen können.
Was dann aber wieder originell ist: Der sattsambekannte Sokrates Ausspruch wird jetzt einfach umgekehrt: Die Alten von heute sind faul, egoistisch und unsozial.
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Übrigens noch ein interessanter Zusatz: In der unteren Hälfte der Einkommenspyramide herrscht schon Geschlechterparität. Rein nach Zahlen setzen sich die "Working Poor" zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern zusammen (siehe die Studie zu prekärer Arbeit aus dem letzten Jahr). Erst wenn man die Einkommenspyramide weiter nach oben und dann ganz nach oben verfolgt, sind Männer überrepräsentiert.
Die üblichen Studien zum Gender-Pay-Gap liefern auch die Erklärung dafür: Vermehrte Teilzeit bei Frauen in Partnerschaft und mit Kindern. Meine Interpretation: Das sind die passenden gut ausgebildeten Frauen zu der oberen Mittelschicht, den Ingenieuren, Ärzten, Rechtsanwälten, die tendenziell eher zuhause bleiben um sich um die Kinder zu kümmern. Die fehlen dann in den Vollzeitstellen der oberen Mittelschicht, weswegen der unbereinigte Gender-Pay-Gap so happig ausfällt.
Aber das ist nicht der Punkt; der Punkt ist: Auch hier arbeiten sich Linke und Feministinnen an einem Problem der Elite ab: Die Lebensmodelle der oberen Mittelschicht und darüber.
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[Re]: Achja? Vielleicht rennt ja auch die versammelte Linke mit ihren Forderungen nach Quotenregelungen genau deswegen offene Türen ein, weil es den Eliten sonstwo vorbei geht, wenn nicht nur die höheren Söhne, sondern auch höhere Töchter ihren Weg nach ganz oben finden dürfen? Oder wie es im Text heißt, die Ziele der Linke werden eben problemlos von der Elite integriert.
Das "all die verschiedenen Kämpfe" mit gleicher Intensität und gleicher Wirksamkeit ausgefochten werden, ist eher ein frommer Wunsch. Ich möchte hier auch nicht falsch zitiert werden: Es wäre wirklich schön, wenn die Linke für "gleiche Chancen" oder "Gerechtigkeit für alle" eintreten würde. Das kann ich aber nicht erkennen.
Das Konzept, ganz oben alles nach Proporz aufzuteilen und dann wird irgendwie für alle alles gerechter, ist nur eine Variante der Trickle-Down-Lebenslüge der Rands und ihrer republikanischen Jünger.
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Die Linke rekrutiert sich zu großen Teilen aus der urbanen Elite, bearbeitet Probleme der Elite - z.B. mangelnde Repräsentanz bestimmter gesellschaftlicher Gruppen in Spitzenpositionen oder den Medien - und spricht sogar eine eigene Elitensprache mit Glottisschlag.
Das ist alles nicht falsch, aber die Rechte hat die soziale Frage nicht gekapert - die Linke hat die soziale Frage einfach aufgegeben. Eine Lösung sehe ich nicht, aber die würde dringend gebraucht. Sonst gibt es vielleicht auch hier bald Rechtspopulisten in der Regierung.
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[Re]: bezeichnend, dass hier Palästinser:innen-Hass als Gegenstück zu Judenhass erscheint. Freudsche Fehlleistung oder Kernbotschaft?
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Bei allem Respekt - aber wie kommt denn der Kommentator jetzt auf die Idee, dass nicht alles getan wird, um Putin an den Verhandlungstisch zu bekommen?
Was fehlt denn nach Ansicht des Autors, um dieses Ziel zu erreichen?
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Das Problem ist halt: Es geht leider doch immer um die Cis-Dudes.
Nicht, dass ich in einer Kolumne tiefe Einsichten oder Hinterfragen der eigenen Stereotype erwarten würde, sonst wäre es ja ein Essay. Die Mutter aller Kolumnen heißt eben "Hundert Zeilen Hass".
Aber ein bisschen könnte man sich in der Redaktion doch mal fragen, ob das alles soviel publizistischen Mehrwert hat.
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[Re]: Untersuchungen gehen von mindestens 10% nicht-hetero Personen aus, je nach Untersuchung und Modell für "hetero" auch bis zu 20%. Also höchstens knapp 90%, wobei man da die Transpersonen noch rausrechnen müsste? Es sind allgemein viel mehr, als so mancher wahrhaben will.
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[Re]: Das war leider auch bei der vielbeachteten Studie zu sexuellem Missbrauch in der Familie derselben Fachkommision so - dass vorangegangene, repräsentative Untersuchungen zu völlig anderen Zahlen gekommen sind, als die Studie selbst. Wer sich für die genauen Zahlen interessiert, sollte z.B. mal in die Zusammenfassung "Häufigkeitsangaben zum sexuellen Missbrauch", Expertise, Jud/Rassenhofer et al. schauen.
Ich finde diesen Umgang mit Zahlen und Statistiken ohne Einordnung in den Forschungsstand erschreckend.
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[Re]: Genauso wie Sie es sagen: "Es laufen alle mit, die gegen Repression und Gewalt, für Freiheit sind".
Das Selbstverständnis vieler Feministinnen ist zwar, dass sie die einzige verbliebene legitime Bewegung für Freiheit und gegen Unterdrückung sinddarstellen, aber diese Ansicht muss ich ja nicht teilen.
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Da gefühlte Hundert Jahre quantitative Soziologie gezeigt haben, dass der Hauptgegensatz "Oben" gegen "Unten" ist - und nicht "Mann" gegen "Frau" - würde ich von einer empfindlich falsch gesetzten Priorität sprechen. Das zeigt schon das Gerede von den "männlichen weißen Abgehängten", denen mehrheitlich der Erfolg von Rechtspopulismus und Antifeminismus zugeschrieben wird.
Bei Licht betrachtet würde so mancher "Cis-Dude" auf einmal zum potentiellen Verbündeten. Und da Patriarchat per Definition eine Herrschaftsform beschreibt, aber "männliche weiße Abgehängte" genau keine Herrschaft ausüben - wären dann nicht sogar einige Cis-Dudes Opfer patriarchaler Gewalt, oder wenigstens Opfer patriarchaler Machtstrukturen?
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Plebiszite sollten nicht nur wegen Weimar einen schlechten Ruf haben. Das Brexit-Referendum hat hier ganz neue Maßstäbe gesetzt.
Und Corona dient schon gar nicht dazu, eine "Expertokratie" zu diskreditieren. Es gab niemals eine - wie man dem unwürdigen Geeier um die Impfpflicht gut ablesen kann.
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Ich habe große Zweifel, dass es sich um einen feministischen Aufstand handelt. Hier und anderswo wird ja korrekt wiedergegeben: Die Demonstrierenden wollen keine Reformen, sie wollen die verhasste Diktatur stürzen.
Das himmelschreiende Unrecht - da kann niemand ernsthaft drüber streiten - das Mahsa Amini widerfuhr, war der Auslöser. Es geht aber nicht um Frauenrechte, sondern darum eine komplette korrupte Mullah-Diktatur zu stürzen. Die Sichtweise, die von Baerbock und manchen Medien transportiert wird, ist schon arg verzerrt.
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[Re]: Im Gegenteil, der Einwand, der "Failed State" Weimarer Republik, verursacht durch die überzogenen Reparationen, hätte zwangsläufig zu Hitler und Shoah geführt, wurde von Revanchisten und Nationalisten immer wieder erhoben. So wie die heutigen Nationalisten und Revanchisten zum Schluss kommen, dass Nato/Globalisierung/ Putin überhaupt keine Wahl gelassen hätte, als in den Krieg zu ziehen.
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Dass die konservativ dominierte EU-Kommission keinen Grund zur Beunruhigung sieht, ist nicht besonders überraschend. An ganz anderer Stelle sollten aber die Alarmglocken läuten: Die rechtspopulistischen Vereinfacher haben ihre Entsprechung schon lange in so manchen Redaktionen. Sie setzen auf Emotionalisieren, Verkürzen, Personalisieren von Problemen, Agitieren und Meinungsmache. Das ideale Klima, in dem Populismus gedeihen kann.
Ulf Poschardt mag hier Pionierarbeit geleistet haben, mittlerweile ist die Aufmerksamkeitsökonomie überall angekommen. Ich denke z.B. über ein Interview, in dem eine BIPoC Aktivistin die Kolonialistische Haltung von FFF brandmarken darf. Wer ständig Gruppen und Personen gegeneinander ausspielt, soll sich nicht wundern wenn sich irgendwann der Meister des Genres an die Spitze setzt: Der rechtspopulistische Rattenfänger.
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[Re]: Das ist aber ein anderes Thema. Klimaschutz und Antirassismus, beides berechtigt, aber wenn alles nur noch "zusammen" gedacht werden darf - schließt man auch jede Menge potentielle Unterstützer aus.
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[Re]: Haben Sie meinen Kommentar gelesen? Da habe ich mehrfach bestätigt, dass sie gute Arbeit als Wissenschaftsjournalistin leistet. Sie sollten andererseits etwas mehr gesundes Misstrauen an den Tag legen, wenn jemand mehr scheinen möchte, als es die Fakten hergeben. Gerade wenn es um Medienmenschen geht.
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[Re]: diese Schmalspur-Paper sind mMn eher Resultat einer großen Nachfrage nach Doktorgraden, nicht nur, aber besonders in den Lebenswissenschaften. Die Betreuer arbeiten diese Nachfrage ab, indem sie eben solche Mini-Paper fabrizieren, die ausschließlich dazu dienen am Ende einen Grad vergeben zu können.
Was hier zumindest nicht ausschließt, dass auch Nguyen-Kim in diese Kategorie fallen könnte - jedenfalls lehnt sie sich hier mit dem Beispiel zu "fehlenden" Langzeitstudien zur Wirksamkeit von Antidepressiva sehr weit aus dem Fenster:
Eine solche Studie wäre mMn unsinnig, da von vornherein niemand davon ausgeht, dass Antidepressiva alleine eine Depression langfristig günstig beeinflussen oder sogar heilen. Sie werden im frühen Stadium nach der Diagnosestellung verschrieben um kurzfristig Linderung zu erzielen und die tatsächliche Behandlung erst möglich zu machen. Die besteht aus Psychotherapie und unterstützenden Maßnahmen, damit die Patienten lernen mit der Erkrankung umzugehen und möglichst lange beschwerdefrei zu bleiben.
