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12.07.2018 , 18:43 Uhr
Dieser Artikel, oder besser der ganze NSU-Komplex zeigt sehr deutlich, dass wir unsere täterzentrierte Justiz gründlich überdenken müssen. 5 Jahre NSU-Prozess in München. Jetzt ist er endlich nach vielen Finten der Täterseite zu Ende, ab es ist ein unbefriedigendes Ende. Von Anfang galt den Tätern die ganze Aufmerksamkeit sowie zahlreiche Unterstützungsleistungen unseres Rechtsstaates. Für sie gilt z.B. grundsätzlich (und zu Recht!) bis zu ihrer Verurteilung die Unschuldsvermutung. Für die Opfer gilt bis zum Urteil dadurch eine Art "Anzweiflungsgebot": "Das ist dir vielleicht nur so vorgekommen"! Wie verletzend ist das denn?
Opfer und Angehörige wurden samt ihrem Leid und ihren Schmerzen in den Zuschauerraum geschickt, spielten höchstens als Nebenkläger eine bescheidene Rolle. Das ist keine Besonderheit des NSU-Prozesses. Es zieht sich durch unsere ganze Justiz, egal ob Rassismus, Gewalt oder Missbrauch zu beklagen sind. Das Trio um Beate Zschäpe stand als Täter im Fokus, aber die vielen Unterstützer des NSU samt Wegschauer und Verharmloser blieben im Wesentlichen außen vor. Diese Strukturen müssen wir hinterfragen. Was hat diese zehnjährige Erfolgsgeschichte und alle die anderen Ereignisse überhaupt erst ermöglicht und voran getrieben?
Was bei jedem Verkehrsunfall heute selbstverständlich ist: die Fürsorge um die Opfer, Erste Hilfe, Begrenzung des Ausmaßes der Verletzungen, psychiatrische Betreuung, erst danach kommt die Schuldfrage, alles das gilt in unserer Justiz nicht!
Zudem muss man gerade Opfern sexueller Gewalt noch immer raten, nur vor Gericht zu ziehen, falls sie wirklich stabil genug sind und ausreichende Unterstützung durch ihr Umfeld und engagierte Fachleute erhalten, sonst enden solche Prozesse für sie allzu oft in einer Retraumatisierung.
Ist das denn noch zeitgemäß? Hier braucht es eine breite gesellschaftliche Diskussion im Sinne einer opferbezogenen Justiz, in der Strukturen aufgedeckt und hinterfragt werden, auch im Sinne einer Prävention!
zum Beitrag05.06.2018 , 10:26 Uhr
Ich verstehe die Aufregung nicht. Es war von vornherein klar, dass diese Dienste nicht zu humanitären Zwecken und als Non-Profit-Organisationen eingerichtet wurden, sondern um möglichst viel Geld mit den Daten zu verdienen.
Was ich aber schlimm finde, ist dass so viele Institutionen (aus Bequemlichkeit?) diese Dienste nutzen. Wenn ich zum Beispiel bei "Quer" im Bayerischen Rundfunk über Facebook darüber diskutieren soll, warum man Facebook nicht benutzten sollte (meine Formulierung), dann werde ich hilflos. Ganze Presseartikel beruhen mittlerweile auf Facebook- oder Twittermeldungen. Unter den Zeitungsartikeln locken die Logos zum Teilen und "Liken". Warum ist wohl niemand willig, eine sinnvolle Alternative auf die Beine zu stellen? Wir sollten mal überlegen, was wir alles der Privatisierung mit ihren freiwilligen Selbsterklärungen überlassen wollen - und was nicht! Jetzt Facebook, Twitter, Google und wie sie alle heißen für böse erklären, nachdem wir sie viele Jahre liebevoll gefüttert und groß gezogen haben, halte ich für unredlich.
zum Beitrag10.04.2018 , 09:58 Uhr
Ich sehe es auch so wie tazti: Chance vertan. Hier wird am Problem vorbei argumentiert. "Psychisch krank" ist erstens nirgendwo definiert. Als "psychisch krank" kann eigentlich jeder bezeichnet werden, außer einem selbst natürlich. Zweitens geht es eben nicht um eine sachliche Zuordnung, sondern um eine plakative Stigmatisierung des "Anderen", es geht um prägnante Schlagworte. Tatwaffe Auto: man könnte also ebenso gut auf "Menschen mit Führerschein" zeigen mit Monat für Monat um die 300 Toten in Deutschland. Auch das ginge am Problem vorbei. Vielleicht sollten wir lieber über simple Stimmungsmache und das Spielen mit unseren Ängsten argumentieren.
zum Beitrag13.03.2018 , 14:19 Uhr
Wo ist Ihr Problem mit der deutschen Sprache? Sie ist lebendig, kann sich anpassen und muss auch nicht in allem logisch sein. Sie wünschen sich eine wirklich geschlechtsneutrale Formulierung. Was steht dem im Wege, es mindestens mal zu versuchen, wo es ohne Verrenkungen geht. Also anstelle von "Sehr geehrte Damen und Herren" sagen wir "Sehr geehrtes Publikum". Schon sind alle Anwesenden eingebunden und niemand muss sich "mitgemeint" fühlen.