Eine Langzeitstudie würde also am Ende höchstens die Wirkung der Psychotherapie nachweisen. Dass die Zulassungsstudien nur relativ kurz laufen, ist also im Sinne der Behandlungskonzept korrekt.
Wenn man eine Weile in dem Bereich wissenschaftlich gearbeitet hat, kann man sowas wissen. Denn darauf kam es mir an: Man lernt eine Menge wenn man den Beruf des Wissenschaftlers ausübt, auf die Menge an Schmalspur-Papern kommt es dabei genau nicht an.
Schlußendlich wieder zum Theme Mai-Think: Sie leistet sehr gute Arbeit als Wissenschafts-Journalistin. Die etwas zu hoch gegriffene Selbstbezeichnung als Wissenschaftlerin ist hier eher hinderlich, weil sie die Glaubwürdigkeit nicht verbessert. Daher: Weniger ist hier mehr.
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Klingt für mich ehrlicherweise eher nach Verteilungskämpfen um Fördergelder. Soziologen schreien laut "Relevanz, Relevanz" - doch bei einer ökonomisch-ökologischen Krise würde man doch eher an Ökonomen oder Ökologen denken? Derselbe Autor hat kürzlich hier geschrieben, dass Deutschland bei Schlüsseltechnologien abgehängt wurde, diese scheinen aber nicht so gute Repräsentanz in der Presse zu genießen - oder in der Zukunftsstrategie des BMWF.
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Da es keine aktiven Bestrebungen gibt, Rechte aus dem Rettungsdienst rauszuhalten, sollte man doch von vornherein erwarten, dass es dort Rechte gibt - mutmaßlich ungefähr so viele wie in der Gesamtbevölkerung. Deren Anteil wird regelmäßig nördlich von 12% geschätzt, je nachdem ob man von "rechtem" oder "rechtsoffenem" Gedankengut redet.
Daher weiß ich nicht, was mir der Artikel überhaupt sagen will. Es handelt sich um eine Art Stimmungsbild an der Rassismus Front, Abschnitt Rettungsdienst. Stimmungsbilder sind von Stimmungsmache schwierig abzugrenzen.
Was sind denn die Konzepte, die verhindern können oder sollen, dass rechtes Gedankengut die Arbeit der Rettungsdienste beeinträchtigt oder sie sogar komplett unterwandert? Berufsverbote wären vermutlich sehr schwierig zu verargumentieren. Das wäre doch eine Frage, die man beantworten könnte. Oder konkrete Zahlen nennen.
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Die Ironie der Geschichte: In meiner Ansicht des Artikels wird mir "dichteres Haar in 10 Sekunden" vom DM-Markt über Google-Ads eingeblendet. Soll noch einer sagen, KI funktioniert nicht.
Zum Artikel: Ich halte es nicht für abwegig, für plastische Chirurgie eine psychiatrische ICD-Ziffer einzuführen. Eine Art sub-klinische Magersucht, Ausdruck mittleren bis großen seelischen Leidensdrucks.
Oder eben nicht sub-klinisch. Somatoforme Körperstörung vielleicht? Völlig unnötige chirurgische Eingriffe und teilweise hochriskant, statt echter Hilfe kriegen die Betroffenen des Kaisers ganz neue Kleider angepasst. Therapeutischer Nutzen gleich Null, außer bei klaren Funktionseinbußen wie eine Gaumen-Kieferspalte oder chronische Rückenschmerzen. Ich kann Schönheitschirurgie gar nichts abgewinnen.
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[Re]: entschuldigung, es muss heißen "wenn die Sozialdemokrate mitgeholfen hätten, dann (durch ihre Fehler in der Regierung)"
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Anderen Kommentatoren - auch hier in der taz - zufolge gehe der Erfolg der Schwedendemokraten fast vollständig auf Protestwähler zurück. Wenn die Schwedendemokraten also mitgeholfen hätten, dann dadurch, große Teile der Bevölkerung in ihrer Politik entweder "nicht mitgenommen" zu haben oder gleich gar nicht bedacht zu haben.
Was also hätte es gebracht, sich an den Schwedendemokraten moralisch oder inhaltlich abzuarbeiten? Populisten leben von Unzufriedenheit, nicht von Argumenten. So wie auch die AfD in Ostdeutschland.
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[Re]: entschuldigung, es muss heißen "wenn die Sozialdemokrate mitgeholfen hätten, dann (durch ihre Fehler in der Regierung)"
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Der Beruf Wissenschaftsjournalistin ist doch ein "ehrbarer" Beruf - ich finde es etwas "schwierig", dass sich Mai Thi Nguyen-Kim so offensiv als Wissenschaftlerin bezeichnet bzw. darauf hinweist, von Hause aus wäre sie ja Wissenschaftlerin.
Klappern gehört bestimmt zum Handwerk, aber von einer Wissenschaftlerin würde ich eigentlich erwarten, dass sie eine Weile publiziert hat. Das scheint aber nicht so zu sein, außer ihrer Dissertation und dazugehörigem Paper findet man nur ihre populärwissenschaftlichen Werke auf den einschlägigen Portalen (scholar, pubmed, sciencedirect usw.).
Manchmal ist weniger hier mehr.
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Bemerkenswert unscharf die Passage, laut der sich in der Tech-Branche vorwiegend weiße Männer von Stanford bewegten. Einerseits stelle ich hier mal die Frage, ob z.B. Zuckerberg als Jude nicht auch Bekanntschaft mit Rassismus geschlossen hat. Remember Baddiel, "Jews don't count"?
Und dann reden wir auch gar nicht von Tech als Ganzem, sondern von KI und KI-Forschung. Die hat schon die ein oder andere weiblich gelesene Galleons-Figur, z.B. die ehemaligen Google-Verantwortlichen Whittaker und Gebru.
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[Re]: Sie lassen sich in die irre führen. Tolkien ist nicht repräsentativ für Fantasy-Literatur, sondern allenfalls für eine bestimmte Schule der 1950er Jahre. Man nennt es auch "Fantasy mit Elfen".
Das vermeintliche "gut gegen böse" Schema finden sie auch nur dort so klar. Plump gesagt sind schon bei JRR Martin alle "irgendwie böse".
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Die Unterkomplexe "Männer wählen rechts, Frauen wählen links"-Analyse zeigt das ganze Dilemma: Dieser denkfaule Ansatz unterscheidet sich in nichts von denkfaulen populistischen "kriminelle Ausländer abschieben"-Ansätzen.
Sie führen weder zu gesellschaftlichen Fortschritten, noch kann man die Rechtspopulisten so argumentativ stellen. Im Gegenteil, man lässt sich hier auf das Niveau von Idioten herabziehen und verliert dann, weil diese mehr Erfahrung darin haben, um eine bekannte Meme zu paraphrasieren.
Das Phänomen "regressive Linke" und seine Folgen werden leider viel zu wenig beachtet und diskutiert. Diese Niederlage des linken Bündnis ist durchaus hausgemacht.
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Es besteht mMn keine Kontinuität von Fantasy-Literatur und den Sagen und Mythen des Vormittelalters, jedenfalls keine ungebrochene.
Für Tolkien und seine "Merry-Old-England" Fantasien mag das so gegolten haben - aber Fritz Leiber und spätestens Spinrad/Moorcock/LeGuin und ihre "New Wave" nehmen höchstens Anleihen aus den Mythen für ihre klar postmodernen Werke, so wie aktuell Gaiman.
Dass die deutsche Literatur kaum nennenswert Fantasy produziert hat - wobei Ende und Funke das auch schon teilweise widerlegen - liegt wohl eher an der strikten Trennung von "E" und "U" im Feuilleton, mit schwierigem Verhältnis zum Schmuddelkind "U". Die Angelsächsische Welt tut sich bedeutend leichter, Beatles, Melmoth, Dorian Gray und Jerry Cornelius mit gleicher Unvorgenommenheit zu würdigen.
Gaiman und Spinrad sind übrigens tatsächlich jüdischer Herkunft, ohne dass das für ihre Werke eine Rolle spielen würde. Der Begriff "jüdische Fantasy" ist deswegen "schwierig" und mindestens irreführend.
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Echt jetzt? Ein Tatort mit "Big-Pharma" als Bösewicht? Warum nicht gleich Ernst Stavros B.? Wenn man meint, die akute Einfallslosigkeit im öffentlich-rechtlichen Krimigeschäft wird nicht mehr schlimmer, diesen Satz bitte von einem Drehbuchschreiber veredeln lassen.
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Was wirklich erschüttert: Genau wie im Fall Schlesinger las und hörte man dazu aus der ARD Sphäre: Nichts. Die ersten Beiträge dazu gab es jeweils unmittelbar zu den Rücktritten.
Im 21. Jahrhundert sowas totschweigen zu wollen, das zeigt das ganze Maß an Unfähigkeit mit solchen Krisen umzugehen.
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[Re]: Meine These dazu: Mit wolkigen "alles kann man auf den XXX zurückführen und alles ist irgendwie verbunden" soll vor allem eine Leerstelle verdeckt werden: Dass Sie überhaupt keinen Schimmer haben, wie gegen die Klimakatastrophe effektiv vorgegangen werden kann, und dass Sie schon gar keinen Schimmer haben, wie genau der kausale Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Klimakatastrophe ausgestaltet sei. Gier, Egoismus und die anderen Todsünden z.B. sind menschliche Eigenschaften, die schon lange vor dem Kapitalismus beobachtet wurden.
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Die fixe Idee, dass alles mit allem verbunden ist und man nur das Grundübel eliminieren muss, beschädigt leider viele Diskussionen.
An anderer Stelle hier wird Wasserknappheit in den USA auf Rassismus zurückgeführt, in der Bremer Veggie-Diskussion ist man sich nicht einig ob es jetzt um Tierschutz oder Klimaschutz geht. An anderer Stelle wurde die Klimakatastrophe in das Patriarchat eingegliedert, und folgerichtig muss nur das Patriarchat überwunden werden, damit alles gut wird.
Jetzt also der Kolonialismus - der irgendwie vorwiegend von Israel ausgehen soll, allein diese These ist schon bemerkenswert - der irgendwie die Klimakrise bewirkt hat.
Am Ende diskutiert man endlos darüber, wer jetzt eigentlich schuld hat, anstatt Lösungen zu finden.
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Ich werde sicher nicht die Hoch-Risiko-Technologie Kernkraft vermissen. Ein Blick nach Japan reicht um zu verstehen, was die Folgen sind, wenn es doch mal schiefgeht. Endlager gibt's auch keine.
Die aktuelle Diskussion setzt aber die falschen Prioritäten. Wenn "wir" "irgendwie" die nächsten zwei Jahre überlebt haben, kann man immer noch die AKWs abschalten. Bei aktuell 6% Anteil Kernkraft im Energiemix werden die dann auch wirklich nicht mehr gebraucht.
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"Nicht viele (Politiker) können sich ... auf eine 10 Jahre alte Aussage berufen"
"Damals war sie noch gegen den Brexit (...)"
Daneben tauchen noch Greta Thunberg und ein bisschen Hetze gegen chinesische Äpfel auf, kann sich quasi jeder das passende rausnehmen.
Und warum eine Professorentochter nicht zum Establishment gehören soll, kann neben Liz Truss vermutlich am ehesten Boris Johnson erklären.
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[Re]: umgekehrt wird ein Schuh draus: Veganismus als Klimaschutzprojekt der Wahl wurde vollkommen willkürlich ausgesucht, weil er ohnehin gerade sehr, sehr hip ist. Die vermeintliche hochgradige Wirksamkeit wurde im retro-fit dran gebastelt.
Die bescheuerte Verkehrspolitik z.B. inklusive E-Auto als neuem goldenen Kalb wäre viel einfacher zu revidieren. Ist aber viel anstrengender als zu sagen "Fleisch ist Teufelszeug", denn da müsste man sich ja wirklich mit Lobbyisten anlegen.
Und dann auch noch überlegen, was Deutschland sonst so exportieren kann. Puh ist das schwierig! Reicht nicht ein Veggie Day?
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[Re]: Sie verwechseln da was: Die Von-Neumann Architektur ist nach ihrem Erfinder benannt. Man hat sich nicht irgendjemand rausgesucht, den man ehren wollte.
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"Der moralische Besserwissergestus der woken verlängert passgenau den früheren intellektuellen Herrschaftsanspruch der alteingesessenen Männerbrigade." - diesen Satz möchte ich mir einrahmen. Wokeness als neues Elitenprojekt bzw. neuester Distinktionsgewinn.
Und das mit dem "weiße Arbeiterkinder need not apply" wird in Deutschland einfach abgekürzt zu "Abgehängte", insbesondere die "männlichen abgehängten".
Während Nocun und Lamberty schon 2020 schlossen, dass sich die männlichen, unterdurchschnittlich gebildeten eben nicht aus Dummheit aufgeschlossen gegenüber Verschwörungserzählungen zeigen, sondern eben aus einem diffusen Gefühl des Abgehängtseins, taucht diese Gruppe im aktuellen Diskurs vorwiegend als Tate-Anhänger auf, die sich zum gewalttätigen, maskulinistischen Widerstand formieren. Nicht also als die unterprivilegierte Gruppe, die sie eigentlich sind, und denen die Linke eigentlich ein "Angebot" machen müsste, sondern allein als Bedrohung.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: exakt, es liegt an der Menge. Fleischkonsum reduzieren wäre aus Sicht des Klimaschutz und Gesundheit das Richtige. Die "Tierleid" Fraktion hat aber eine ganz andere Diskussion im Sinn. Das führt aber zu einer unproduktiven Stellvertreterdiskussion über den Sinn oder Unsinn einer veganen Ernährung.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich halte das für eine Versuch, die Verantwortung auf die privaten Konsumenten zu verlagern, um den notwendigen Umbau der Industrie zu vermeiden. Laut dieses Wissenschaftlers ist die These vom Klimakiller Kuh übrigens überholt:
www.n-tv.de/wissen...ticle22890482.html
Ich habe das Gefühl, dass sich die Grünen im speziellen und die Klimaaktivisten im Allgemeinen am nächsten Symbol abarbeiten, ohne damit nennenswerte Fortschritte zu erzielen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Fidel Bastro ist mit vor allem ein Begriff, weil dort die "Debut-LP" von Alan Metzger doch noch rauskam, nachdem sie 15 Jahre in der Schublade gelegen hatte. Und dabei eher mittelmäßig gut gealtert ist. Scheint irgendwie Programm zu sein.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: "Gesetz des Marktes" und "Wird genutzt um Reibach zu machen" ist hier ein und dasselbe: Es ist weniger Gas auf dem Markt verfügbar als die Nachfrage decken würde, und das liefert einen super Reibach. Psychologie und Marktwirtschaft kann so einfach sein.
zum BeitragDietmar Rosenthal
"Übergewinnsteuer" klingt für mich so ähnlich wie "Gute Kita Gesetz". Klingt gut, spricht das gesunde Volksempfinden an, aber wird es auch Bestand oder Erfolg haben?
Die Griffe in die Populistenkiste in immer kürzeren Abständen lassen mich ernsthaft an der Kompetenz der Grünen zweifeln.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich kann entgegen vieler Kommentare hier keinen "woker als woke" Artikel erkennen, im Gegenteil. Mich würde, wie die Autorin eingangs anregt zu diskutieren, wirklich interessieren, was denn eigentlich das Problem ist: Sicher nicht, dass ein arg angestaubter Schmöker aus dem Programm genommen wird, und neben dem Struwwelpeter auf der Müllhalde der Geschichte dem Vergessen entgegendämmert.
Andererseits habe ich den bösen Vedacht, dass die vielen Leute, deren "Gefühle" laut Selbstauskunft des Verlags durch die Blutsbrüder verletzt wurden, eben nur eins meint: Das ästethische Empfinden und politische Bauchgefühl der kartoffelig-gebildeten einheimischen Kundschaft. Womit wir also wieder beim Canceln um des Shitstorm Willens sind.
Was also ist das genaue Problem? Kulturelle Aneignung kann es nicht so recht sein, denn die Indianerkultur Mays ist frei erfunden und wurde nur in Bad Segeberg in freier Wildbahn erblickt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Sehr guter Einwand. Vermutlich kann man aus ebendieser Unternehmenssicht argumentieren, dass die Leitung aus Treue und Sorgfaltspflicht gegenüber Eigentümern oder "Shareholdern" geradezu verpflichtet ist, die Umlage wenigstens zu beantragen.
Was dann irgendwie zeigt, dass zwischen den Zeilen des moderaten und offenen Habeck-Duktus eine Prise populistischen Politikerhandwerks durchscheint.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Wenn bei jeder Transferleistung an "normale" Bürger eine Bedürftigkeitsprüfung stattfindet, wieso soll das dann bei Unternehmen juristisch schwierig sein?
Aktuell wird die Krise in der Energieversorgung leider genauso geregelt wie die Krise bei der Kreditversorgung 2008.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Es ist leider so, dass "Nature" und "Science" den Beinahmen "Tabloid Science" verpasst bekommen haben - da die veröffentlichten Ergebnisse in der Regel spektakulär, aber nicht besonders reproduzierbar sind. Wie der "Beweis" für die Überlegenheit von Psylocibin über gängige Antidepressiva.
Wobei der Sinn und Unsinn spektakulärer "explorativer" Studien ein bisschen zuviel Raum im Interview einnimmt, denn diese Einschränkungen sind immer dieselben. Ist ein bisschen unfair, dass der Kliniker ausführlich erklären muss, was beim Studiendesign alles schief gehen kann. Dafür ist eigentlich ein Biostatistiker zuständig.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Man kann so argumentieren. Dann seien Sie aber auch so ehrlich zu sagen, wo diese NIMBY-Variante hinführt: Zum Erhalt des Status-Quo und weiteren Jahren der Abhängigkeit von fossiler Energie.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Abstruse Logik. Mit der gleichen Begründung könnte man politische Verfolgung als Asylgrund ablehnen - denn solange niemand mitkriegt, dass jemand opponiert, hätte ja niemand was zu befürchten.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Sozialpolitik ist sicher nicht nur Erhöhung der Hartz-Almosen für Bedürftige. Wenn sich die Grüne Programmatik darauf beschränkt, ist es wirklich kein Wunder, dass die Grünen nicht als soziale Partei wahrgenommen wird.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Aüßerst befremdliche Überschrift, Sabotage sei erlaubt? Ich war zwar nicht dabei, so alt bin ich nun auch nicht - aber ist die Taz nicht gerade in Abgrenzung zu gewalt-affinen und quasi-autoritären Tendenzen innerhalb der Berliner Studentenschaft gegründet worden? So wie auch letztlich die heutigen Grünen?
Ich glaube da sind mal so einige interne Diskussionen notwendig, ob solche Aussagen haltbar sind.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Eine schwere, behandlungswürdige Störung, die bei den betroffenen viel Leid auslöst und ohne Behandlung zu schweren Einschränkungen bis hin zur Invalidität führen kann, ist das eine.
Eine Diagnose, die gestellt wird, um leistungsfördernde Medikamente an Schulkinder geben zu können, oder wenigstens eine Gefälligkeitsdiagnose, die Eltern entlasten soll, ist das andere. Das ist hier nur zufällig aneinander gekoppelt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Dass die Automobil-Industrie im Autoland D möglicherweise bis sehr wahrscheinlich die neuen Kohlegruben sind, die ohne Ersatz stillgelegt werden, ist das eine. Was die Frage aufwerfen könnte, welche Zukunftstechnologie in Europa und Deutschland an deren Stelle treten könnte. Die Erfahrung aus meiner Heimat NRW sagt: Keine, das wird solange verschlafen bis alles dicht macht.