Also können wir gerne die Idee von Frau Krämer aufgreifen und weiterentwickeln. Ich fände es gut, solche Bedürfnisse aufzugreifen statt wie die Richter den Status Quo festzuschreiben.
Natürlich haben Sie Recht, das alte Modell "männlich kontra weiblich" ist bipolar. Ein Entweder/Oder, wo ein Kontinuum erforderlich wäre. Wir haben es in der Hand, anstelle verhärteter Diskussionen kleine Anstöße in eine bessere Richtung zu geben, weil unsere deutsche Sprache eine dermaßen große Vielfalt in der Ausdrucksweise bietet. Wäre das für Sie ein gangbarer Weg?
zum Beitrag13.03.2018 , 12:03 Uhr
Ich finde es schade. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, findet man in vielen Fällen eine genderneutrale Alternative, auch ohne Gernder-Sternchen. Man muss an schlechten Gewohnheiten nicht unbedingt festhalten. Immerhin hat das Urteil die genderneutrale Ausdrucksweise nicht verboten. Für "Kontoinhaber" kann man schreiben "das Konto gehört: ...". Und die "Ausfertigung für den Kunden" kann man ersetzen durch "Ausfertigung für Vertragspartei". Nur meine Vorschläge nach kurzem Nachdenken, kann man sicher verbessern. Seit die Schreibprogramme im Rechner einen Thesaurus und ein "Sag es treffender" enthalten, ist das alles keine Schwierigkeit mehr. Und mit zunehmender Übung schleift sich das ein.
Viel Erfolg in der nächsten Instanz!
zum Beitrag25.10.2017 , 09:06 Uhr
Ja, das hätte mich auch interessiert: "Wie packt man als Whistleblower aus ohne dabei zwangsläufig sein Leben zu zerstören?" Muss man ein Einzelkämpfer sein? Oder kann man sich Unterstützung holen? Aber wo und wie? Noch ist für zu viele die moralische Richtschnur das Gebot vom "Schweigen ist Gold!". Ist es typisch für unsere angstbesetzte Kultur (Nur nicht auffallen!), dass es für "Whistleblower" keinen positiv besetzten Begriff gibt? Der "Nestbeschmutzer" kann es ja nicht sein! Für mich ist das traurige Fazit des Films: Mund halten und das Berufsfeld wechseln. Aber wollen wir das wirklich immer noch?
zum Beitrag24.06.2017 , 13:15 Uhr
Warum wird eine so pfiffige Sache schlecht geredet? Hätte es eine Brauerei gemacht, ich glaube, keinem wäre etwas aufgestoßen.
Warum fehlt ein Bild, um dass es hier geht? Hierzulande bemüht man sich (oft etwas verkrampft), junge Frauen für technische Berufe zu interessieren. Da versucht jemand, die eingetretenen Pfade zu verlassen, ist es auch nicht recht. Ich finde die Bilder inclusive der Bademode recht brav, da ist nichts besonders aufreizend, einfach hübsche junge Mädels. Und das ist ja auch die Zielgruppe, die umworben wird.
Was ich schlimm finde, ist die sexistische Altherren-Einstellung in der dpa-Meldung und den Kommentaren, die immer noch lange Haare mit mit kurzen Verstand gleichsetzen: "Kenntnisse spielen offenbar keine Rolle". Leute, das sind immerhin Abiturientinnen, und es geht um ein kurzes Praktikum. Es wird auch nicht der neue Betriebsleiter gesucht oder die neue Arbeitskluft für den Sommer vorgestellt: "Im Bikini gegen die Strahlung" Wobei zwischen Bikini und Strahlung gibts noch einen zweiten bösen Zusammenhang.
Warum sind so viele Kommentare wenns um Frauen und Gleichberechtigung geht oder gar ein wenig nach Feminismus riecht, oft so verbiestert und dogmatisch: "Auch die kein Hirn haben sollen sich finden." Hm, bitte, könnt ihr euch nicht woanders treffen?
An die taz-Redaktion: Schade, dpa-Meldung übernommen - und damit eine Chance für eine nette kleine eigene Meldung verpasst.
zum Beitrag18.06.2017 , 16:47 Uhr
Hm, schade, gleich der erste Kommentar zu diesem Thema "zur Vervollständigung des Gesamtbildes" geht meiner Meinung nach am eigentlichen Problem vorbei: die enorme Verbreitung häuslicher Gewalt. Dazu gibt es immer noch keinerlei verlässliche Zahlen, nur Schätzungen. Ich als Mann finde den Artikel weitgehend neutral formuliert. Vielleicht kann man sich als Mann im Zweifel einfach mal "mit-gemeint" fühlen. Frauen können das doch auch.
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