Dass jetzt aber auf eine einzelne Steuerreform-Idee vom sehr ungeliebten C. Lindner runterzubrechen ist dann schon sehr unterkomplex. Vor allem, da der zuständige Minister Wirtschaftsminister Habeck wäre.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Der ursprüngliche Artikel wurde mittlerweile etwas entschärft, besonders der Anteaser. Der Bezug zu ADHS ist jetzt deutlich strikter, obwohl an einigen Stellen immer noch - mehr oder weniger allgemeingültig - davon gesprochen wird, dass Genderstereotype vor allem bei Mädchen zu falschen Diagnosen führen. Das nur als Kontext.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich würde die These, Frauen würden eher psychiatrische Fehldiagnosen erhalten, als Männer energisch bestreiten: Männer, die an in der öffentlichen Wahrnehmung "weiblich" konnotierten Krankheiten wie z.B. Depression oder der Borderline-Störung leiden, haben dasselbe Problem.
Borderliner werden häufig als Bipolar oder Schizophrenie fehl diagnostiziert, Depressionen werden gar nicht erkannt oder - quasi als Notausgang - irgendwann unter "Burn-Out" subsummiert. Ähnliche Tendenz zeigt sich bei (komplexer) PTBS, die vorgeblich bei Männern so gut wie gar nicht vorkommt, obwohl Querschnittsstudien zeigen, dass Männer häufiger von Traumata betroffen sind.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Die wichtigste Referenz oder eigentlich mehr Wegbereiter für Gaimans Sandman wäre Dave Sim und sein 300 Ausgaben schweres Epos Cerebus, weniger Alan Moore. Leider hat sich Sim durch "kontroverse" bis explizit und dezidiert misogyne Aussagen selbst komplett ins Aus geschossen - begünstigt dadurch, dass die Medienlandschaft Werk und Autor nicht trennen kann.
Besonders bei einem Autor, der durch seine Borderline-Erkrankung zu sehr extremen und widersprüchlichen Reaktionen neigt. Tatsächlich hat aber schon Sim seinen Cerebus als "offenen Closet Homosexuellen" dargestellt und dürfte damit Anfang der 80er der Erste gewesen sein. "Does Cerebus want to be gay? No! Now that that's settled." Nichts ist geklärt.
Wer es schafft, Sims Äußerungen korrekt einzuordnen oder wenigstens zu überhören, wird mit einem Meisterwerk belohnt, dass allerdings bisweilen sehr schwer zu ertragen ist. Denn er erspart sich und seinem Publikum rein gar nichts. Gleichzeitig die absolute Antithese zu "woke", aber inhaltlich durch schonungslose Offenheit wieder sehr "woke".
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das wäre jetzt der richtige Moment gewesen, auf die völlig verfehlte neue Cyberstrategie Faesers hinzuweisen. Die genau nicht für mehr Sicherheit in den öffentlichen Netzen und der kritischen Infrastruktur sorgt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Es gab mal eine Schule, die nannte sich Ordoliberalismus. Die sagte, dass Marktwirtschaft ohne strenge Regeln und Institutionen zu Wild-West-Kapitalimus und dem Recht des ökonomisch Stärkeren degeneriert.
Wie goldrichtig diese Gedanken sind, sieht man aktuell nach den "Deregulierungswellen" seit den späten 90ern. Die starke Nähe zwischen Wirtschaft und Regierungen hat sogar diese letzteren Institutionen aus dem Rennen genommen.
Was wir brauchen ist nicht unbedingt ein Systemwechsel, sondern mindestens eher eine mittelriesige Systemreparatur. Eine Regulierungwelle.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das mit den Testpersonen, die mit dem generischen Maskulinum vorwiegend Männer verbänden, ist so eine Sache. Wenn ich die Einstellung in solchen Studien zu Verzerrungen, Evidenzlevel/Aussagekraft und den Umgang mit widersprüchlichen Evidenzen betrachte, dann sind die quantitativen Methoden doch noch sehr in den Kinderschuhen.
Das will sich aber niemand so recht öffentlich eingestehen. Es werden im Gegenteil weitreichende Forderungen aus solchen Studien abgeleitet, die zumindest nach den Maßstäben, die ich aus der Biostatistik kenne, so gut wie gar nichts aussagen. Zu dem Thema "Verläßlichkeit von Studien zum Gendern" gibt es aktuell eine "Duplik" in der FAZ - ich weiß, schwieriges Feld - aber ich ermutige jede:n der sich mal die "andere" Seite wenigstens anschauen will, da mal reinzulesen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: ihre Schlussfolgerungen kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe keineswegs unterstellt oder gefordert, dass der Frauenfußball besonders fair oder nett ablaufen soll.
Was ich tatsächlich fordern würde: Eine Professionalisierung des Frauenfußballs auf allen Ebenen. Professionelle Schiedsrichter und Fußballerinnen, keine Halb-Profis oder Amateure auf höchster Ebene. Im Moment müssen selbst Spielerinnen der EM-Halbfinalisten teilweise nebenbei einem zweiten Beruf nachgehen.
Dasselbe haben unlängst Spielerinnen der Nationalmannschaft gefordert. Wer gestern richtig hingesehen hat, weiß warum. Dafür ist Geld notwendig.
Die von mir angesprochenen häßlichen Szenen entwickeln sich dann, wenn die Schiedsrichterin eine überforderte Amateur-Schiedsrichterin ist, die das nicht unterbinden kann. So wie gestern. Kommt übrigens immer wieder auch bei Männer-WMs vor, wenn aus Grunden des Proporzes Amateurschiedsrichter pfeifen müssen. Schauen Sie sich z.B. mal das Spiel Argentinien-Iran bei der WM 2014 an. Das lief ähnlich "fair" ab, inklusive ausgebliebener roten Karte nach Notbremse.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Wenn man über Twitter Politik macht, ist der Shitstorm einkalkuliert. Eine Politikerin, die emotionalisiert statt zu argumentieren, kann man auch kritisch sehen. Dankenswerter Weise erwähnt das auch der Beitrag.
In anderen Zusammenhängen heißt das Populismus und Spalterisch. Ich kann damit nix anfangen, ich bin aber auch alt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das Finale war leider keine Werbung für den Frauenfußball. Eine überforderte Schiedsrichterin, überharte ungeahndete Fouls und Ellbogenchecks, Zeitspiel und Schauspieleinlagen.
Gibt es auch bei Männerturnieren, auch in der Form, und ist dann genauso häßlich.
Dass die deutsche Mannschaft die letzten fünf Minuten trotz mehrmaligem Ballbesituz nicht mehr aus der eigenen Hälfte kam, ist auch so eine Sache.
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[Re]: Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ausgrenzung ist rein willkürlich, vermeintlich objektivierbare äußerliche Merkmale sind Teil des Verwirrspiels von Demütigung und Entmenschlichung. Oder in den Worten von Goebbels: Wer Jude ist, bestimme ich.
Juden, die irgendwie zu weiß aussehen, darum Diskriminierungserfahrung absprechen zu wollen - und eine Hierarchie des Diskriminierungsgrads aufzustellen bedient sich derselben Stilmittel wie der Rassismus. Selbst wenn die Intention anders sein sollte. Was nicht immer so ist, wie der Autor in seinem Essay schön beschreibt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Diese Bedingungen sind immer andere, denn der Forist Callcenter-Agent hat einen ziemlich weiten Bogen gespannt.
Um beim Text zu bleiben: Es gibt eben keine "Bedingungen", die den weit verbreiteten Antisemitismus ursächlich erzeugt oder gefördert haben. Die aktuelle "postkoloniale" Variante der Antisemitismus-Erzählung erklärt die Juden zu Super-Kolonialisten. Sie ist am Ende nur eine schlecht getarnte Version der Mär von vermeintlich reichen, jüdischen Super-Kapitalisten, die viel zu viel Einfluss haben. Oder wie es der Essayist ausdrückt: Der Antisemitismus kommt komplett ohne Juden aus, wie das Suharto-Beispiel schön illustriert.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Sie haben den Text nicht gelesen oder nicht verstanden. Juden sind allein deswegen schon Teil der PoC Community, weil sie von rassistisch konnotierter oder glatt rassistischer Ausgrenzung betroffen sind.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Außerordentlich gutes Essay. Besonders die Szene am Küchentisch kommt mir sehr bekannt vor.
Daneben frage ich mich regelmäßig, ob die Formulierung vom vermeintlichen "Blickwinkel des globalen Südens" jetzt eher Paternalisierend ist oder an sich eine rassistische Verunglimpfung. Sie wüssten es halt nicht besser, die armen Schäfchen, wird Zeit für eine neue Welle der Missionierung - oder was?
zum BeitragDietmar Rosenthal
Da die Autorin mich ja gefragt hat: Ich konnte mir zwischen 1991 und 2008 keinen Urlaub leisten. Danach nur sporadisch und erst seit zwei Jahren regelmäßig.
Ausserhalb der Medienblase hat es sich wohl nicht rumgesprochen: Man muss keine alleinerziehende Mutter sein, um als "armutsgefährdet" zu gelten.
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[Re]: Naja, "XYZ in die Produktion" ist keine Kampfparole stockkonservativer Kreise.
Die Forderung ist allerdings total unrealistisch: Wegen des eklatanten Fachkräftemangels stellen "wir" (IT-Dienstleister) gerade jede:n ein, das nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sieht in allen Branchen gerade so aus. Gastronomie machen daher nur die, die unbedingt wollen (Glückwunsch) oder müssen. Das sind aber gerade nicht so viele.
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Das wirklich erschütternde an den diversen offenen Briefen und Friedensaufrufen ist: Sie argumentieren aus dem Sandkasten, weil sie es können. Öffentlichkeit und Gegenrede von der vermeintlich falschen Seite sind vollkommen gewiss.
Denn es handelt sich nicht um Intellektuelle, die sich äußern, sondern um altgediente Medienprofis. So wie das RTL-Dschungelcamp einen ganz eigenen Typus von Z-Promis gebar, haben die Lanz, Zeit-Online und Konsorten einen ganz neuen Typus Fachleute hervorgebracht: Den Z-Intellektuellen.
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Ausgezeichneter Kommentar, der aber möglicherweise die falsche Person schilt. Denn "der Robert" hat ganz zu Anfang seiner Amtszeit einen ziemlich treffenden Satz gesagt: Es ginge bei Klimaschutz eben nicht nur um Einschränkung des persönlichen Konsums, sondern um den Umbau der gesamten Wirtschaft.
Blöderweise versteht er darunter - wenigstens auch - den Umbau von Autoland D in E-Autoland D. Ein Hauch grüner, wird aber genauso zuverlässig alles in den Abgrund ziehen.
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Ich glaube, da spielt die Erinnerung einen Streich. Man kann z.B. eine fast nahtlose Kontinuität von Reagan über Bush jun. zu Trump nachvollziehen. Unterbrochen nur kurz von für konservative Maßstäbe geradezu revolutionäre Töne von Bush sen.
Dann noch zur Erinnerung: Eine politische Mehrheit votierte in Deutschland über Jahrzehnte für die Söders, Kohls, Zimmermanns, Schäubles und Merkels. Es gibt keine Konterrevolution, weil es erst gar keine Revolution gab.
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[Re]: Einerseits vollkommen richtig, andererseits wird auf der Sachebene zumindest öffentlich gar nix mehr diskutiert.
Oder wie A. Mansour in seinem Statement sinngemäß schloss - es wird einige ausgewogene bis kritische Ansätze geben, die durchaus diskutabel sind - und dann wird es rassistische und islamophobe Wortmeldungen von ganz rechts geben und die Diskussion ist beendet.
Den Job hat jetzt Julian Reichelt übernommen.
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[Re]: Es ist genau diese "wir gegen die"-Logik, die letzlich gegen F. Ataman spricht.
Es sind mitnichten ausschließlich Kritiker aus der rechten bis ganz rechten Ecke, die sich äußern. Die haben natürlich die Gunst der Stunde genutzt um ihre islamophoben Thesen im Namen der Demokratie unter die Leute zu bringen. Lesen Sie lieber mal was die entsprechenden Kritiker in der Süddeutschen, Zeit und im Tagesspiegel geschrieben haben. Um mal exemplarisch ein paar rauszugreifen.
Lassen Sie auch endlich mal die Diskussion über "Kartoffeln", es gibt auch eine Sachebene.
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[Re]: Aus Sicht der Aufmerksamkeitsökonomie sicher richtig und für eine Kolumnistin wohl das höchste Lob, das man aussprechen kann.
Eine Antidiskriminierungsbeauftragte sollte aber Lager zusammenführen können, nicht einpeitschen.
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Die Feststellung, dass man nicht weiß sein MUSS, um als Rassist zu gelten zu können, bringt leider gar nichts, wenn man ansonsten herausarbeitet, dass Rassismus von anderen Seiten als der vermeintlich überaus privilegierten "Mehrheitsgesellschaft" vernachlässigbar und aus "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Sicht irgendwie folgerichtig und damit eine läßliche Sünde sei.
Ich habe Frau Ataman als Provokationswurst vom Dienst wahrgenommen, die es sich auf einem sehr schlichten "Ätschi-Bätschi"-Weltbild bequem macht. Damit kann man sehr gut Aufmerksamkeit erzielen und Bücher verkaufen - wie auch der hier zurecht gescholtene Th. Sarazin bestätigen kann. Öl ins Feuer gießen ist aber exakt das Gegenteil von dem, was eine Antidiskriminierungsbeauftragte tun sollte.
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Absolut beängstigend, wie der Artikel von den oberen 1% der Wirtschaftselite zum Boomer an sich abgebogen ist. Das mit dem "großen und ganzen" ist hier leider nur ein Werbeclaim.
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Völlig unverständlich, dass es solche Kämpfe um die Homöopathie gibt. Da es keinen Wirknachweis gibt, sollte es klarerweise wie jede andere Zusatzleistung (IGEL) behandelt werden: Kann man schon anbieten, muss aber privat bezahlt werden.
Umgekehrt ist ja genauso klar, dass es nicht schadet. Ich kann die Grabenkämpfe und den Glaubenskrieg absolut nicht nachvollziehen.
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[Re]: das könnte daran liegen, dass abstrakte, und in sich Inhaltsleere Plattitüden a la "ein Jude hat aber gesagt, dass wäre Antisemitismus und darum kommen alle Israelis immer mit der Antisemitismuskeule" per-se nicht diskutabel sind. Sowie alle weiteren Verallgemeinerungen der Art "israelische Position"="ein einzelner Politiker hat sowas gesagt"="alle Juden denken dass, und würden es mit ihrem Leben verteidigen".
Und es geht sogar noch weiter: Wie ich in meiner ersten Antwort andeutete, sind wesentliche Teile z.B. des BDS eindeutig antisemitisch vom Typ "Israel muss sterben" - aber eben nicht alle. Das macht es einerseits sehr einfach, sämtliche Aktionen des BDS als grundsätzlich antisemitsch zu brandmarken, das trifft sogar andererseits häufig zu - aber eben nicht immer.
Irre, nicht?
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[Re]: dein Wunsch nach kritischer Einordnung des AI-Berichts ist erfüllt worden - sogar von der Korrespondentin Judith Hoppe selbst:
taz.de/Apartheidsv...5829579&s=amnesty/
Vielen Dank auch von mir dafür.
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Tut mir echt leid, aber ich identifiziere mich eindeutig als "Arbeiterkind" und trage den Ehrentitel "Erster an der Uni".
Ich habe dennoch genügend Kenntnisse in Mathematik behalten und spreche leidlich gut Englisch. Baerbocks Kenntnisse sind auch offensichtlich gut genug, denn sie konnte sich verständlich und flüssig äußern. Bei der Außenminister:in gehört das aber zur Stellenbeschreibung.
Was ist also noch mal das Problem? Die merkwürdigen Bekannten, die die Nase rümpfen? Die Gesamtsituation? Ich habe es nicht verstanden.
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[Re]: Doch, einige Juden - und sogar einige Israelis - können das sehr wohl auseinander halten, beispielsweise die explizit im Text genannte "israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem".
Im Gegenteil sieht es eher so aus, als wenn bestimmter Kritiker die Juden "alle nicht auseinander halten können". Die sehen sich aber auch alle so ähnlich...
Spaß beiseite, die Vorstellung, dass die Juden im ganzen, sowie der Staat Israel im speziellen ein komplett homogener "Volkskörper" mit einheitlicher Haltung und Ausrichtung ist, hat einen Hauch von rassistisch konnotiertem Antisemitismus.
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[Re]: Ich versuche mal mittels "meinem" Verständnis der historischen Entwicklung das Missverständnis aufzuklären:
Während des Zerfalls des britischen Empires ca. ab Ende des 2. Weltkrieges wollte sich Großbritannien auch aus dem damaligen Palästina zurückziehen. Weil das bei Indien/Pakistan auch schon so super geklappt hat, ist man auf die Idee verfallen, Palästina in einen "Jüdischen Staat" und einen "Muslimischen Staat" aufzuteilen.
Während die "jüdische" Seite sofort begeistert war - denn für sie bedeutete das eine wesentliche Aufwertung - sind konservative muslimische Kreis Sturm gelaufen. Einen "Judenstaat" mitten im Nahen Osten wollte man auf alle Fälle verhindern.
Daher ist diese zweistaaten-Lösung von Anfang an nur von Israel anerkannt worden, während die umliegenden Staaten und die Palästinenser außerhalb Israels die Staatsgründung Israels mindestens mehrere Jahrzehnte lang rückgängig machen wollten.
Das hat aus den verschiedensten Gründen nicht geklappt, hauptsächlich wegen mangelnder militärischer Schlagkraft. Manche politischen Akteure, aber längst nicht alle wollten deswegen zur Zwei-Staatenlösung kommen.
Da man diese politischen Akteure aber leider nicht an der Nase erkennen kann, vermuten bestimmte israelische Kreise hinter jeder kritischen Organisation letzten Endes die Akteure, die den "Judenstaat" gerne wieder rückabwickeln wollen.
Gemäßigte und besonders linke politische Kreise in Israel halten dagegen auch die Zwei-Staaten-Lösungen für die einzige Möglichkeit, Frieden zu erreichen. Können sich aber genauso wenige durchsetzen wie ihre gemäßigten palästinensischen Pendants.
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[Re]: Wie sind Sie jetzt von "Jews don't count" plötzlich bei der Schwierigkeit angekommen, als Deutscher Israelkritik äußern zu dürfen? Was zu beweisen war...
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Als heimlichen Hit der Band, die ziemlich sicher größer als die Beatles war, würde ich allerdings "I hope you have a nice day" nominieren.
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[Re]: Große Teile des Artikels mäandern so vor sich hin, und die stringente Linie von deutschen Romantik zur Impfskepsis habe ich leider nicht verstanden.
Am Ende die Betrachtung des Vertrauensschwunds im hier und jetzt ist da schon wesentlich ergiebiger: Das moralferne Gebaren der Scheuerts, Maskendeals und Doktorplagiate haben eben doch eine Wirkung. Eine ziemlich reale, ziemlich bedrohliche.
Das nicht zuletzt deswegen jetzt Impfpflicht zur Ultima Ratio wird, weil so viele sinnvolle Maßnahmen am Anfang der Epidemie unterlassen blieben, ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen. Das glücklicherweise die Impfungen fast ohne Risiken zu sein scheinen, hilft hier nur bedingt - denn auch das muss "man" ja mangels Einblick "glauben".
Diese Vertrauenskrise ist real und rational begründet. Was schade ist, denn Impfen hilft wirklich.
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Transsexuellengesetz und 219a abschaffen - super Anfang, diese Bestimmungen sind ungefähr so hirnrissig wie einst die Straffreiheit bei Vergewaltigung in der Ehe.
Alles dem Kampf gegen das Patriarchat unterzuordnen und dann später in einem Halbsatz anbringen "wir müssen schließlich den Klimawandel bekämpfen" wirkt hingegen höchst befremdlich. Wenn die Grünen nicht alles dem Feminismus untergeordnet hätten, könnten sie jetzt vielleicht den Klimawandel aus dem Kanzleramt heraus bekämpfen.
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"Gewalt" macht ungefähr da weiter, wo "Surrogat" aufgehört haben - nur ist das fast 20 Jahre her. Ein bisschen Weiterentwicklung hätte man Wagner doch gegönnt.
Die Nachgewachsenen scheint das nicht zu stören, ich bin ehrlich enttäuscht.
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Von 17 Posten wurden also acht an Frauen, neun an Männer verteilt. Das man da von "fast Parität" spricht, ist dann aber irgendwie putzig - wie kann man denn eine ungerade Zahl in zwei gleich große Gruppen aufteilen?
Da hätte man also z.B. H. Yaghoobifarah zur Kulturstaatsminister*in machen sollen. Bestimmt auch eine gute Idee.
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[Re]: Art 116 GG "(1) Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder (...)". Klingt ziemlich eindeutig. Wo sehen sie eine Grundlage, zwischen "Deutscher" und "Deutscher Staatangehöriger" zu unterscheiden?
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[Re]: falsch, das besagt dass im HELLFELD der Kriminalstatistik 4 von 5 Taten Männer begehen. Wie es im Dunkelfeld tatsächlich aussieht, ist nicht so richtig untersucht.
Ich erinnere mich an die Studie der "Aufarbeitungskommission" zum sexuellen Missbrauch, bei der 90% der untersuchten Missbrauchsfälle an Mädchen verübt wurden. In der selben Studie war jedoch zu lesen, dass ca. 35 % der Missbrauchsopfer Jungen sind. Nicht 10%. Dieser Widerspruch wurde übrigens nirgends aufgelöst.
Wäre mal an der Zeit, auch Partnerschaftsgewalt konsistent und repräsentativ - unverzerrt! - zu untersuchen. Jedenfalls würde ich weder 20% noch mehr der Fälle einfach so ignorieren, nur weil es wohlfeil ist, Männer ausschließlich als Täter zu "verhandeln".
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[Re]: Auch für Sie erscheint der Nahost-Konflikt erstaunlich klar:
Die israelische Seite ist der Aggressor, Sie stellen sogleich Kontinuität zum 2. Weltkrieg her. Daneben finden sich Hinweise auf eine "illegale Kolonisation", die Ihren Andeutungen zufolge bereits deutlich vor der Staatsgründung Israels angefangen habe und auch wohl noch lange nicht zu Ende sei.
Daraus leiten Sie eine rechtliche und natürlich noch viel mehr moralische Legitimation für den andauernden Freiheitskampf der Palästinenser ab.
Ich vermute sehr stark, dass für Sie die Staatsgründung Israels an sich bereits eine "Kolonisation" darstellt, die von vornherein illegal gewesen sei. Und damit bitte zurückzunehmen sei.
Ganz gleich ob dieser letzte Eindruck zutrifft oder nicht, zustimmen kann Ihnen ich nur darin: Dass die Nazikeule und die Antisemitismuskeule eben manchmal auch die Richtigen trifft.
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[Re]: Wenn man nun aber den Kriegszustand als solchen bennen würde, wären da auf einmal wieder diese unangenehmen Fragen.
Warum denn ist dieser Krieg so endlos? Warum fällt es manchen Akteuren so leicht, sich ganz und gar auf eine Seite zu stellen? Bei Iran und der Deutschen Regierung z.B. liegt die Antwort offen auf der Hand. Bei großen Teilen der britischen Linken und europäischen Linken ist das schon eher sehr rätselhaft. Verglichen mit anderen, ähnlich gelagerten endlos-Konflikten wie den Kaschmir-Konflikt, den Berg-Karabach-Krieg oder gar den Nordirland-Konflikt.
Woher also diese Inbrunst? Ist Israel am Ende doch nicht ein Staat wie jeder andere? Das meine ich mit Spuren von antisemitschem Denken.
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[Re]: Fangen wir doch mal so an: Israel befindet sich wohl seit Gründung, mindestens aber seit 1967 im Krieg mit Palästinensern und anderen islamisch geprägten Nachbarstaaten. Zeitweise mit Kriegserklärung, größtenteils ohne. Ganz gewiss also nicht immer gemäß Völkerrecht, von keiner der beteiligten Parteien.
Man kann natürlich den israelischen Regierungen vorwerfen, dass sie diesen Krieg rein militärisch zu gewinnen trachten. Man kann das auch politisch unklug, man muss es wahrscheinlich grausam finden. Da stimme ich jederzeit zu.
Das israelische Besatzungsregime aber "Apartheid" bzw. "Apartheidsregime" zu nennen, um den de-facto Kriegszustand nicht als solchen benennen zu müssen - weil Kriegsparteien ja so unangenehm zwiespältig sind, viel zwiespältiger als "unterdrückte ethnische Minderheiten"...
Das ist - um mit Colonel Kurtz zu sprechen - "wie einen Strafzettel zu kriegen wegen Geschwindigkeitsübertretung in einem Nascar-Rennen". Ein Winkelzug, Taschenspielertrick, Paragraphenreiterei, um einen unerklärten Krieg zu einem "Freiheitskampf eines unterdrückten Volkes" umzudeklarieren.
Das ist nicht neu, kaum ein Krieg kam ohne Folkore vom Freiheitskampf und dem Kampf für die gerechte Sache aus. Genau deswegen darf man das gerne durchschauen.
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Ich will mich hier nicht aufs Glatteis begeben und irgendwelche andere Schurkenstaaten ins Feld führen, die vermeintlich noch viel mehr boykottiert gehören.
Israel als "Apartheids-Staat" zu bezeichnen ist einfach geschichtsvergessen. Es wird weder den historischen Fakten zur Staatsgründung Israels, noch zur Geschichte von Südafrika gerecht.
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[Re]: Da ist leider eine Lücke in Ihrer Argumentation: Rooney hat ihren Boykott damit begründet, dass Israel ein "Apartheidsstaat" wäre. Das auch noch verklausuliert darin, dass es ja keinen passenden Verlag gäbe, der sich von diesem "Apartheidsregime" ordentlich distanziere.
"Apartheidsstaat" ist in dem Zusammenhang das, was in hiesigen Foren die "Nazikeule" bzw. "Antisemitismuskeule" ist. Also ein denkfaules Konstrukt, um Israel-bezogenen Antisemitismus in einer "traditionellen" linken Erzählung zu verstecken.
Ich kann daher dem Artikel durchaus folgen, dass man hier veritable Hinweise auf antisemitsche Denkmuster findet. Das muss aber nicht die Intention von Rooney gewesen sein: Es kann genauso gut eine Anbiederung an den BDS-Lifestyle-Antisemitismus sein, der wenig durchdacht war.
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[Re]: Auch eine rot/schwarze Regierung wird die "Milieus" von Grünen- und FDP-Wähler:innen vertreten müssen. Denn die Bundesregierung vertritt grundsätzlich die Interessen aller Bürger:innen Deutschlands - sogar derjenigen, die nicht wählen können oder wollen.
Daher führt die gesellschaftliche Spaltung irgendwann zur Delegitimierung und Zerstörung der parlamentarischen Demokratie an sich.
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Zusatz: Dass die Grünen eine "Beamtenpartei" - vermutlich sogar ganz konkret: Lehrer*innen-Partei - sind, ist ein großes strukturelles Manko der Grünen.
Beamte sind sehr effizient darin: Dinge zu verhindern und Lösungswege durch Prinzipienreiterei zu verbauen. Die Idee von einem "Klima-Veto" für alle Vorhaben der Bundesregierung passt da z.B. perfekt ins Bild. Wenn es denn bei diesem einen Veto bleibt.
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Es ist besorgniserregend, dass (auch) dieser Kommentar das Trennende der Lager "Grüne Wählerin" und "FPD Wähler" betont - denn so oder so wird die nächste Regierung beide vertreten müssen. Das ist doch das schöne und schwierige an der Demokratie: Das sich nicht eine Partei in Rechthaberei und Kampf gegen die "Gegner" zurückziehen kann, sondern Probleme im Sinne aller gelöst werden müssen.
Feindbilder aufzubauen, hilft da gar nicht. Das offensichtlich auch der Geschlechterkampf eine Rolle spielt - und auch spielen soll - ist noch besorgniserregender. Die Klimakrise hat kein Geschlecht und betrifft alle Menschen gleichermaßen.
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[Re]: Klare Frage, klare Antwort: Weniger Placebo-Gerechtigkeitsdebatten, mehr Fokus auf die echten Randgruppen: Ende der HartzIV-Sanktionen, höherer Mindestlohn, Weg vom dreigliedrigen Schulsystem zur Gemeinschaftsschule, Verbot sozial homogener Wohngebiete ("Ghettos") und Schulklassen, ...
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum es gegen die "Frauenquote in Aufsichtsräten" keine nennenswerten Widerstände gab? Weil gerade mal zwei Positionen neu besetzt werden mussten. Das nenne ich Placebo!
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[Re]: Ich habe große Schwierigkeiten, einen Zusammenhang zwischen meinem Beitrag und ihrer Antwort zu sehen. Der von mir geforderte solidarische Staat für alle ist so ziemlich das Gegenteil von Neoliberalismus.
Ich möchte im Gegenteil die neoliberale Erzählung vom "Aufstieg durch Bildung" überwinden, denn es werden ganz bestimmt nicht alle aufsteigen.
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[Re]: Dem hält Pia Lamberty entgegen: Diese Affinität für Populismus und Verschwörungsglaube rührt nicht aus mangelnder Intelligenz, sondern aus einem Gefühl des "Abgehängtseins". Ich würde strikter formulieren: Genau diese Arroganz treibt die Abgehängten und "Verlierer" in die Arme der Rechtspopulisten und -extremisten.
Das ist für mich plausibel, denn es ist ja gerade die Demokratie, die sie "abgehängt" hat. Es wird mal Zeit, sich vom neo-liberalen "Aufstiegs"-Mantra (durch Bildung, durch Leistung, ...) zu lösen und lebenswerte Bedingungen für alle zu fordern.
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Da die Beteiligung so gering war, dürfte die Wahl wohl kaum repräsentativ sein - und trotzdem unterscheiden sich die Zustimmungswerte der "großen" Parteien nicht so sehr von den "offiziellen Umfragen". Eigentlich erstaunlich. Wie das wohl erst aussehen würde, wenn das Wahlalter gesenkt würde? Ist am Ende der Einfluss des Alters auf die Parteienpräferenz doch nicht so ausgeprägt?
Die Passage "Wenn man nun berücksichtigt, dass die AfD bei der Bundestagswahl 2017 anteilig am stärksten von vormaligen Nichtwähler:innen profitiert hat, könnte man schließen, Instrumente der politischen Bildung helfen letztlich womöglich der AfD, zumindest vorerst." halte ich für verheerend. Wo will der Autor hin, Afd-Wähler bitte nicht zur Wahl gehen? So funktioniert Demokratie nicht, und so wird sie auch nie legitimiert werden können.
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[Re]: "Im nach 2014 erschienenen Artikel „Am Rande des Gazastreifens: Ein Besuch bei Freunden“ beschreibt El-Hassan die Versuche der Annäherung zwischen Palästinensern und Israelis. Weitere Reportagen über Ursprünge und Folgen von Antisemitismus und Rassismus folgten. Mitwirkungen an Veranstaltungen, die für Toleranz und ein Miteinander werben, sind ebenfalls online zu entdecken." - klingt doch wohl so, als hätte sich die Autorin bereits umfangreich distanziert. Viel mehr Distanz geht nicht, was für eine baldige Rückkehr auf den Bildschirm spricht.
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Der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf, und dann doch wieder nicht: "Die Frauen kamen Samstagnachmittag in der ARD also fast auf dieselbe Größenordnung (wie das "Nordderby" in der 2. Liga).
Eine Untersuchung kam vor einiger Zeit (genaue Quelle leider entfallen) zum Ergebnis, dass die Zuschauer bei Frauenfußball m.o.w. "typische" Fußball-Zuschauer sind: Eher ziemlich männlich, so ca. über 30, Fußball-Fans eben. Weshalb die aktuelle Fußball-Müdigkeit auch den Frauenfußball erwischt, bzw. dieser "mit in Sippenhaft genommen wird". Und das aus denselben Gründen: Totales Überangebot an Fußball in TV trifft auf stagnierendes Fan-Interesse.
Anstrengungen, für den Frauenfußball eine spezifische Zielgruppe zu finden, gibt es nicht. Solange das nicht passiert, wird der gemeine Fußball-Fan den Frauenfußball weiterhin als mal mehr, mal weniger interessanten, unterklassigen Sport ansehen. Wie ein 2. Liga "Nord-Derby" eben.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Der Tanz ums goldene Kalb "Gerechtigkeit" (Chancen-, Verteilungs-) ist ein Fetisch, der sich in der Linken verselbständigt hat. Es wird - ganz unabhängig von der Gesellschaftsform - stets Leute geben, die erfolgreicher als andere sind. Und es wird auch stets Leute geben, die gar nicht gut zurecht kommen.
Die Frage ist eher, wie man allen Menschen ein Leben in Würde ermöglichen kann, ohne einzelne Gruppen als "Verlierer" an den Rand zu drücken. Also auch den "Abgehängten".
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[Re]: In der Theorie ist der Markt effizient, kann knappe Resourcen optimal verteilen und wäre damit sogar ein Weg aus der Klimakrise.
In der Realität belohnen die "Marktmechanismen" Eigennutz und Gier, und der Typus "Homo Economicus" findet sich im menschlichen Spektrum eher selten. Dafür sehr häufig auf der Gewinnerseite der Marktmechanismen.
Da die Planwirtschaft die begünstigt, die eben schon haben - in der Enteignungsdebatte wären das die Berliner in "Mitte", die es gar nicht so eilig mit dem Umzug haben - würde ich sehr gerne zur "sozialen Marktwirtschaft" zurückkehren. Wüsste nur nicht wie, die steht gar nicht zur Wahl.
zum BeitragDietmar Rosenthal
"Alice Bota, (...) schreibt darin über Swetlana Tichanowskaja (...) die anstelle ihres Mannes gegen Lukaschenko zur Wahl antritt, weil dieser nicht zugelassen und eingesperrt worden ist."
Man könnte noch ergänzen, erst zusammengeknüppelt und dann eingesperrt. So wie kürzlich der Blogger Protassewitsch.
"(D)er Aufstand in Belarus (war) eine Massenbewegung, die alle erfasste: Frauen, Rentner, Studierende, Invaliden, Ärzte und Ärztinnen, Arbeiter, Historiker."
So ist es jedenfalls bei mir angekommen: Es war ein Protest der gesamten Zivilgesellschaft, und eben keine feministische Bewegung, die den Protest getragen hat. Die jungen, männlichen Protestierenden wurden relativ früh und relativ brutal und erbarmungslos eingekerkert - und dann war es tatsächlich eine ziemliche Heldentat, dass die übrig gebliebenen nicht einfach klein bei gegeben haben.
Jetzt aber retrograd die gesamte Protestbewegung in eine weiblich - oder feministisch - geprägte Protestbewegung umzudeuten, weil die anderen eben nicht mehr protestieren können, macht mich tatsächlich fassungslos. Als ob man die, die zusammengeknüppelt im Knast sitzen, einigermaßen froh vergisst.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: "Medizinische Verfahren werden praktisch alle nur mit Männlichen Probanden entwickelt": Das ist eine Fehlinformation, die so langsam zur "Urban Legend" des Feminismus wird.
Es ist verpflichtend, in klinischen Studien das Geschlechterverhältnis ("biologisches Geschlecht", also "sex", nicht "gender") entsprechend zur Prävalenz zu matchen. Den ersten Aufruf bzw. Ansatz dazu gab es per "NIH revitalization act" bereits 1993(!), der in seiner jetzigen Form von "Guidelines" seit 2017 in den USA gesetzlich bindend ist. Die europäischen Behörden haben diese Guidelines - wie die meisten Standards in klinischen Studien - genau wie die Cochrane Foundation übernommen.
Es ist sehr traurig, dass solche eklatanten Falschmeldungen herangezogen werden, um eine vermeintliche totale Herrschaft des Patriarchats zu dokumentieren.
Dem Anschein nach lebt nicht nur Merz noch in den Fünzigern. Auch so manche:r Feminist:In hat noch nicht gemerkt, dass 1993 schon fast 30 Jahre her ist. Und auch nicht, dass Merz sogar in "seiner" CDU als Mann von vorgestern gilt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: es gibt sogar eine "noch einfachere" Lösung: Aus dem "generischen Maskulin" könnte die "belebte Form" werden. Dafür wird die Geschlechtszuschreibung bzw. das "natürliche Geschlecht" gestrichen. Dann ist "der Bäcker" einfach nur noch eine "Person die backen kann". Und zwar JEDE Person.
Gleichzeitig sollte die "weibliche Form" komplett aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Es gibt keinen vernünftigen Grund, im Alltag zu betonen, dass man die Person, die da backt, für eine Frau hält.
Meine Prognose wäre: Nach einer kurzen Gewöhnungsphase denkt keiner mehr daran, dass man jeder x-beliebigen Person ein Geschlecht zuschreiben muss, um sie korrekt anzusprechen. Mehr Gleichstellung in der Sprache geht nicht.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das generische Maskulin ist nicht mehr zeitgemäß und es sollte eine neue Lösung her. Soweit so gut so verständlich.
Warum aber in der weidlich überkomplexen und damit unterverständlichen deutschen Sprache noch längere Konstrukte einführen? Schon jetzt kann man grammatikalisch korrekte, aber völlig unlesbare Formulierungen finden, die Proust vor Neid platzen ließen.
Dieser Ansatz lässt mich an der Problemlösungs-Kompetenz der versammelten Intelligenzia verzweifeln. Ersatzweise zweifeln, dass eben diese Fähigkeit überhaupt vorhanden ist: Einfache Lösungen zu finden. Oder wenigstens praktikable.
Formallogisch würde es reichen, jeden Verweis auf ein - vermutetes! - Geschlecht oder Gender komplett zu streichen. Und da so niemand aus- und eingeschlossen wird, ist einfach jeder #mitgemeint.
Bei den skandinavischen Sprachen funktioniert das ganz prima, und die Skandinavier sind ja auch sonst bei Gleichberechtigung ganz vorne dabei.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das Interview spricht mir aus der Seele. Ich möchte berichten, dass ich auch - als "Goyes" in der dritten Generation ohne faktische Verbindung zum Judentum - in den letzten drei Jahren ca. monatlich rassistisch beleidigt und in Gespräche über Israel verwickelt wurde. Das ist mir das letzte Mal in den 80ern passiert.
Wobei ich denke, dass die Hochzeit aus politischem Aktivismus und "Coolness" wohl zwangsläufig zu diesem "wir gegen die" bzw. "in versus out" führt - denn Party und seriöse Recherche vertragen sich außerordentlich schlecht.
Das gilt sinngemäß auch für Waschmittelwerbung, die sich als "Social Justice Warrior" tarnt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Das Problem ist für mich eher: die Grünen haben es versäumt, eine Kandidat*in aufzustellen, die über die Stammwählerschaft hinaus Menschen begeistern kann. Sie ist quasi eine Frau ohne Eigenschaften, war vor ein paar Jahren plötzlich da und will jetzt Kanzlerin werden. Das komplett nichtsagende Buch fügt sich prima in das Bild ein. Ich frage mich warum soll ich ausgerechnet ihr die Stimme geben, dazu fällt mir nichts ein, außer dass sie zufällig die Kandidatin der Grünen ist. Die Antwort, die die Grünen dazu geben scheint zu lauten "warum sollte sie nicht Kanzlerin können" - und niemand kapiert, dass das keiner gefragt hat. Die Frage lautet "Warum ausgerechnet sie?"
zum BeitragDietmar Rosenthal
Es ist mit Händen zu greifen dass einige völlig aus dem Häuschen sind, Boris Palmer auf der Unterschriftenliste zu sehen. So kann man doch viel besser darüber diskutieren WER hier was gesagt hat und nicht WAS gesagt wurde.
Gewissermaßen die Mutter aller Strohmannargumente. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet dann auch im Artikel nicht statt, ausser festzuhalten dass "Gendersternchen gleich Pegida" gesetzt wurde. Das wird dann wohl die Nazikeule der Cancel-Culture-Ära sein.
Ich halte es für folgerichtig und überfällig dass eine solche Diskussion geführt wird in einer 20+ Prozentpartei. Dann würde ich vielleicht selbst noch überlegen doch mal wieder die Grünen zu wählen. Eine Partei die als Trabant eine um sich selbst drehende "selbsternannte Avantgarde" umkreist kann ich jedenfalls nicht wählen.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Die Ultras sind integraler Teil der Kommerzialisierung des Fußballs, keine Gegenbewegung. Ihre Selbstdarstellung wäre ohne die Fernsehkameras und die nachgelagerten Millionen Zuschauern nicht denkbar. Genau aus diesem Grund hat sich die Liga geradezu Stockholmsyndromgleich an ihren Hals geworfen und sich zur Geisel gemacht.
Der "Normalo-Fan" fremdelt mit den "Choreos", dem Affentheater bei jedem klitzekleinen Anlass - hier der Milliardär der vorher nicht um die Erlaubnis der selbsternannten "einzig wahren" Fans gebettelt hat - den Pyros und kurz vor Spielabbruch Provokationen der Ultras mindestens genauso wie mit den Rummenigges, Tönnies, Mateschitzens der Liga. Das sich hier "Ultras" von Bayern München und Dortmund auf Kosten von Hopp derartig profilieren ist einfach nur ein Treppenwitz. Wenig Clubs in Deutschland haben die Kommerzialisierung des Fußballs so konsequent betrieben wie diese Beiden. Und das ZDF hält dankbar die Kamera drauf, ist ja schließlich ihr Premiumprodukt.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Sie biegen bewusst oder unbewusst in dieselbe Richtung falsch ab wie von der Bild Zeitung angeblinkt: Das eine "Kommunikationsbarriere" für großes Corona-Risiko ursächlich sei, ist eine unbewiesene Vermutung. Vielmehr werden - auch im Text - diverse plausible und belegte Gründe angeführt, warum Armutsrisiko und Corona-Risiko korrelieren: Von viel zu oft getragenen Einweg-Masken über Arbeitstellen außerhalb des Homeoffice, zudem mit ÖPNV erreicht.
Das Menschen mit Migrationshintergrund in den prekären sozialen Schichten überrepräsentiert sind, ist tatsächlich ein gesellschaftliches Problem. Die offensichtlichen sozialen Gründe außen vor zu lassen und stattdessen mangelnde Sprachkenntnisse für hohe Fallzahlen verantwortlich zu machen - was gerne auch mit "integrationsunwillig" übersetzt wird - ist jedoch einzig: Rassistisch.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Ich komme da nicht mehr mit. Bestehende Regelungen werden nicht kontrolliert und sind damit de-facto nicht existent. Wie z.B. Tiertransporte über hunderte Kilometer zum Schlachter. Die Subventionen für Tierhaltung werden so - vorsichtig ausgedrückt - zurückhaltend zurückgefahren, dass viele Produkte aus kritischer Haltung weiterhin vom Steuerzahler mitfinanziert werden. Und damit verbilligt. Dann soll die Lösung jetzt eine Steuer obendrauf sein?
zum BeitragDietmar Rosenthal
Schöner Beitrag, und ich würde gerne folgendes hinzufügen: In der Alltagssprache geistern zwei Vorstellungen von "Normal" rum, die sich tatsächlich widersprechen, vielleicht sogar gegenseitig ausschließen: Die Bedeutung von "Norm" die eigentlich "ideal" oder "wünschenswert" sagen will - und die Bedeutung "normal", die tatsächlich "durchschnittlich" aussagt. Während z.B. der Bereich "Normalgewicht" die meiste Zeit ausdrückte, dass man zu den ca. 60% der Menschen in der Nähe des Mittelwert liegt (grob gesprochen, das soll keine Statistikvorlesung werden), war dem völlig entgegensetzt das "Idealgewicht" als Schönheitsideal wesentlich "dünner". So wie der "Normalbereich" bei (willkürliches Beispiel) IQ ca. zwischen 85 und 115 liegt, aber sich die meisten gern darüber ansiedeln würden. Oder die Gehaltspyramide, bei der das Karriereziel lange Zeit lautete möglichst zu den 2% "ganz oben" zu liegen, was die meisten aber rein arithmetisch nicht erreichen können.
Was will ich damit eigentlich sagen? "Normschön" und alle andere "Idealvorstellungen" sind konstruiert, austauschbar und in weiten Teilen Illusion. Besser akzeptieren dass man irgendwo im menschlichen Spektrum liegt, das sowieso weit gefächert ist.
zum BeitragDietmar Rosenthal
[Re]: Eine offensichtliche Interpretation ihrer Beobachtung wäre z.B.: Die höheren Einkommen beziehen die berühmt-berüchtigten "gut ausgebildeten" urbanen Eliten. In der Innenstadt von, sagen wir mal, Berlin, Frankfurt, Köln oder München wird es aber langsam schwierig, 140qm Wohnungen in Altbau oder Neobrutalismus Stil zu finden. Die finden Sie dann eher im Kiez der abgehängten, Gelsenkirchen, Gladbeck, Kaiserslautern, Rostock usw., so dass der Pöbel luftiger wohnen darf.
Mutmaßlich können diese beiden Pole über den Traum vom Eigenheim im Grünen nur milde lächeln, entweder aus Desinteresse oder Mangels realistischer Perspektive. Da darf man sich schon fragen wo Hofreiter mit seiner Argumentation eigentlich hinwollte, egal wie schlüssig und konsistent sie daher kommen mag.
zum BeitragDietmar Rosenthal
Insgesamt werden die Probleme in der Telematik Infrastruktur nicht adäquat, sondern eher alarmistisch wiedergegeben. Das Beispiel mit dem schlecht gewarteten Android Handy z.B. würde genauso auftreten wenn ein Patient seinen Arztbrief verschusselt und im Supermarkt liegen lässt. Das hat mit der Gematik wenig zu tun.
zum BeitragDieses "alles unsicher irgendwie" Gerede ist wohl eher der Grund dafür dass das System über zehn Jahre zu spät live gegangen ist.
Dietmar Rosenthal
In dem Essay wird sehr gut herausgearbeitet wie viel FDP bereits in den Grünen steckt. Oder anders ausgedrückt: Wenn unter Schröder/Fischer Hartz 4 und die Verteidigung der BRD am Hindukusch die Folge waren, was wird dann erst dabei rauskommen wenn sich die "Automänner" Kretschmann, Söder und Scheuer am Kabinettstisch versammeln?
Wenn man dann dem Essay weiterfolgt und die Grünen mit dem "neuen Bürgertum" identifiziert hat, ergibt sich auch, warum die Grünen nur ein ganz kleines bisschen Grün wagen: Denn wer so sehr mit auf der Gewinnerseite der Gesellschaft steht, hat es nicht so richtig eilig die wirtschaftliche Grundlage des eigenen Einkommens allzu radikal umzubauen. So haben 10 Jahre Rot-Grün in NRW dann auch nicht dazu geführt, den Braunkohletagebau ernsthaft zu gefährden. Oder die Abhängigkeit des Ruhrgebiets vom eigenen PKW.
Viel Veränderung sollte man von schwarz-grün wirklich nicht erwarten. Und für Merz gibt es ja den Palmer.
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[Re]: Die Argumentation der Richter in den geschilderten Fällen erschüttert mich geradezu, läuft sie doch auf eine Art "mildernden Umstand für Mord, falls es sich um Femizid handelt" heraus. Das zeigt dass Femizid für die Forschung sicher relevant ist. Für die Strafverfolgung braucht es die Unterscheidung mMn nicht, es handelt sich einfach um Mord. Den kann man nicht steigern. Das Problem liegt für mich nicht an den Gesetzen sondern in der Anwendung (wie überraschend).
Die Antwort auf beide von Ihnen aufgeworfenen Fragen kann jedoch mMn nur "nein" lauten, da aus rein analytischen bzw. theoretischen Erwägungen niemals der Schluss gezogen werden sollte ein Ereignis könne nicht eintreten. Ein Mord an einer Frau muss nicht geschlechtsbezogen sein und demzufolge wäre auch nicht jeder Mord an einer Frau ein Femizid.
Ein Mord bei dem das Geschlecht des Opfers keine Rolle spielt als "Verdeckungstat" kommt z.B. wohl vor, z.B. bei Überfällen auf alte Leute. Die dann halt einfach überfallen werden weil sie alt sind. Sowas gibt es leider. Wer jeden solchen Fall als Ausdruck patriarchalischer Gewalt sehen will, der kann das wohl tun. Das wäre dann eine Wahrnehmung. Darauf auf die Motivation der Täter zu schließen halte ich für abenteuerlich.
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[Re]: Sie irren sich in einem wichtigen Punkt: Es wird nicht in der AES Verschlüsselung (oder der Chiffre die benutzt wird) eine Hintertür eingebaut, sondern der genutzte AES Schlüssel wird an die jeweiligen Leute versandt, die mitlesen wollen. Vermutlich wie SPONOR beschreibt so verschlüsselt, dass auch nur diese Leute den Schlüssel dann benutzen können.
Andererseits haben Sie aber 100% ins Schwarze getroffen: Da die Initiative komplett öffentlich durchs Parlament geht, wird auch jeder der wirklich "geheimes" kommunizieren will das spätestens jetzt wissen. Und dann einfach seinerseits nochmal Botschaften vor dem versenden verschlüsseln oder gleich auf die gute alte PGP Mail Verschlüsselung zurückgreifen. Denn wie sie schon sagen, sichere Verschlüsselung gibt es weiterhin. Weswegen die ganze Begründung auch ins Leere greift, am Ende werden nur "arglose" Signal/WhatsApp/Wasweißich Nutzer komplett nackig durchs Netz gehen.
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[Re]: Dann forschen sie mal los! Goldstandard für Infektiösität bei SARS Cov-2 bestimmen, ROC Analyse machen, errechnen wie viel Spezifität sie gewonnen haben, es gibt viel zu tun!
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Bei Lisa Eckhart bin ich zwiegespalten - einerseits kann man die vielkritisierte Passage tatsächlich eher als Blosstellung antisemitischer Stereotype denn als misslungenen Judenwitz verstehen. Wem andererseits beim Namen "Weinstein" als allererstes einfällt "da kann ich doch was zum Thema Juden machen", dem ist auch nicht mehr zu helfen. So weit so uneindeutig. Auch vor Applaus von der falschen Seite ist niemand gefeit.
Sie jetzt derart zur Unperson zu erklären geht mir einfach zu weit. Auch wenn ihr Humor absolut nicht meiner ist. Muss er aber auch nicht.
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